Das Flüstern der Albträume
war sehr entgegenkommend gewesen und hatte alle ihre Fragen beantwortet. »Irgendetwas ist uns entgangen.«
»Aber was? Wir haben die Vergangenheit von Martinez durchforstet. Es ist nichts dabei herausgekommen.«
»Sie ist Bobbys Großmutter, und King hat den Jungen bei sich und Eva aufgenommen. Zu viele Zufälle.« Garrison läutete.
Sekunden später ging die Tür auf. Ein großer, schlanker Mann mit tief liegenden Augen und dichten Bartstoppeln starrte sie durch die Fliegengittertür an. »Mr Torres.«
Torres fuhr sich mit den knochigen Fingern durchs Haar. »Detective. Haben Sie Neuigkeiten über den Mörder meiner Tante?«
»Nein, Sir, aber ich hatte gehofft, wir könnten uns noch einmal unterhalten.«
Torres zuckte die Schultern und stieß die Fliegengittertür auf. »Okay. Wenn Sie denken, dass es nützt.«
»Danke, Sir.«
Die Polizisten betraten das zugestellte Wohnzimmer, in dem sich alte Zeitungen stapelten. Bei ihrem ersten Besuch hatte Torres eingeräumt, dass er sich nur schwer von Druckerzeugnissen trennen konnte. Sowohl sein Gästezimmer als auch der größte Teil der Küche waren mit Ausgaben der Post und des Journals vollgestopft. Inzwischen stapelten sich die Zeitungen auch auf den Stühlen im Wohnzimmer, sodass kein Sitzplatz mehr frei war.
»Mir ist nicht ganz klar, was ich Ihnen noch erzählen könnte.«
Garrison zog seinen Notizblock heraus. »Was wissen Sie über den Enkel Ihrer Tante?«
»Bobby?« Torres zuckte die Schultern. »Ein stilles Kind. Ich habe ihn nicht oft gesehen. Er lebte bei seiner Mutter.«
Garrison warf einen Blick auf seine Notizen. »Mrs Martinez’ Tochter ist letztes Jahr an Krebs gestorben?«
»Ja. Schlimm, wenn man so jung an so was stirbt.«
»Was ist danach mit dem Jungen geschehen?«
»Er kam in eine Pflegefamilie. Eliza hatte nicht das Zeug dazu, ihn großzuziehen. Aber er war oft über Nacht bei ihr.«
»Hat er in der Nacht, als sie gestorben ist, bei seiner Großmutter geschlafen?«
»Nein, Gott sei Dank. Er war mit mir auf einem Rockkonzert in D.C. Mir klingeln immer noch die Ohren. Aber dem Jungen hat’s gefallen. Er hat bei mir übernachtet. Das mit seiner Großmutter haben wir am nächsten Tag erfahren.«
»Nach dem Tod seiner Großmutter kam er in eine andere Pflegefamilie.«
»Als wir erfuhren, dass Tante Eliza gestorben war, war der Junge wütend und verletzt. Seine erste Familie kam mit ihm nicht mehr klar. Aber seinem neuen Pflegevater machte es nichts aus, dass Bobby schwierig war. Zum Glück für das Kind.«
Garrison bezweifelte, dass bei diesem Szenario Glück eine Rolle gespielt hatte. »Wieso haben Sie den Jungen nicht aufgenommen?«
Der Mann scharrte unbehaglich mit den Füßen. »Ich kann den Jungen ab und zu über Nacht nehmen, aber nicht immer.«
»Und der Vater des Jungen?«
»Hat nie eine Rolle gespielt. Ich weiß gar nicht, ob Rebecca ihm überhaupt etwas von dem Kind gesagt hat. Sie meinte, der Typ würde ihr Angst machen.«
»War sie auf dem Price College?«
»Nein. Ein privates College konnte sie sich nicht leisten. Sie ging auf ein staatliches College hier in Alexandria. Schon im ersten Jahr hat sie das Studium geschmissen und Bobby bekommen. Sie hat viele Jobs angenommen, um sich und den Jungen zu ernähren. Ein paar Mal war sie allerdings im Price. Hat ihrer Mutter beim Putzen geholfen, wenn diese Verbindungsstudentinnen gefeiert hatten.«
»Hat Rebecca irgendetwas über ihre Besuche im Price erzählt?«
»Die ersten paar Male war alles prima. Sie lernte einen Jungen kennen. Aber der letzte Besuch war nicht so toll. Da ist irgendwas passiert, worüber sie nicht reden wollte.«
»Der Polizist beobachtet den Pub die ganze Zeit«, sagte King. Er stellte zwei Hamburger auf die Theke, damit Eva sie servierte.
Eva füllte einen Bierkrug. »Garrison hat ein Auge auf mich. Er macht sich Sorgen.«
King grunzte. »Gut. Sollte er auch.« Er wischte sich die Hände an der Schürze ab. »Vielleicht sollte ich dem Polizisten einen Kaffee bringen.«
»Das kann ich ja machen«, meinte Eva.
»Du willst einem Cop helfen?«
Sie zuckte die Achseln. »Vielleicht sind sie ja nicht alle schlecht.«
King lachte. »Mach du hier weiter, ich bringe den Kaffee raus. Und sei so nett und ruf Betty an. Sie ist spät dran.«
»Mach ich.«
Garrison knallte den Hörer so heftig auf die Gabel, dass der Schreibtisch bebte.
Malcolm beugte sich auf seinem Stuhl nach vorn. »Immer noch keine Kristen?«
»Sie hat ihren Flug nach New York
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