Das Flüstern der Albträume
nie angetreten.« Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Ich will, dass jeder verfügbare Beamte nach Kristen Hall sucht. Wir müssen sie finden.«
Garrison rief den Streifenpolizisten an, der den Pub bewachte. »Haben Sie Eva gesehen?«
»Vor ein paar Minuten, ja.«
»Und jetzt gerade?«
»Im Moment sehe ich sie nicht.«
»Gehen Sie rein und suchen Sie sie. Und rufen Sie mich zurück.« Er legte auf.
Detective Sinclair steckte ihren Kopf zur Tür herein. »Wir haben wieder eine Leiche.«
Garrisons Herz setzte kurz aus, und unwillkürlich betete er, dass es nicht Eva war. »Wer ist es?«
»Die Kollegen vor Ort haben sie noch nicht identifiziert.«
22
Mittwoch, 12. April, 13:30 Uhr
Als Eva sah, dass King das Telefon wieder nicht aufgelegt hatte, ging sie hin und legte den Hörer auf die Gabel. Angesichts der Tatsache, dass Garrison möglicherweise versuchte, sie zu erreichen, nahm sie in Kauf, eventuell mit einem Reporter reden zu müssen.
Als Minuten später das Telefon tatsächlich läutete, hatte sie eben einen Eimer mit warmer Seifenlauge gefüllt und den Wischer aus dem Abstellraum geholt. Sie rannte durch den Pub und nahm beim dritten Klingeln hastig ab. » King’s .«
»Eva.« Bobbys dünne Stimme hallte durch die Leitung.
»Bobby! Was ist los?« Mit einem Mal hatte sie Tränen in den Augen.
»In der Schule sind sie gemein zu mir. Ich will nach Hause.«
»Wo bist du?«
»Ich bin nicht mehr in der Schule.«
»Bobby, wo bist du?« Eva zog bereits die Schürze aus und griff nach ihrem Rucksack.
»Ich hab mich im Park hinter der Schule versteckt.«
»Schätzchen, deine Lehrerin macht sich bestimmt schreckliche Sorgen.«
»Sie weiß noch nicht, dass ich weg bin. Ich bin zwischen Sport und Musik weggegangen.«
Eva erwog, in der Schule anzurufen, fürchtete aber, dass es Bobby ängstigen würde, wenn umfassend nach ihm gesucht wurde. »Ich bin in fünfzehn Minuten bei dir. Rühr dich nicht vom Fleck.« Sie schaute sich nach King um, doch dann fiel ihr ein, dass er hinausgegangen war, um noch einmal nach dem Cop zu sehen. Sie würde zurück sein, noch ehe er merkte, dass sie weg war.
Tränen liefen ihr über das Gesicht, als sie sich vorstellte, wie Bobby sich allein und verängstigt in dem bewaldeten Park versteckte. Alles nur wegen ihr.
Durch den feinen, kühlen Nebel fühlte sich die Luft nasskalt an, als Garrison und Malcolm um kurz nach zwei am Fundort der Leiche ankamen. Die beiden stiegen aus Garrisons Wagen und gingen über den Parkplatz des Hochhauses zu den Mülltonnen.
Die Spurensicherung hatte das Gelände bereits abgesperrt, und uniformierte Beamte hielten die Schaulustigen in Schach. Garrison musterte die Menge und fragte sich, ob der Mörder wohl darunter war. Halb hoffte er, wie am ersten Tatort Eva zu sehen. Doch Eva war nicht in Sicht, und auch sonst gab es niemanden, der auffällig interessiert wirkte.
»Ich sehe Donovan nicht«, meinte Malcolm. »Das hier ist doch genau seine Art Chaos.« Garrison runzelte die Stirn.
Sie tauchten unter dem Absperrband durch und gingen zu einer Polizeibeamtin, die die Leiche bereits zugedeckt und eine Zeltplane darüber gespannt hatte, um den Regen abzuhalten.
Die Polizistin war eine zierliche Frau in den Zwanzigern, wirkte aber so tüchtig wie ein erfahrener Sergeant. Sie streckte Garrison die Hand entgegen. »Ich bin Officer Brennan.«
Er ergriff ihre Hand und stellte fest, dass sie kräftig zupacken konnte. »Was haben Sie hier?«
»Eine Frau, auf die gleiche Art umgebracht wie die anderen.«
»Wer ist es?«
»Nach dem Foto zu urteilen, das Sie haben verbreiten lassen, müsste es Kristen Hall sein.« Sie trat unter die Zeltplane, kniete sich neben die Leiche und hob die Schutzdecke seitlich an.
Garrison starrte in Kristens Gesicht. »Mist.«
Brennan zog die Decke weiter zur Seite, wobei sie vier Stichwunden ins Herz enthüllte, und dann den flachen, nackten Bauch, auf dem vier kreisförmig angeordnete Sterne eingebrannt waren.
»Scheiße.« Garrison stützte die Hände in die Hüften.
»Sie war doch so versessen darauf, die Stadt zu verlassen«, sagte Malcolm. Er ging neben der Leiche in die Hocke und betrachtete die sternförmigen Male auf ihrem Bauch. »Was kann sie zurückgehalten haben?«
»Ich will alle Verbindungsdaten von ihrem Handy«, sagte Garrison. »Ich will alle Aufnahmen der Überwachungskameras aus ihrem Wohnhaus. Überprüft, ob ihr Auto GPS hat, und spürt es auf. Ich will jeden verdammten Schritt
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