Das Flüstern der Albträume
Einbruchs für zehn bis fünfzehn Jahre ins Gefängnis wandern würde. »Haben Sie gesehen, wer Sie angegriffen hat?«
»Nur aus dem Augenwinkel.« Er klang kurzatmig.
Welche Furcht Danvers jetzt auch verspüren mochte, Garrison war es egal. Er hatte eine Frau in den Händen eines Ungeheuers zurückgelassen. »Das ist nicht gerade viel, Mr Danvers.«
»Ich will einen Deal, schwarz auf weiß, dann erzähle ich mehr. Ich kann Ihnen sagen, wo das Haus ist – ich wette, er hat die Frau umgebracht.«
Garrison lächelte. »Mr Danvers, Sie sind auf Kaution draußen. Wenn Sie mir nicht sagen, was Sie wissen, lasse ich jeden einzelnen Polizisten in Nordvirginia nach Ihnen suchen.«
»Mich wird niemand finden. Nicht Sie und nicht dieser verrückte Wichser.« Er atmete tief ein und wieder aus. »Ich hab meine beschissene Brieftasche in dem Haus fallen lassen. Er weiß, wo ich wohne.«
»Dann kommen Sie lieber her, damit ich Sie schützen kann.«
»Wenn ich Ihnen die Adresse von dem Haus gebe, lassen Sie ja trotzdem nach mir fahnden, und ich muss wieder ins Gefängnis. Sie wissen doch bestimmt, dass das mein dritter Einbruch war. Ich kann nicht riskieren, die nächsten zehn Jahre weggesperrt zu werden.«
»Geben Sie mir einfach die Adresse.«
»Ich will nicht wieder ins Gefängnis.«
»Das kann ich erwirken.«
Danvers stieß einen Seufzer aus. »Ich will eine schriftliche Zusage. Ich werde Ms Carlson heute Abend um sechs anrufen, und wenn sie die Zusage von Ihnen hat, schicke ich Ihnen die Adresse per SMS . Sobald Sie den Mörder gefunden haben, lasse ich mich wieder blicken.«
Connor Donovan balancierte einen Pappbecher mit einem doppelten Espresso und einen Karton voller Notizblöcke, Klebezettel und Zeitungsartikel auf der Hüfte, während er den Schlüssel in das Schloss seines Briefkastens steckte. Er rüttelte ein paar Mal, zog den Schlüssel ruckartig nach vorne und drehte ihn dann ganz vorsichtig um. Gestern Abend war er noch in der Pathologie gewesen, in der Hoffnung, jemanden zu finden, der ihm etwas über die tote Frau beim Übergangswohnheim sagen konnte. Doch niemand war bereit gewesen zu reden, egal, was er angeboten hatte. Also hatte er sich zu seinem Lagerschuppen aufgemacht und sich auf der Suche nach seinen Notizen zum Mord im Wohnheim der Studentinnenverbindung durch Kisten voller alter Unterlagen gewühlt. Nachdem er bereits fünf gesichtet hatte, war er in der hintersten Ecke fündig geworden und auf die Kiste mit den gesuchten Papieren gestoßen.
Seine Augen brannten, als er jetzt die Post – hauptsächlich Werbung und Rechnungen – aus dem vollen Briefkasten holte. Er steckte sich das Bündel unter den Arm, verschloss den Briefkasten wieder und stieg die Treppen hinauf in seine Wohnung im dritten Stock. Er nahm nie den Aufzug, sondern ging lieber zu Fuß. Ins Fitnessstudio kam er aus Zeitgründen nur selten, trotzdem war er stolz darauf, immer noch genauso schlank zu sein wie zu den Zeiten, als er beruflich häufiger draußen unterwegs gewesen war.
Er schloss die Wohnungstür auf, trat ein und stieß sie mit dem Fuß hinter sich zu. Die meisten Besucher machten als Erstes eine Bemerkung über die polierten Holzböden und die weißen Wände. Ihm gefiel der schlichte, karge Stil, so hatte er beim Schreiben weniger Ablenkung.
In dem großen Wohnzimmer stand eine niedrige, ausladende schwarze Couch, davor ein Couchtisch und ein Flachbildfernseher. Die einzigen Bilder an den Wänden waren Fotos, die er auf seinen Reisen geschossen hatte. Amerikanische Soldaten, die vor einer Schule in Bagdad eine Flagge hissten. Schnee, der in München auf ein Schulmädchen mit blonden Zöpfen fiel. Eine junge Frau in Madrid, die hinter ihrem Freund auf einer Vespa saß, die Arme um seine Taille geschlungen, und lächelnd über die Schulter zurückblickte. Ein russischer Soldat, der eine gepflasterte Straße beim Kreml in Moskau überquerte und von ein paar Schulmädchen beobachtet wurde. Jedes Foto stand für eine Story, an der er gearbeitet hatte, und jedes von ihnen war ein perfekter Aufhänger für ein Gespräch.
Er stellte den Karton auf einen glänzenden schwarzen Tisch und legte die Post daneben, behielt den Espressobecher jedoch in der Hand.
In der kombüsenartigen Küche glänzten Chrom und schwarze, polierte Granitflächen. Es sah alles sehr edel aus, aber er benutzte die Küche nur selten.
Donovan ging die Post durch und legte Werbung und Rechnungen auf getrennte Stapel. Ganz zuletzt stieß er
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