Das Flüstern der Albträume
Ordnung.«
Jemand wusste über ihre Vergangenheit Bescheid.
Eva rang sich für King und Bobby ein halbherziges Lächeln ab. »Keine Sorge, Jungs. Keine Sorge.«
King zog eine buschige Augenbraue hoch.
Selbst Bobby hatte aufgehört zu essen und starrte Eva an, als versuchte er, ihre Gedanken zu lesen.
Eva biss in ihren Bagel und tat ihr Bestes, um entspannt auszusehen. »Ihr beide wirkt so ernst. Es ist nichts, wirklich.« Um das Thema zu wechseln, sagte sie: »Dieser Informatikprofessor am St. Margaret hat gesagt, ich könnte nach seiner Vorlesung jederzeit im Computerraum vorbeikommen.«
»Du solltest hingehen«, meinte King.
Eva schüttelte den Kopf. »Für heute lasse ich es. Ich helfe euch bei der Suche nach Merlin.«
King wehrte ab. »Nein, geh nur. Ich sehe doch, wie deine Augen leuchten, wenn du aus der Vorlesung kommst. Bobby und ich werden Merlin einfangen.«
Die Brauen des Jungen zogen sich zusammen. »Ich mag die Schule nicht, aber Lesen mag ich.«
Eva lächelte. »Was liest du denn gerne?«
»Über Cowboys. Und Boote.«
»Ich wette, du bist gut darin«, meinte Eva.
»Klar.« Mit einem Mal wirkte sein kleiner Körper so angespannt wie eine geballte Faust. Er hatte sich an etwas aus seiner Vergangenheit erinnert.
»Schon okay«, sagte Eva. Bei ihr gab es manchmal ähnliche Momente. Dann sprach sie über irgendetwas Belangloses, und auf einmal brach die Vergangenheit über sie herein.
Bobby seufzte. »Bist du nicht zu alt für die Schule?«
»Man ist nie zu alt.« Eva zuckte die Achseln. »Ich hatte nicht die Möglichkeit, lange hinzugehen, als ich jünger war. Ich hole ein bisschen davon nach.«
»Warum bist du nicht in die Schule gegangen?«
»Gute Frage«, meinte King.
Ihre Intelligenz, die ihr mit sechzehn Jahren eine Zulassung zum College und ein Stipendium eingebracht hatte, hatte sie nicht vor einem Schuldspruch wegen Totschlags bewahrt. »Aus vielerlei Gründen.«
»Was für welche denn?«, fragte Bobby.
»Zum Beispiel solche, die jetzt keine Rolle spielen.« Eva fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und sah auf die Uhr. »Ich gehe lieber, sonst komme ich zu spät zur Vorlesung.«
»Ja, geh nur«, sagte King. »Der Junge und ich müssen ein Kätzchen einfangen.«
Bobby betrachtete Eva forschend. »Kommst du wieder?«
»Natürlich. Ich bin nur ein paar Stunden weg.« Im Computerraum würde sie online gehen und nach Kindern suchen können, auf die Bobbys Beschreibung passte.
Der Junge nahm einen weiteren Bagel aus dem Korb. »Nicht jeder kommt wieder.«
»Nun, ich schon.«
Er schob die Unterlippe vor. »Auch wenn du nicht wiederkommst, ich bin kein Baby. Ich kann schon auf mich selbst aufpassen.«
Garrison und Malcolm hielten genau eine Stunde später vor dem steinernen Eingangstor des Fort Ward Park. Die Bäume hatten begonnen, auszutreiben, sodass das Gelände ein bisschen weniger kahl wirkte als im Winter. Doch es war immer noch frisch, und wahrscheinlich liefen nur wenige Touristen dort herum. Garrison parkte auf dem vollständig leeren Parkplatz am Eingang. Er sah auf seine Armbanduhr.
»Was will die Carlson uns denn nun verkaufen?«, fragte Malcolm. »Sie führt doch immer irgendwas im Schilde.«
»Ich weiß es nicht. Aber ihr Mandant kann uns vielleicht auf eine Spur führen, die etwas mit dem Mord an unserer Unbekannten zu tun hat. Ich muss wissen, was die beiden zu sagen haben.«
»Die Frau geht mir wahnsinnig auf die Nerven«, brummte Malcolm. »Ich bezweifle, dass sie ein Gewissen hat.«
»Wer weiß? Vielleicht doch.«
»Wie kannst du das nur sagen? Bei Gericht war sie die reinste Hyäne.«
»Sie hat nur ihre Arbeit gemacht. Und sie hat den Fall Dixon fair und nach den Regeln gewonnen. Mir hat es nicht gefallen, aber es ist abgehakt und vorbei.«
Malcolm drehte sich zu seinem Partner um. »Wie machst du das?«
»Was denn?« Garrison hielt den Blick geradeaus gerichtet und trommelte aufs Lenkrad.
»Du scheinst nie sauer zu werden.«
Garrison war froh darüber, dass sein Lächeln so viel verbarg. »Mein Motto ist ganz einfach: Werd nicht wütend, sondern räch dich.«
Malcolm schüttelte den Kopf. »Ich will beides.«
Garrison lachte. »Das geht eben nicht immer.«
Links neben Garrison hielt ein glänzender schwarzer BMW , aus dem Angie Carlson stieg, die Augen hinter einer dunklen Brille verborgen. Sie ging um ihr Auto herum, während Garrison den Motor abstellte und ebenfalls ausstieg. Malcolm folgte ihm, und beide begrüßten die Anwältin.
Angie
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