Das Flüstern der Albträume
Abend?«
Ihre Finger zitterten vor Erwartung, und nervös trommelte sie auf dem Schreibtisch herum. »Prima. Wo?«
»In der Prince Street gibt es eine Bar.«
»Das Renegade’s ?«
»Ja.«
»Das kenne ich. Ist neun Uhr okay?«
»Aber klar doch, Babe.«
»Ich kann’s kaum erwarten.«
»Ich auch nicht.«
8
Dienstag, 4. April, 17:26 Uhr
Als Garrison in sein Büro zurückkam, saß Lieutenant Macy LaPorta in einem der beiden Metallstühle vor seinem Schreibtisch, die langen, ausgestreckten Beine übereinandergeschlagen, und starrte auf ihren BlackBerry. LaPorta liebte ihre elektronischen Spielzeuge, während Garrison selbst Handys und Funkempfänger lediglich als notwendige Übel duldete.
Er ging an Macy vorbei und ließ die Schlüssel auf den Schreibtisch fallen, zog seine Jacke aus und hängte sie über die Stuhllehne. »Was hast du für mich?«
Sie tippte eine Nachricht in den BlackBerry. »Wo ist dein Partner?«
»Kier? Er überprüft ein paar von unseren Brandzeugen.«
Sie drückte auf Senden und verstaute den BlackBerry in der Tasche ihres dunklen Blazers, als hätte sie alle Zeit der Welt. »Das Feuer war definitiv Brandstiftung. Wir haben das Gebäude auf Chemikalien hin untersucht, und um die Küche herum leuchtet es wie ein Weihnachtsbaum. Dem Geruch nach tippe ich auf Benzin, aber die Tests müssen es noch bestätigen. Wäre ein Molotowcocktail gegen die Eingangstür geworfen worden, wie dein Zeuge behauptet hat, hätte das Haus sofort lichterloh gebrannt.«
Garrison lehnte sich auf seinem Schreibtischstuhl zurück und fragte sich, welchen Grund der Mörder gehabt haben könnte, das Wohnheim in Brand zu setzen. War er von jemandem aus dem Heim gesehen worden, als er die Leiche abgelegt hatte? Oder sandte er ihnen eine Botschaft? »Wurde bei einem der Bewohner Brandbeschleuniger festgestellt?«
»Nein. Sie waren alle sauber. Und soweit wir wissen, hatte keiner von ihnen bisher mit Brandstiftung zu tun oder einen Grund, das Haus abzubrennen.« Der BlackBerry summte. Macy holte ihn aus der Tasche, warf einen Blick aufs Display, ignorierte den Anrufer jedoch. »Irgendwas Neues über deine Tote?«
»Ich gehe nachher in die Rechtsmedizin. Die Pathologin führt die Autopsie in einer Stunde durch. Noch keine Identifikation durch Fingerabdrücke. Und bis jetzt passt die Beschreibung der Toten auf keine der vermissten Personen.«
»Da hast du ein richtiges Rätsel, Garrison. Und du magst ja Rätsel, wie ich mich erinnere.«
Er grinste in der Hoffnung, privaten Anspielungen ausweichen zu können. »Klar, warum auch nicht?«
Einen Moment lang betrachtete sie ihn. »Vielleicht war das der Grund, weswegen es mit uns nicht geklappt hat. Ich bin einfach zu gradeheraus. Ein offenes Buch. Kein Geheimnis, das gelüftet werden muss.«
»Das ist doch gut.«
»In unserem Fall nicht.«
Er verspannte sich. Wieso wollte sie gerade jetzt über die Vergangenheit reden? Da er nicht wusste, was er sagen sollte, sagte er gar nichts.
»Hast du dich je gefragt, wieso das mit uns nicht funktioniert hat? Das ist ein Rätsel, das ich nie habe lösen können.«
Es hatte weder mit Macy noch mit irgendeiner anderen Frau funktioniert – nicht, seit Susan gestorben war. Das Leben mit seiner Frau war eine Achterbahnfahrt gewesen, voller Höhen und Tiefen. Anfangs fand er das toll, doch dann wurden die Stimmungsschwankungen immer ausgeprägter. Entweder Susan konnte wochenlang nicht schlafen, oder sie brach zusammen und kam tagelang nicht mehr aus dem Bett. Sich um sie zu kümmern, war zur Vollzeitbeschäftigung geworden. Und dennoch hatte er sie geliebt und versucht, ihren Zustand zu bessern. Sie waren vierzehn Monate verheiratet, als er eines Tages nach Hause kam und sie tot vorfand. Sie hatte sich das Leben genommen. Das war zehn Jahre her, und seitdem hatte er keine längere Beziehung mehr gehabt.
»Ich habe dich nie angelogen, LaPorta.« Und das hatte er tatsächlich nicht getan. Er hatte auch nie etwas versprochen, was er nicht geben konnte. Ein normales Leben. Eine Familie.
»Du hast eine Gabe, Menschen anzuziehen und ihnen das Gefühl zu geben, sie wären etwas Besonderes.«
Unbehagliches Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
Macy hatte normalerweise nicht mit Gefühlen zu kämpfen, und es überraschte ihn, dass sie es jetzt tat. »Wahrscheinlich gibt es nichts zu sagen.«
»Worum geht es eigentlich?«
Sie richtete sich unvermittelt auf, als wäre ihr plötzlich
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