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Das Flüstern der Albträume

Das Flüstern der Albträume

Titel: Das Flüstern der Albträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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auf einen braunen, handschriftlich adressierten Briefumschlag.
    Hin und wieder schickte seine Schwester ihm Zeitungsartikel, die ihn interessieren könnten. Aber Nadia lebte inzwischen in Europa, und der Poststempel auf dem Umschlag war von hier. Es drängte ihn, endlich die alten Unterlagen durchzugehen, deshalb riss er den Umschlag ungeduldig auf. Er zog ein einzelnes Blatt Papier heraus und sah einen handgeschriebenen Satz. Bereue, sonst wirst du büßen.
    »Was zum Teufel?« Wäre der Brief nicht an seine Privatadresse geschickt worden, hätte er ihn zusammengeknüllt und weggeworfen. Im Laufe der Zeit hatten schon so einige Spinner versucht, mit ihm in Kontakt zu treten. Aber dieser Brief war privat gekommen, dabei hatte er seine Identität immer so sorgfältig vor allen verborgen.
    Donovan betrachtete den Zettel. Er konnte zwar die Polizei anrufen, aber was würden die schon ausrichten? »Halten Sie die Augen offen«, würden sie sagen.
    Um zu wissen, dass er vorsichtig sein musste, brauchte er nicht den halben Tag auf einer Polizeiwache herumzusitzen. Sorgfältig faltete er den Brief zusammen, steckte ihn wieder in den Umschlag und verstaute ihn in der Mappe mit den Hassbriefen.
    Bereue, sonst wirst du büßen.
    Hätte der Brief die üblichen hirnlosen Beschimpfungen enthalten, hätte Donovan ihn abgetan. Doch als er den Karton öffnete und zu suchen begann, gingen ihm die einfachen Worte immer wieder durch Kopf.
    Roter Reiter war noch nicht mal eine Stunde online, als Drama-Girl in den Chatroom kam. Die beiden hatten sich vor ein paar Wochen in dem Chat für berufstätige Singles in der Umgebung von Washington, D.C., kennengelernt. Sie waren einander schnell nähergekommen, und bald fing Drama-Girl an , sich auf ihre Unterhaltungen zu freuen.
    Drama-Girl war einsam und niedergedrückt, weil die Ehe ihrer Eltern nach dreißig Jahren geschieden wurde und ihre eigene Beziehung mit einem verheirateten Mann ebenfalls zu Ende war. Hinzu kam, dass ihr Job in der Werbung sie zunehmend belastete, weil die Arbeit immer stärker von Konkurrenz geprägt war.
    Der Chatroom half ihr, loszulassen. »Mein Chef ist ein Arsch.«
    Roter Reite r antwortete: »Er weiß deine Arbeit einfach nicht zu schätzen. Du hast mir ja erzählt, wie hart du arbeitest.«
    Drama-Girl gefiel es, dass Roter Reiter in ihrem Alter und beruflich ehrgeizig war. Auch er machte Überstunden und spürte den Druck im Arbeitsleben. »Ich müsste seinen Job haben. Er denkt, er weiß, wie alles geht, dabei hat er keine Ahnung.«
    »Irgendwann wirst du seinen Job haben. Ich habe Vertrauen in dich. Du wirst es weit bringen.«
    Drama-Girl sah von ihrem Laptop auf und blickte durch die Glaswände ihres Büros. Der Junge, der die Post brachte, stand vor ihrer Tür und sortierte gemächlich die Umschläge. »Eines Tages wird mir die Firma gehören.«
    »Jede Wette, dass sie das wird. Ich sage dir ja ständig, wie klug du bist.«
    »Danke. Bei dir fühle ich mich immer so gut.« Niemand verstand sie so wie Roter Reite r.
    Sie hatte ihm Fotos geschickt. Die ersten waren nett und harmlos. Als Roter Reiter ihr ein Foto von sich geschickt hatte und sie zu ihrer Freude eine dunklere, düsterere Ausgabe von Brad Pitt erblickt hatte, war sie ganz aufgeregt gewesen. Vielleicht hatte sie den Richtigen gefunden. »Deine Augen sind wunderschön!«
    Gott, sie hatte gerade ihren dreißigsten Geburtstag hinter sich und war dabei, sich in einen Mann zu verlieben, den sie noch nie persönlich getroffen hatte. Sie kannte all die Warnungen, sah sich sogar diese Verbrechens-Reality-Shows an, aber Roter Reiter war nicht so. Er forderte nie etwas und gab ihr so viel Halt. Er war aufrichtig und echt. Das spürte sie.
    Sie hatte ihm freizügigere Fotos geschickt. Als sie gesagt hatte, sie wolle sich mit ihm treffen, hatte Roter Reiter gemeint, sie sollten es langsamer angehen lassen. Er wollte, dass sie sich sicher war. Es rührte sie, dass er so um ihr Wohlergehen besorgt war.
    Aber Drama-Girl war ungeduldig, und sie war sich ihrer Gefühle sicher. Die Warterei war zu viel für sie. »Hey, komm, treffen wir uns. Ich gehe in ein paar Tagen auf Geschäftsreise und will dich vorher sehen. Ich bin mir bei dir so sicher.«
    Mehrere Augenblicke lang blinkte der Cursor, als wäre die Maschine tief in Gedanken versunken. »Bist du das wirklich?«
    Sein lächelndes Foto sah sie an und vermittelte ihr das Gefühl einer tiefen spirituellen Verbindung. »Ich bin ganz sicher. Wann?«
    »Heute

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