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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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verbreitet, aber nicht viele Männer heißen Arlen.«
    Jephs Augen leuchteten auf. »Ist das wahr?«
    Der Tätowierte Mann nickte. »Das liegt schon ein paar Jahre zurück, aber ich erinnere mich, dass er für Cobs Siegelwerkstatt in Miln arbeitete. Kann sein, dass du dort mehr über ihn erfährst.«

    Jeph griff mit beiden Händen nach einer Hand des Tätowierten Mannes. »Möge die Sonne auf dich scheinen, Kurier.«
    Der Tätowierte Mann nickte, entzog Jeph seine Hand und ging hinüber zu Renna. »Das Licht schwindet«, wiederholte er. Dieses Mal nickte sie zustimmend und ließ sich von ihm in Schattentänzers Sattel heben. Er setzte sich vor sie, und sie hielt sich an seiner Taille fest, als sie zur Straße trabten und sich in Richtung Norden wandten.
    »Führt der Weg zu den Freien Städten nicht nach Süden?«, wunderte sich Renna.
    »Ich kenne eine Abkürzung. Auf der sind wir schneller, und wir können die Stadt meiden.« Schattentänzer legte Tempo zu, und sie flogen förmlich die Straße entlang. Der Wind griff in Rennas Haare, und als sie plötzlich hell auflachte, stimmte der Tätowierte Mann mit ein.

    Arlen erinnerte sich tatsächlich noch an jeden Pfad und an jedes Feld der Bauernhöfe im Norden von Tibbets Bach. Bevor Renna sich versah, befanden sie sich auf der Hauptstraße, die aus der Gemeinde herausführte, und hatten sogar Mack Weides Hof hinter sich gelassen.
    Den Rest des Tages ritten sie in einem scharfen Galopp und hatten eine ordentliche Strecke zu den Freien Städten zurückgelegt, als Arlen eine knappe Viertelstunde vor Sonnenuntergang das Pferd jäh zügelte.
    »Ist es nicht ein bisschen spät?«, fragte sie.
    Arlen zuckte mit den Schultern. »Die Zeit reicht völlig, um die Zirkel auszulegen. Wenn ich allein wäre, hätte ich überhaupt nicht angehalten.«
    »Dann reiten wir weiter«, schlug Renna vor, wobei sie ihre Furcht vor der Nacht verdrängte. »Ich habe versprochen, dich nicht zu behindern.«

    Er achtete nicht auf sie, sondern stieg vom Pferd und holte zwei tragbare Bannzirkel aus den Satteltaschen. Einen warf er über Schattentänzer, den anderen legte er auf eine kleine Lichtung und richtete schnell die Siegel aus.
    Renna schluckte, aber sie erhob keinen Einspruch. Sie verkrampfte sich, griff nach ihrem Messer und spähte in die Runde; angespannt wartete sie darauf, dass der Dämonennebel aus dem Boden emporstieg. Arlen sah hoch und bemerkte ihr Unbehagen. Er unterbrach seine Arbeit, erhob sich aus seiner gebückten Haltung und fing an, in den Satteltaschen zu stöbern.
    »Da ist er ja«, rief er schließlich. Sehr zu Rennas Verwunderung entfaltete er mit einer flinken Bewegung aus dem Handgelenk einen Umhang und warf ihn über Rennas Schultern. Er rückte ihn zurecht, band ihn zu und zog ihr die Kapuze über den Kopf.
    Der Stoff, der sich an ihre Wangen schmiegte, war unglaublich weich, wie das Fell eines Kätzchens. An grobe, selbst gesponnene Stoffe gewöhnt, hatte sie gar nicht gewusst, dass es ein so feines Material überhaupt gab. Sie schaute an sich herunter und schnappte wieder vor Verblüffung nach Luft. In das Gewebe waren Siegel eingenäht, mit unbeschreiblich winzigen Stichen. Hunderte von Symbolen.
    »Das ist ein Tarnumhang«, klärte Arlen sie auf. »Solange du dich in ihn wickelst, weiß kein Dämon, dass du überhaupt da bist.«
    »Ist das wahr?«, staunte sie.
    »Ich schwöre es bei der Sonne«, beteuerte er. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie immer noch ihr Messer umklammerte. Ihre Fingerknöchel schmerzten von dem krampfhaften Griff, als sie sich endlich entspannte und es losließ. Endlich konnte sie wieder tief durchatmen.
    Arlen beugte sich erneut über die Zirkel und hatte sie im Nu fertig ausgerichtet, während Renna eine Feuergrube anlegte und Ilains Proviantkorb holte. Eine Zeit lang saßen sie einträchtig nebeneinander, teilten sich kalte Fleischpasteten und Schinken, frisches
Gemüse, Brot und Käse. Gelegentlich attackierten Horclinge die Siegel, aber Renna vertraute darauf, dass Arlen ein erstklassiger Bannzeichner war, und schenkte ihnen keine Beachtung.
    »In diesem weiten Kleid sitzt du ziemlich unbeholfen auf dem Pferd«, meinte Arlen.
    »Was?«, fragte Renna
    »Wenn du nicht richtig im Sattel sitzt, kann ich Schattentänzer nicht die Zügel schießen lassen«, erklärte er.
    »Wie, er ist noch schneller?«, staunte sie.
    Arlen lachte. »Und ob!«
    Sie lehnte sich zu ihm herüber und schlang die Arme um seine Schultern. »Wenn du willst,

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