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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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. Sie mögen zwar stärker und schneller sein als ihr, aber ihre Gehirne arbeiten so beschränkt wie das eines begriffsstutzigen Hundes. Durch ihre Körperhaltung verraten sie ihre Absichten, und die simpelste Finte bringt sie durcheinander. Vergesst nie, euren Kopf einzusetzen, dann werdet ihr immer wieder die Sonne aufgehen sehen!

    Jardir tat so, als wolle er zur nächsten Dämonengrube rennen, doch dann schlug er einen Haken und sprintete stattdessen in Richtung der Treppen. Rein aus dem Gedächtnis wich er den Schutthaufen und Barrikaden aus, ohne Zeit mit Hinsehen zu verschwenden, da er die Lage und Anordnung dieser Hindernisse ohnehin auswendig wusste. Kreischend nahm der Dämon die Verfolgung auf, aber Jardir achtete nicht mehr auf ihn, sondern konzentrierte seine Aufmerksamkeit vollständig auf den vor ihm liegenden Pfad.
    »Oot!«, schrie er, als Hasiks Versteck in Sicht kam, und kündigte damit den hinter ihm her rennenden Dämon an. Während er in der Nische Schutz suchte, könnte Hasik die Bestie in einen Hinterhalt locken.
    Aber Hasiks Platz war leer. Offenbar hatte der Krieger gerade einem anderen Dämon eine Falle gestellt und kämpfte nun an dem Hinterhalt.
    Jardir wusste, dass er sich in die Nische flüchten konnte, aber was passierte dann mit dem Dämon? Bestenfalls entkam er dem Schlachtfeld, und schlimmstenfalls erwischte er einen nichtsahnenden Krieger oder nie’Sharum und fiel über sie her, ehe sie wussten, wie ihnen geschah.
    Er presste sein Kinn an die Brust, schob den Kopf vor und stürmte weiter.
    In dem primitiven Labyrinth gelang es ihm, einen Vorsprung herauszuschinden, aber der Dämon war immer noch dicht hinter ihm, als der Hinterhalt in Sicht kam.
    »Oot!«, brüllte Jardir. »Oot! Oot!« Er setzte zu einem verzweifelten Endspurt an und hoffte inbrünstig, die dort versammelten Krieger würden ihn hören und zum Kampf bereit sein.
    Als er um die letzte Barriere herumschoss, packten ihn zwei starke Hände und rissen ihn zur Seite. »Denkst du, das ist ein Spiel?«, fuhr Hasik ihn an.
    Darauf fiel Jardir keine Antwort ein, aber zum Glück brauchte er auch keine, denn der Dämon stürmte geradewegs in den Hinterhalt
hinein. Ein dal’Sharum warf ein Netz über ihn, das ihn zu Fall brachte.
    Der Dämon zappelte wie verrückt, durchtrennte die derben Stricke aus geflochtenem Rosshaar wie dünne Fäden und schien kurz davor zu sein, sich zu befreien, als mehrere Krieger sich auf ihn stürzten und gegen den Boden pressten. Trotzdem gelang es dem Scheusal noch, einem dal’Sharum mit den Krallen das Gesicht zu zerkratzen; schreiend taumelte der Mann zurück, aber sofort trat ein anderer an seine Stelle, packte zwei der kräftigen, überlappenden Panzerschuppen des Dämons, zerrte sie mit bloßen Händen auseinander und entblößte das darunterliegende, empfindliche Fleisch.
    Hasik schleuderte Jardir zur Seite, stürzte sich mitten in das Getümmel und stieß seinen Speer in die Lücke. Der Dämon heulte und krümmte sich unter Schmerzen, aber Hasik drehte die Waffe brutal herum. Die Bestie zuckte ein letztes Mal und lag dann reglos da. Jardir stieß einen Kriegsschrei aus und riss seine Faust in die Höhe.
    Seine Euphorie dauerte jedoch nur kurz, denn Hasik ließ den Speer los, der noch in dem toten alagai steckte, und stürmte auf ihn zu.
    »Hältst du dich für einen Anlocker, nie’Sharum ?«, polterte er los. »Weil du so vermessen warst, den alagai in eine Falle zu hetzen, die noch nicht wieder fertiggestellt war, hätten Männer den Tod finden können!«
    »Es war nicht meine Absicht …«, stotterte Jardir, aber Hasik verpasste ihm einen deftigen Hieb in die Magengrube, und die Antwort zerplatzte auf seinen Lippen.
    »Ich habe dir nicht erlaubt zu sprechen, Knabe!«, schnauzte Hasik. Jardir sah, dass er außer sich war vor Wut, und hielt vorsichtshalber den Mund. »Du hattest den Befehl, in deinem Versteck zu bleiben, und nicht, alagai dahin zu führen, wo sie unvorbereiteten Kriegern in den Rücken fallen können!«

    »Es ist besser, dass er ihn hierhergebracht und uns gewarnt hat, anstatt ihn einfach auf der Terrasse herumstreifen zu lassen, Hasik«, mischte sich Jesan ein. Hasik funkelte ihn zornig an, widersprach jedoch nicht. Jesan war ein älterer Krieger von vielleicht vierzig Wintern, und in Abwesenheit von Kaval oder des kai’Sharum hörten die anderen Männer auf ihn. Er blutete stark aus den Wunden, wo der Dämon ihm mit den Krallen das Gesicht zerfetzt hatte, aber er

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