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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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gegenüberliegenden Klippen hinauf kroch. Und in dem düsteren Tal erschienen die ersten alagai .
    Der Nebel stieg aus dem Lehm und dem Sandstein nach oben und verdichtete sich zu dämonischen Gestalten. Jardir und Abban beobachteten fasziniert, wie sich dreißig Fuß unter ihnen in dem
Hof die Dämonen formten, im flackernden Schein der riesigen Scheiterhaufen, auf denen die dal’Sharum sämtliches brennbares Material, das man in Baha gefunden hatte, entzündeten.
    Zum ersten Mal begriff Jardir wirklich, wovon die dama ihnen jahrelang erzählt hatten. Die alagai waren Bestien, jenseits von Everams Licht. Ala hätte von Anfang bis Ende das Paradies des Schöpfers sein können, wenn es diese Scheusale nicht gäbe, die Alas Antlitz mit ihrer Verderbtheit besudelten. Ein abgrundtiefer Hass durchdrang ihn bis ins Mark, und er wusste, dass er mit Freuden sein Leben opfern würde, um diese Ungeheuer zu vernichten. Er griff nach einem der Ersatzspeere, die in dem Versteck lagerten, und malte sich die Zukunft aus, wenn es ihm erlaubt sein würde, gemeinsam mit seinen dal’Sharum -Brüdern die alagai zu jagen.
    Abban umklammerte Jardirs Arm, und als er sich umdrehte, sah er, wie sein Freund mit zitternder Hand auf die nur wenige Fuß entfernte Terrassenmauer zeigte. Überall auf der Terrasse stiegen die Nebelschwaden empor, und auf dem oberen Rand des Walls bildete sich gerade ein Winddämon heraus. In geduckter Haltung, die Schwingen zusammengeklappt, nahm er feste Gestalt an. Keiner der beiden Jungen war einem Dämon jemals so nahe gewesen, und während der Anblick Abban offensichtlich mit Entsetzen erfüllte, empfand Jardir nichts als Wut. Er festigte seinen Griff um den Speer und fragte sich, ob er die Kreatur angreifen und von der Mauer stoßen konnte, ehe sie sich vollständig ausgebildet hatte, damit sie unten in einer der Dämonengruben landete.
    Abban drückte Jardirs Arm so kräftig, dass es schmerzte. Jardir warf einen Blick auf seinen Freund und sah, dass Abban ihm direkt in die Augen starrte.
    »Sei nicht dumm«, warnte Abban.
    Jardir schaute zu dem Dämon zurück, doch in diesem Moment wurde ihm die Entscheidung abgenommen, denn der alagai löste seine Krallen aus dem Sandsteinwall und sprang mit einem kraftvollen
Satz in die Nacht hinein. Man hörte ein klatschendes Geräusch, als der Winddämon an Höhe gewann, und dann verdunkelten seine riesigen Flügel die Sterne.
    Nicht weit entfernt entstand ein orangefarbener Lehmdämon, der kaum von der Lehmziegelwand, an der er sich festkrallte, zu unterscheiden war. Der Dämon hatte einen gedrungenen Körper mit einer platten Schnauze und war nicht größer als ein eher kleiner Hund, aber seine wulstigen Muskeln, die kurzen, harten Krallen und die dicken, überlappenden Panzerschuppen machten ihn zu einem mörderischen Räuber. Die Kreatur hob ihren stumpfen Kopf und sog witternd die Luft ein. Kaval hatte ihnen beigebracht, dass ein Lehmdämon mit seinem Kopf nahezu alles durchbrechen konnte, er zertrümmerte Gestein und rammte Dellen in dünnen Stahl. Sie konnten sich selbst davon überzeugen, wozu diese geballte Kraft fähig war, als der Dämon sie angriff, indem er mit dem Kopf voran gegen die Siegel rings um ihr Versteck anrannte. Von der Aufschlagstelle breitete sich ein spinnwebförmiges Netz aus silberner Energie aus und der Dämon wurde zurückgeworfen. Doch sofort attackierte er die Siegel ein zweites Mal, grub seine Krallen in die Felswand und schlug immer wieder mit dem Schädel zu, hämmerte wie besessen auf die Symbole ein, deren magisches Licht in der Luft flimmerte.
    Jardir hob seinen Speer und stieß ihn gegen den Rachen des Dämons, wie er es von den dal’Sharum während ihrer Reise durch die Wüste abgeguckt hatte. Aber der Dämon war schneller als er, schnappte die Spitze mit den Kiefern und biss zu. Das Metall verbog sich wie Ton, die Kreatur schüttelte ein paarmal den Kopf, riss Jardir die Waffe aus der Hand und hätte ihn um ein Haar aus dem sicheren Versteck herausgezerrt. Mit einem heftigen Ruck zur Seite schleuderte der Dämon den Speer über die Mauer und in die Dunkelheit hinein.
    Von seinem Schlupfwinkel aus, der ein Stück weiter auf derselben Terrasse lag, hatte Hasik den Vorfall beobachtet. Er war als
Anlocker postiert und würde bald vorpreschen, um die Dämonen ihrem Schicksal zuzuführen.
    »Wenn du noch einen einzigen Speer vergeudest«, schrie er, wobei die Zischlaute immer noch durch die Zahnlücke pfiffen, »dann schmeiße ich

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