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Das Flüstern der Toten (German Edition)

Das Flüstern der Toten (German Edition)

Titel: Das Flüstern der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darynda Jones
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Schuld.«
    »So habe ich das nicht gemeint. Ich weiß bloß, wie Sie drauf sind. Sie laden sich alles auf die Schultern, wie dieser Typ, der die Welt auf den Schultern trägt, aber das müssen Sie gar nicht. Sie haben nicht mal die Muckis dazu.«
    »Was meinst du, warum bin ich hier?«, wollte ich von ihm wissen. Von Angel. Einem dreizehnjährigen Toten, der mal Mitglied einer Bande gewesen war.
    »Weil Sie nun mal hier sind, schätze ich.«
    »Oh, na klar, auf den Gedanken bin ich noch gar nicht gekommen.«
    »Was meinen Sie denn, warum Sie hier sind?«
    »Um Elend und Schrecken zu verbreiten«, antwortete ich. »Deshalb.«
    »Tja, wenn das so klar ist … « Um seine Mundwinkel spielte ein Lächeln.
    Als Reyes sich neben mir regte, huschte Angels Blick sofort zu ihm.
    »Warum, glaubst du, ist er hier?«, fragte ich Angel, indem ich mit dem Kopf auf Reyes wies.
    Angel dachte darüber nach, dann sagte er: »Um Elend und Schrecken zu verbreiten.« Als er das Deshalb wegließ, ging mir auf, dass er es ernst meinte.
    Ich drehte den Kopf zu Reyes. Der hatte wie zur Warnung seinen Blick auf Angel geheftet.
    »Ich bin dann mal weg«, verkündete Angel. »Meine Mom hat heute Vormittag einen Friseurtermin. Ich schaue immer gerne zu, wenn sie sich die Haare machen lässt.«
    Das war nicht seine lahmste Ausrede, aber viel fehlte nicht daran.
    »Sagst du mir beim nächsten Mal Bescheid?«, fragte ich.
    Er zwinkerte mir zu, als wollte er mich bezirzen. »Mal sehen.« Dann war wer weg.
    »Was meinst du , wozu ich hier bin?«, wandte ich mich an Reyes, der weiter reglos neben mir saß. Aber er antwortete nicht. Natürlich nicht. »Du hast mir das Leben gerettet. Hast du vor, in nächster Zeit aufzuwachen? Ich weiß nämlich nicht, wie lange ich die Mühlen des Staates noch aufhalten kann.«
    Seit dem Augenblick, wo ich ihn neben mir bemerkt hatte, schlug mein Herz schneller. Und nun, da wir allein waren, raste es mir mit Warpgeschwindigkeit davon, ohne auf irgendwelche Sterne in der Nähe zu achten. Reyes’ Energie war wie etwas Greifbares, sie elektrisierte, erregte mich, hüllte meinen Körper in einen Kokon. Obwohl er mir nicht näher gekommen war, spürte ich ihn von Kopf bis Fuß.
    Ich versuchte, mich davon nicht beeindrucken zu lassen, na ja, jedenfalls nicht völlig, und fragte ihn: »Was bist du, Reyes Farrow?«
    Er langte, ohne ein Wort zu sagen, nach der Decke, zog sie mir weg, sodass ich seine Hitze vollends zu spüren bekam. Ich beugte mich zu ihm und fuhr mit den Fingerspitzen über die seidigen Linien seines Tattoos. Es war zugleich futuristisch und primitiv, eine Kombination ineinandergreifender, in Spitzen auslaufender Geraden und sanft geschwungener Kurven, die um seine Oberarme verliefen und unter seinen Hemdsärmeln verschwanden. Die Tätowierung war ein ausdrucksvolles Kunstwerk, das beide Schultern umspannte und sich von dort in einer Spirale über beide Arme fortsetzte. Und das etwas bedeutete. Etwas Großes. Etwas … Wichtiges.
    Im nächsten Moment war ich verloren. Ich stürzte hinein wie Alice im Wunderland, stolperte die Kurven entlang und fürchtete, nie wieder freizukommen. Es war die schematische Zeichnung eines Eingangs. In einem anderen Leben hatte ich die schon mal gesehen. Aber sie war für mich nicht mit angenehmen Erinnerungen verbunden, war vielmehr eine Warnung. Ein Omen.
    Dann fiel es mir ein. Es war der verwirrende, labyrinthische Mechanismus eines Schlosses zu einem Reich alles verschlingender Finsternis.
    Der Schlüssel zur Höllenpforte.
    Der Schock riss mich blitzartig in die Gegenwart zurück. Wie eine Ertrinkende kam ich an die Oberfläche und schnappte nach Luft. Dann wandte ich mich Reyes zu, starrte ihn entsetzt an und begann mich langsam, sehr, sehr langsam von ihm zurückzuziehen.
    Doch er wusste Bescheid. Ich hatte herausgefunden, was er war, und er wusste es. Die Erkenntnis trat in seine Augen, dann packte er mich wie eine zubeißende Kobra. Ich wollte mich seinem Griff entwinden, doch er erwischte mich am Fuß, zog und war im nächsten Moment über mir, drückte mich an den Boden, hielt mich umklammert, während ich mich hin und her warf und mit Zähnen und Klauen um meine Freiheit kämpfte. Aber er war einfach zu stark und zu schnell. Er bewegte sich wie der Wind und vereitelte jeden meiner Fluchtversuche.
    Dann zwang ich mich, ruhig zu werden. Er hielt meine Hände über meinem Kopf fest. Sein harter, schlanker Leib würde mich bändigen, falls ich es mir anders überlegte.

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