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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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»ist, wie es Moriarty gelang, James Phillimore verschwinden zu lassen, kaum dass er zurück ins Haus ging, um seinen Schirm zu holen. Wie du selbst erzählt hast, hat er mit dir und Jack Phillimore draußen gewartet und ist zusammen mit Jack wieder hereingekommen. Der Butler Malone schwor, er habe den Colonel nicht gesehen. Steckte er mit Moriarty unter einer Decke?«
    »Der Gedanke war mir auch gekommen, und die Polizei hat ihn diesbezüglich eingehend verhört. Es stellte sich heraus, dass Malone nichts mit der Sache zu tun haben konnte, da er während der fraglichen Zeit mit zwei Dienstmädchen in der Küche gesessen hatte.«
    »Und Agnes…?«
    »Agnes war im Keller. Sie hat nichts mitbekommen. Wie man es auch dreht und wendet, es gibt keine schlüssige Erklärung für das Verschwinden des Colonels. Ich habe seit zwanzig Jahren wieder und wieder über diese Angelegenheit nachgedacht und kann es mir nur so vorstellen …«
    »Und zwar wie?«
    »Dass Moriarty einen Pakt mit dem Teufel schloss und die Mächte der Finsternis nutzte, um seine Habgier zu befriedigen.«
    Ich war sprachlos. Noch nie war es geschehen, dass sich mein Freund mit einer Erklärung zufriedengab, die nicht vollkommen logisch und mit den Naturgesetzen vereinbar war.
    Hatte er recht mit seiner Vermutung, dass Moriarty im Bund mit dem Teufel gewesen war, oder wollte er mit dieser Erklärung sein eigenes Versagen vertuschen? Oder – noch schlimmer – gab es eine unangenehme Wahrheit, die Holmes zwar unbewusst erkannte, sich selbst aber nicht eingestehen wollte?
     
    Watsons Manuskript lag ein vergilbter Zeitungsausschnitt bei, ein Artikel aus der »Kerry Evening News« ohne Datum:
    »Beim Bau einer neuen Kaserne für die Königlich Irische Polizei am früheren Standort von Tullyfane Abbey wurde das gut erhaltene Skelett eines älteren Mannes gefunden. Laut Unterinspektor Dalton lässt sich nicht feststellen, wie lange die Gebeine schon am Fundort, in einem zugemauerten Kellergewölbe, lagen. Aus dem Zustand der Leiche schließt Dr. Simms-Taafe, dass der Mann vor zwanzig bis dreißig Jahren zu Tode kam. Der Schädel wurde von hinten mit einem stumpfen Gegenstand eingeschlagen, ein Umstand, der auf äußere Gewaltanwendung schließen lässt.
    Unterinspektor Dalton äußerte die Vermutung, dass der Knochenfund mit dem bis dato ungeklärten Verschwinden des einstigen Besitzers von Tullyfane Abbey, Colonel Phillimore, vor etwa dreißig Jahren in Verbindung stehen könnte.
    Da die Angehörigen des Colonels im Ausland leben, Professor James Moriarty, der nachfolgende Besitzer des Anwesens, Berichten zufolge in der Schweiz verstarb und der letzte Besitzer, ein amerikanischer Bürger, in seine Heimat zurückgekehrt ist, wird dieser ungeklärte Todesfall bis auf weiteres zu den Akten gelegt.«
    An den Rand des Zeitungsausschnitts hatte Watson folgende Notiz gekritzelt: »Meines Erachtens liegt es auf der Hand, dass Colonel Phillimore ermordet wurde, sobald er ins Haus zurückkehrte. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass mein Freund im tiefsten Innern die grausame Wahrheit erkannt, aber vor sich selbst verleugnet hat. Verständlich, denn Vatermord zählt zu den schlimmsten aller Verbrechen, auch wenn man ihn nicht aus eigenem Antrieb begeht, sondern von einem Menschen, den man kritiklos liebt, dazu angestiftet wurde.
    Wäre es denkbar, dass Agnes Phillimore in den Augen meines Freundes zum Inbegriff des Bösen geworden war? Meinte er vielleicht sie, wenn er von den ›Mächten der Finsternis‹ sprach?« Die letzte Zeile war mehrfach unterstrichen.

Die Sirene von Sennen Cove
     
    Von den zahlreichen seltsamen Abenteuern, die ich zusammen mit meinem guten Freund Sherlock Holmes, dem berühmten Privatdetektiv erlebt habe, ist es besonders dieses, das mir bis heute eine Gänsehaut verursacht und die Haare zu Berge stehen lässt. Nie werde ich die düstere Vorahnung, – nein mehr noch –, das unsägliche Grauen vergessen, das ich empfand, als ich den bleichen Schemen erblickte, der zahllose Seeleute in ein nasses Grab gelockt hatte.
    Wir befanden uns in einer kleinen Jolle vor der felsigen Granitküste Cornwalls auf dem tosenden Meer, und keine dreißig Fuß von uns entfernt sahen wir die nackte Frauengestalt zwischen den Felsen tanzen …
    Doch Holmes würde mich dafür rügen, dass ich das Pferd von hinten aufzäume, also will ich die Geschichte in chronologischer Reihenfolge erzählen. Einige meiner Leser werden sich erinnern, dass Dr. Moore Agar aus der

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