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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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etwas Zeit. Watson, alter Junge, sei so gut und begleite Sir Jelbart in unseren kleinen Salon. Ich bin sofort bei Ihnen, Sir.«
    Ich musste mir ein Lächeln verkneifen, als ich Sir Jelbarts gekränkte Miene sah. Offenbar war er es gewohnt, dass man ihn sofort erkannte und sich beeilte, seinen Wünschen Folge zu leisten.
    Ich bedeutete ihm, mir in den Salon voranzugehen, schloss die Tür hinter uns und fragte: »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Vielleicht einen Whiskey oder Sherry?«
    »Ich trinke nicht«, lautete die abweisende Antwort des Landjunkers. Ich bin Methodist und beziehe einen klaren Standpunkt, was Alkohol und Tabak betrifft …« Er schnupperte argwöhnisch; der Geruch von Holmes’ Pfeifentabak lag in der Luft.
    »Nehmen Sie doch Platz, Sir«, sagte ich. »Soll ich Mrs. Chirgwin bitten, Ihnen eine Tasse Tee zuzubereiten?«
    »Nein, danke.« Sir Jelbart geruhte, sich zu setzen, aber sein Gesichtsausdruck war kämpferisch.
    Ich war erleichtert, als Holmes eintrat. Um ihm zu bedeuten, dass es sich um einen schwierigen Klienten handelte, wandte ich mich von Trevossow ab und drehte die Augen zur Decke.
    Holmes machte es sich in seinem Sessel bequem, streckte die Beine aus, nahm die Pfeife aus der Tasche und zündete sie genüsslich an. Dass ihn Sir Jelbarts Blicke dabei durchbohrten, schien er nicht zu bemerken.
    »Ich halte nichts von Tabakgenuss, Sir!«, bellte unser Gast.
    Holmes sah ihn freundlich an. »Ja, so verschieden sind nun einmal die Geschmäcker«, erwiderte er gleichmütig. »Ich dagegen kann am besten denken, wenn ich dabei rauche, am allerliebsten Grobschnitt.«
    Sir Jelbart musterte Holmes eindringlich. Seine Prüfung ergab offenbar, dass sein Gegenüber ähnlich willenstark war wie er selbst, woraufhin er das Thema nicht weiter verfolgte. Daraus, dass er so bereitwillig die Waffen streckte, hatte Holmes mit Sicherheit schon längst gefolgert, dass sein Anliegen von allergrößter Wichtigkeit war. Schmunzelnd fragte er: »Wollen Sie mir nun den Grund Ihres Besuchs verraten? Sie sind doch gewiss nicht gekommen, nur um mit mir über Neigungen und Abneigungen zu plaudern, nicht wahr?«
    Sir Jelbart Trevossow räusperte sich, wohl eher, um seine Verärgerung zum Ausdruck zu bringen. »Ich bin Geschäftsmann, Sir. Ich rede nicht gern um den heißen Brei herum, sondern komme lieber gleich zur Sache. Vor zehn Jahren untersuchten Sie den Fall der verschollenen Barke »Sophy Anderson«. Ich war Anteilseigner der Reederei. Um ein Haar wären wir Bankrott gewesen.«
    Holmes lehnte sich zurück und ließ mit geschlossenen Augen den Fall Revue passieren. »Richtig, es war vor genau zehn Jahren«, befand er. »Watson, alter Junge, über diesen Fall hast du noch nicht berichtet.«
    »Nun, in der Erzählung »Fünf Apfelsinenkerne« habe ich ihn zumindest flüchtig erwähnt«, verteidigte ich mich. »Ich fand, er war nicht spannend genug, um die Aufmerksamkeit der Leser des ›Strand Magazine‹ zu fesseln. Wenn ich mich recht entsinne …«
    Sir Jelbart ließ erneut sein gereiztes Hüsteln hören. Holmes lächelte höflich. »Fahren Sie doch bitte fort«, sagte er.
    »Ich bin zu Ihnen gekommen, Mr. Holmes, weil ich weiß, dass Sie mit den Geheimnissen des Meeres vertraut sind.«
    »Tatsächlich habe ich mich verschiedentlich mit verschwundenen oder havarierten Schiffen befasst, beispielsweise mit dem Kutter ›Alicia‹ oder mit der ›Friesland‹, auf der Watson und ich fast zu Tode gekommen wären …«
    Sir Jelbart fiel ihm ins Wort. »Mr. Holmes, wissen Sie, wie viele Schiffe – ich spreche nicht nur von kleinen Küstenschiffen – innerhalb der letzten fünfzehn Jahren vor der Küste Cornwalls verschwunden sind?«
    »Vielleicht ein Dutzend?«, riet Holmes.
    »Es waren sage und schreibe einhundertundacht«, versicherte ihm Sir Jelbart ernst. »Hier sind Strandpiraten am Werk, wie in alten Zeiten. Sie locken die Schiffe ins Verderben und plündern die Ladung.«
    »Wenn mich nicht alles täuscht«, antwortete Holmes nachdenklich, »wurde vor drei Jahren ein neues Gesetz für die Handelsschifffahrt erlassen. Insbesondere Artikel 9 soll verhindern, dass man aus Schiffbruch ein Geschäft macht.«
    »Sie täuschen sich, Sir. Mein Bruder, Hauptmann Silas Trevossow, ist bei der Steuerbehörde. Er kann bezeugen, dass Strandraub so lukrativ ist wie eh und je.«
    »Sehr interessant, Sir Jelbart, aber ich weiß immer noch nicht, was Sie zu mir führt.«
    »Ich benötige Ihre Hilfe, Mr. Holmes. Als ich

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