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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Harley Street im Frühjahr 1897 Holmes verordnete, dass er eine absolute Ruhepause einlegen müsse, wenn er einen gesundheitlichen Zusammenbruch vermeiden wolle. Entsprechend hatten wir uns an der Poldhu Bay, in der Nähe von Mullion auf der Lizard-Halbinsel, fast, aber nicht ganz am äußersten Ende von Cornwall, ein kleines Cottage gemietet.
    In dieser Zeit entdeckte Holmes sein Faible für die alte kornische Sprache. Er bestellte sich umgehend Fachliteratur und begann, seine Monographie »Chaldäische Ursprünge im kornischen Zweig der keltischen Sprachfamilie« zu verfassen.
    Unser Idyll wurde jäh zerstört, als wir beim Tee im Pfarrhaus mit Mr. Roundhay, dem Pfarrer, in den seltsamen Fall des Mortimer Tregennis, den ich unter dem Titel »Der Teufelsfuß« der Öffentlichkeit zugänglich machte, verwickelt wurden. Dieser war für Holmes, was seine detektivischen Fähigkeiten betraf, zwar eine Herausforderung, aber nachdem er abgeschlossen war, gestand mir mein Freund, dass es ihm durchaus recht sei, sich nun wieder ungestört dem Studium der kornischen Sprache widmen zu dürfen.
    Es vergingen keine drei Tage, ehe wir Besuch bekamen, der uns Hals über Kopf in einen Fall stürzte, im Vergleich zu dessen Schrecken die Ereignisse im Fall Mortimer nichts weiter als eine unterhaltsame Zerstreuung darstellten.
    Es war am späten Vormittag, kurz vor dem Mittagessen. Ich sonnte mich in einem Liegestuhl im Garten und nippte an meinem Sherry. Obwohl es erst April war, war es ein lauer, windstiller Tag. Holmes hatte sich in jenen Raum zurückgezogen, den wir zu unserem Arbeitszimmer erklärt hatten, und schmökerte in einem Fachbuch, das am selben Morgen mit der Post gekommen war, nämlich »Einige Bemerkungen zu Pfarrer R. Williams’ Vorwort zu seinem Kornisch-Britannischen Wörterbuch«. Der Verfasser war kein Geringerer als Prinz Louis Lucien Bonaparte. Ich erinnere mich an den Titel, weil es mich so faszinierte, dass sich ein Bonaparte der Sprachwissenschaft und innerhalb dieses Bereichs ausgerechnet der kornischen Sprache widmete.
    Holmes war unmittelbar nach dem Frühstück mit dem Buch im Arbeitszimmer verschwunden. Vorher hatte er versprechen müssen, pünktlich zum Mittagessen zu erscheinen, da unsere Haushälterin, Mrs. Chirgwin, darauf bestand, dass die von ihr zubereiteten Mahlzeiten gefälligst gegessen werden sollten.
    Ich blätterte gerade in der Lokalzeitung »Falmouth Packet«, als ich auf dem ungepflasterten Weg, der zu unserem Cottage führte, das Rattern von Kutschenrädern vernahm. Widerstrebend stellte ich mein Glas beiseite, legte die Zeitung weg und erhob mich, um den unangekündigten Besuch zu empfangen. Ich war auch ein wenig neugierig geworden. Unsere Unterkunft war so abgelegen, dass sich nur selten Besucher hierhin verirrten.
    Nach wenigen Sekunden bog die Kutsche um die Ecke, wurde kurz von einer Baumgruppe verdeckt, kam wieder zum Vorschein und hielt vor unserem Gartentor. Es war eine schlichte, stabile Kutsche, wie man sie eher auf dem Land als in der Stadt sieht, aber ihr Besitzer war unverkennbar ein wohlhabender Mann. Der hochgewachsene dunkelhäutige Kutscher stieg vom Bock und öffnete seinem Herrn die Tür. Dieser war untersetzt, hatte dichtes weißes Haar, einen roten Teint und war gut gekleidet. Insgesamt entsprach er so genau dem gängigen Bild des Landjunkers, dass er fast wie eine Karikatur wirkte. Er schaute sich um, sah mich, hob zum Gruß die Hand und öffnete das Gartentor.
    »Mr. Sherlock Holmes?«, fragte er, während er mir entgegentrat.
    »Nein, ich bin sein Mitarbeiter, Dr. Watson«, entgegnete ich. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    Der Fremde verzog unwillig das Gesicht. »Ich muß Mr. Holmes persönlich sprechen«, sagte er.
    »Bedaure, er ist momentan beschäftigt. Wenn Sie mir freundlicherweise Ihren Namen mitteilen, werde ich …«
    »Schon gut, Watson«, hörte ich Holmes hinter mir sagen. Er hatte das Fenster im Arbeitszimmer aufgestoßen und lehnte sich heraus. »Ich habe die Kutsche gehört. Womit kann ich dienen?«
    Der Weißhaarige musterte Holmes mit stechenden blauen Augen, denen nichts zu entgehen schien.
    »Wenn Sie mir ein paar Minuten zuhören und mir vielleicht einen Rat geben könnten, Sir, wäre ich Ihnen sehr verbunden. Ich bin Sir Jelbart Trevossow. Mein Name ist hier in der Gegend nicht unbekannt.«
    Holmes schmunzelte. »Das mag durchaus sein, mein Herr, aber ich habe ihn noch nie gehört. Sei’s, wie’s sei, ich habe vor dem Mittagessen noch

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