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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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sein. Überdies kann ich Ihnen versichern, dass Sie heute Abend die Person, die für die Schiffsunglücke verantwortlich ist, werden überführen können. Ein genialer Mensch, aber ausgesprochen boshaft.«
    Eine Stunde später befanden wir uns gemeinsam mit Hauptmann Trevossow wieder vor dem Riff, das bei Tageslicht weitaus harmloser wirkte als in dunkler Nacht.
    »Dort haben wir die tanzende Frau gesichtet«, sagte Holmes und wies mit dem Finger auf die entsprechende Stelle. »Wir wollen näher heranrudern.«
    »Da!«, rief ich. »Dieser Fels ist so steil, dass kein Lebewesen darauf stehen, geschweige denn tanzen könnte. Das Gefälle beträgt mindestens fünfundvierzig Grad!«
    »Eher sechzig, mein Guter«, entgegnete Holmes ungerührt. »Und die Oberfläche ist furchtbar glatt. Schau mal, womit sie bedeckt ist.«
    Nach einem prüfenden Blick sagte ich: »Warum? Das ist doch nichts weiter als Guano.«
    »Ganz recht, mein gelehrter Freund. Die Exkremente unzähliger Vögel haben sich hier angesammelt, bis der fast vertikale Fels aussah, als hätte man ihn weiß getüncht.«
    »Ich verstehe nicht, was das mit uns zu tun hat.«
    Statt mir zu antworten, schüttelte mein Freund nur mitleidig den Kopf und wies Tresawna an, ein circa fünfzig Fuß entferntes Riff anzusteuern. Da kein starker Wellengang herrschte, hatten wir schnell angelegt. Holmes ließ es sich nicht nehmen, es zu betreten, in der Hand einen kleinen Beutel aus Segeltuch, den er aus Sir Jelbarts Haus mitgebracht hatte. Er untersuchte eingehend einen bestimmten Bereich des Felsens. Zwischendurch blickte er immer wieder hinüber zu der mit Guano bedeckten Klippe, als würde er versuchen, deren Entfernung und Position einzuschätzen. Schließlich wandte er sich dem dritten Felsen dieser Gruppe zu, der, höher und breiter als die anderen beiden, fünfzig Fuß weiter weg von ihnen aufragte.
    »Nun, was haben Sie entdeckt, Mr. Holmes?«, fragte Hauptmann Trevossow, der beobachtet hatte, wie mein Freund etwas vom Boden aufgesammelt und in seinem Beutel verstaut hatte.
    Holmes reichte Trevossow den Beutel. »Vorsicht«, mahnte er. »sie sind scharf.«
    »Es sind ja nur Glasscherben!«, sagte der Hauptmann enttäuscht.
    »Was heißt denn hier ›nur‹?«, versetzte mein Freund. »Es handelt sich um die Scherben eines Konkavspiegels.«
    Er weigerte sich, weitere Fragen zu beantworten. Statt dessen hieß er Tresawna, zum dritten Felsen hinüber zu rudern. An dessen Fuß war das Wasser so flach, dass wir mühelos aus dem Boot klettern konnten. Wir folgten einem Pfad, der rings um den inselähnlichen Felsen führte. Plötzlich standen wir vor einer niedrigen Höhle. Der Eingang war höchstens fünf Fuß hoch. Holmes jauchzte regelrecht auf, als er sie erblickte, duckte sich und verschwand im Inneren. Wir konnten ihm nicht folgen, da in der Höhle nur Platz für eine Person war. Es dauerte jedoch nicht lange, ehe wir Holmes erneut jubilieren hörten. Als er herauskam, schob er einen großen, quadratischen Glasbehälter vor sich her, den er offenbar soeben entdeckt hatte. Im Behälter lagen Metallteile, einige von ihnen aus Zink. Der Behälter verströmte einen chemischen Geruch. Ich tippte auf Ammmoniumchlorid.
    »Was hältst du davon, Watson?«, fragte er. »Und Sie, Hauptmann Trevossow?«
    Der Hauptmann und ich tauschten ratlose Blicke und zuckten die Achseln.
    Holmes seufzte entnervt. »Das ist ein Leclanché-Element«, erklärte er, als er merkte, dass wir es nicht herausfinden würden. »Im übrigen ein ziemlich leistungsstarkes.«
    »Eine elektrische Batterie? Was hat sie auf diesem gottverlassenen Riff zu suchen?«, fragte Hauptmann Trevossow irritiert.
    Holmes gab sich wieder einmal geheimnisvoll. »Ich bin sicher, dass wir bald die Antwort erfahren werden«, sagte er nur. Plötzlich stutzte er, nahm das Vergrößerungsglas aus der Jackentasche, ging in die Knie und untersuchte den felsigen Boden am Höhleneingang. Er hielt immer wieder inne, um zu dem kleineren Felsen, wo er die Scherben gefunden hatte, hinüberzuspähen.
    »Man beachte die Kratzer und Schleifspuren am Eingang der Höhle«, sagte er. »Sie stammen von einem metallenen Gegenstand.«
    Trevossow und ich nickten, ohne zu verstehen, wovon er sprach.
    Schließlich richtete sich Holmes zufrieden lächelnd auf. »Ausgezeichnet. Ich schlage vor, dass wir nun Mr. Harry Penwarne auf seinem Anwesen in Tregriffian einen Besuch abstatten.«
    Wir ließen uns zurück zum Festland bringen, verabschiedeten uns

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