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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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herankommen sollen?«
    »Indem Sie sich nachts zusammen mit Ihrem Assistenten auf Tauchgang begaben. Mehrere Personen hörten das Gurgeln und Pumpen Ihres Kompressors, sahen aber nicht Ihr Boot, das Sie hinter dem Riff festgemacht hatten. Ich nehme an, Sie waren nur auf die Tresore der Schiffe aus, in denen Sie Bargeld und Schmuck vermuteten, aber vielleicht hatten Sie auch die Absicht, zu einem späteren Zeitpunkt weniger leicht umsetzbare Objekte emporzuholen …«
    Harry Penwarne erhob sich halb von seinem Stuhl, doch der Blick seiner weit geöffneten, dunklen Augen war nicht auf Holmes, sondern über seine Schulter hinweg gerichtet. »Jean-Claude! Man kann uns nichts nachweisen! Noch ist das Spiel nicht aus!«, rief er auf Französisch.
    Als ich mich umdrehte, sah ich, wie Penwarnes Diener einen Revolver auf Holmes richtete.
    Als ich bei den Northumberland Fusilieren diente war ich kein übler Schütze, aber so ein guter Schuss wie in diesem Augenblick war mir noch nie zuvor gelungen – aus der Hüfte, da mir gerade noch Zeit blieb, meinen Revolver aus dem Halfter zu ziehen. Ich traf Jean-Claude in die Hand. Mit einem Schmerzensschrei ließ er seine Waffe fallen. Hauptmann Trevossow hob sie blitzschnell auf und hielt den Diener damit in Schach.
    Ich richtete indessen meinen Revolver auf Harry Penwarne, aber die Tatsache, dass wir ihn als niederträchtigen Mörder überführt hatten, schien ihn vollständig außer Gefecht gesetzt zu haben. Er saß reglos auf seinem Stuhl.
    »Nicht zu fassen!«, rief Sir Jelbart. »Wie sind Sie darauf gekommen, dass der junge Harry hinter der Sache steckt?«
    »Ich sagte es bereits: Als ich bemerkte, dass er auf seinem Boot einen Atemluftkompressor hatte. Außerdem erwähnten Sie seine blutunterlaufenen Augen. Beim Tiefseetauchen passiert es häufig, dass kleinere Blutgefäße im Auge platzen. Dagegen ist kein Taucher gefeit.«
    »Unglaublich«, bemerkte Sir Jelbart kopfschüttelnd.
    »Sie hatten von Anfang an recht mit Ihrer Theorie, Sir Jelbart«, fuhr Holmes fort. »Ich musste nur herausfinden, wie der Täter es machte. Eine Hausdurchsuchung wird gewiss hinreichend Beweismaterial zutage fördern: Kameras, Projektoren, elektrische Batterien, mit denen er den Filmprojektor in der Höhle betrieb, und, nicht zu vergessen, den Film mit der tanzenden Frau.«
    »Und was hatten die Glasscherben zu bedeuten, Mr. Holmes?«, wollte Hauptmann Trevossow wissen.
    »Niemand hatte bislang den Konkavspiegel entdeckt, den Penwarne aufgestellt hatte, um die Bilder so auf den Felsen zu werfen, dass vorüberziehende Schiffe sie sehen konnten. Als er gestern Abend merkte, dass sich jemand in der Nähe aufhielt – unsere Leuchtraketen verrieten uns –, zerschoss er den Spiegel, baute den Filmprojektor ab, verstaute ihn im Boot und machte sich mit seinem Komplizen Jean-Claude davon. In seiner Eile vergaß er allerdings das Leclanché-Element.«
    Wie Holmes vorausgesagt hatte, fand man im Keller des alten Hauses genügend Beweisstücke, ja, sogar ein ganzes Labor voller selbstgebauter Kameras, Projektoren sowie Filmmaterial, das Penwarne selbst aufgenommen hatte. Holmes hielt sich lange im Labor auf und unterzog die Beweisstücke einer genauen Prüfung.
    »In vielerlei Hinsicht«, befand er, »sind Penwarnes Erfindungen ausgereifter als die der Gebrüder Lumière. Die Idee, das Zelluloid zu beschichten, ist genial. Unter anderen Umständen hätte Penwarne ein gefeierter Pionier der neuen Cinematographie und ein reicher Mann werden können. Wie so manches verrückte Genie wählte er jedoch eine kriminelle Laufbahn. Zweifellos werden er und sein Komplize eines schönen Morgens im Gefängnis von Bodmin Moor ihren Weg zum Galgen antreten. Letzten Endes war er ein Dummkopf.«
    »Wie das?«
    »Weil es ein wirklich kluger Verbrecher vermeidet, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Penwarne hätte sich denken können, dass die Kunde von einer nackten Sirene, die auf einem Riff tanzt, das Augenmerk der Allgemeinheit auf dieses abgelegene Fleckchen Erde lenkt. Der Mensch fühlt sich vom Übernatürlichen angezogen wie Motten vom Licht. Früher oder später hätte ihn jemand entlarvt.«
    »Doch du bist allen anderen zuvorgekommen«, bemerkte ich.
    »Das war keine besondere Leistung, mein Freund. Sollte es sich herumsprechen, dass ich mir etwas auf die Lösung dieses Falls einbilde, wird man nicht mehr so viel von meinen detektivischen Fähigkeiten halten. Daher bitte ich dich, die Geschichte unter Verschluss zu

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