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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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von Noall Tresawna, holten Sir Jelbart in Chy Trevescan ab und fuhren gemeinsam mit der Kutsche zum Tregriffian House.
     
    Harry Penwarne war höchstens Mitte dreißig. Auf den ersten Blick wirkte sein Gesicht jungenhaft, aber bei genauerer Betrachtung entdeckte ich eine gewisse Härte darin. Zwar lächelte er höflich, als er uns begrüßte, doch seine blutunterlaufenen Augen blickten kalt und misstrauisch. Sein mürrischer, wortkarger Diener war kräftig und muskulös und wirkte eher wie ein Soldat oder Seemann. Er sprach nur wenig und hatte einen französischen Akzent.
    »Wie kann ich Ihnen helfen, Sir Jelbart?«, erkundigte sich Harry Penwarne. »Was führt Sie und Ihre Freunde zu mir?«
    Holmes trat vor. »Verzeihen Sie, Sir«, sagte er, »als ich gestern Ihre Tauchversuche beobachtete, war ich so fasziniert, dass ich Sie unbedingt kennenlernen wollte.«
    Penwarne kniff argwöhnisch die Augen zusammen. Er warf Sir Jelbart einen Seitenblick zu, der Holmes erstaunt anschaute.
    »Es war mir nicht bewusst, dass meine Tauchversuche der Allgemeinheit bekannt sind«, bemerkte er.
    Holmes lächelte einschmeichelnd. »Ich habe bei Kleingert von Breslaus Experimenten mit Taucherausrüstungen gelesen. Wie mir schien, haben Sie den Taucher mittels einer Maschine mit komprimierter Luft versorgt.«
    Harry Penwarne legte die Stirn in Falten. »Sind Sie Spezialist im Tiefseetauchen, Sir?«
    »Nein, ich bin Amateur, aber ich kenne mich ein wenig damit aus. Ich weiß zum Beispiel, dass ein Franzose ein Gerät erfunden hat, mit dem Taucher länger unter Wasser bleiben können.«
    «Sie meinen die Neuentwicklung des Kompressors von Laplace an der Sorbonne?«, fragte Penwarne.
    «Exakt. Wenn ich richtig informiert bin, haben auch Sie an der Sorbonne studiert, Sir?«
    »Ja, ich habe dort vor zehn Jahren meinen Abschluss gemacht.«
    »Darf ich fragen, welches Fach Sie studiert haben?«
    »Schiffsmaschinenbau natürlich.«
    »Damals stellte Dr. Marey gerade seine neue Erfindung an der Sorbonne vor, nicht wahr?«
    »Dr. Marey? Diesen Herrn kenne ich nicht, Sir. Ich bin kein Mediziner.«
    Holmes warf ihm einen stechenden Blick zu. »Ich habe auch nicht gesagt, er sei Doktor der Medizin.«
    Penwarne presste die Lippen zusammen.
    »Allerdings haben Sie nicht ganz unrecht«, fuhr mein Freund fort, »Dr. Marey war zwar Physiologe, stellte aber auf einem anderen Gebiet Experimente an. Vor mehr als zehn Jahren erfand Marey die chronofotografische Flinte, auch bekannt als fotografisches Gewehr, die das Fotografieren von bewegten Objekten erlaubte.«
    »Was interessiert mich das?«, versetzte Penwarne gereizt. »Ich bin Ingenieur!«
    »Sie sind sehr scharfsinnig, Mr. Penwarne. Sie haben sofort erkannt, welches Potenzial in Mareys fotografischem Gewehr steckte, und sich daran gemacht, sie weiterzuentwickeln. Doch vor zwei Jahren ließen sich Auguste und Louis Lumière in Paris ihren Cinematographen patentieren, eine Kamera, die zugleich ein Filmprojektor ist, und mit dem man sechzehn Bilder pro Sekunde zeigen kann … Sie waren verzweifelt. Sie arbeiteten an einer ähnlichen Sache, aber die Gebrüder Lumière sind Ihnen zuvorgekommen. Ich vermute, es geschah aus diesem Grund, dass Sie Ihre Erfindung schließlich für böse Zwecke einsetzten.«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon Sie sprechen«, sagte Penwarne, doch sein Gesicht war kreidebleich geworden und seine Nervosität unübersehbar. Allmählich dämmerte mir, worauf Holmes hinauswollte.
    »Ihr Vater war vollkommen verarmt, und Sie mussten unbedingt an Geld kommen, um seine Schulden zu bezahlen. Ihnen war klar, dass Tregriffian House anderenfalls verkauft werden müsse. Also ersannen Sie einen Plan, der Ihnen zu Reichtum verhelfen und Sie ganz nebenbei zum Massenmörder machen würde. Mit Hilfe Ihres Projektors und eines Films lockten Sie drei Schiffe ins Verderben. Sie haben sich als Strandräuber betätigt, wie es vor hundert Jahren hier in der Gegend üblich war.«
    »Wie soll ich Ihrer Meinung nach Schiffe ins Verderben gelockt haben?«
    »Sie haben eine Tänzerin gefilmt, vermutlich in Paris. Sie nahmen einen Konkavspiegel zu Hilfe, um die Projektion auf den großen, mit weißem Guano bedeckten Felsen zu werfen. Die ideale Leinwand.«
    »Unsinn!«, blaffte Harry Penwarne, der inzwischen allerdings wie Espenlaub zitterte. »Hätte ich einen Schiffbruch herbeiführen wollen, hätte ich es nicht fern der Küste getan. Wie hätte ich denn, bitteschön, an die versunkenen Ladungen

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