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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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begeben, als er wenige Meter entfernt zwei Arbeiter erblickte, die sich über einen geöffneten Kanalschacht beugten. Auf den Eingangsstufen des gegenüberliegenden Hauses stand eine ältere Dame mit einem Pekinesen auf dem Arm und überwachte voller Missbilligung ihre Tätigkeit, oder, besser gesagt, ihre Untätigkeit. Holmes wirkte ausgesprochen interessiert. Er überquerte die Straße und sprach die Männer an: »Guten Tag, die Herrn. Nach Ihren Mienen zu urteilen, stimmt hier etwas nicht.«
    Ungewohnt, als Herren tituliert zu werden, starrten ihn die beiden Arbeiter offenen Mundes an. Derjenige, der sich als erster wieder gefasst hatte, antwortete: »Ach was, Chef, eigentlich ist alles in Ordnung« – er warf der älteren Dame einen gekränkten Blick zu –, »aber unsereinem glaubt man ja nicht.«
    Die Nachbarin blinzelte Holmes kurzsichtig an und rief gebieterisch: »Junger Mann! Sind Sie von den Stadtwerken?«
    Holmes wandte sich von den Arbeitern ab, die daraufhin fortfuhren, mit unbewegten Mienen in den Schacht zu blicken. »Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte er die Frau lächelnd.
    »Bei Ihren Männern stoße ich auf taube Ohren. Ich hätte es mir nur eingebildet, behaupten sie, dass die Stadtwerke in unmittelbarer Nähe zu meinem Haus Schachtarbeiten durchgeführt haben. Ich neige nicht dazu, mir Dinge einzubilden. Inzwischen hat jedoch der Lärm aufgehört, der meine Nachtruhe so empfindlich gestört hat.
Darf ich daraus schließen, dass die nächtlichen Arbeiten abgeschlossen sind?«
    »Welche nächtlichen Arbeiten, meine Dame?«, fragte Holmes lebhaft.
    Die Dame erklärte, dass sie sich bereits vor ungefähr zwei Wochen bei den Stadtwerken beschwert habe, weil sie mitten in der Nacht von Gepolter und Erschütterungen aufgeschreckt worden war, die offenbar aus der Tiefe kamen. Das ganze Haus habe gewackelt.
    Einer der Arbeiter nahm all seinen Mut zusammen und trat vor. Er zog die Mütze und sagte schüchtern: »Verzeihung, Madam, bei allem Respekt – das waren wir nicht. Die Stadtwerke haben seit Monaten in dieser Gegend nicht mehr gearbeitet.«
    Holmes hörte wie gebannt zu, rief plötzlich: »Aber natürlich!« und eilte zurück zu Glassfords Haus. Butler Hogan öffnete ihm die Tür.
    »Zeigen sie mir den Keller«, befahl er.
    Alarmiert durch Holmes gebieterischen Ton, steckte Sir Gibson den Kopf durch die Tür seines Arbeitszimmers. »Was um Himmels willen ist los, Mr. Holmes?«
    »Der Keller!«, herrschte Holmes ihn an. Er schien vollends vergessen zu haben, dass er mit einem Regierungsmitglied sprach.
    Gemeinsam stieg man die Kellertreppe hinab. Unter dem großen Haus befanden sich nicht ein, sondern mehrere Keller. Hogan, der eine Laterne mitgebracht hatte, führte uns durch den Weinkeller, den Kohlenkeller, den Kesselraum und verschiedene Lagerräume, in denen sich ausrangierte Möbel und Haushaltsgegenstände stapelten.
    »Wurden Sie in den letzten Wochen von nächtlichen Schachtarbeiten gestört?«, fragte Holmes, während er die Wände betrachtete. Glassford sah ihn erstaunt an. »Nein, nichts dergleichen. Sie schlafen doch im ersten Stock, Hogan. Haben Sie etwas gehört?«
    Der Butler schüttelte den Kopf.
    »Verläuft hier eine Strecke der Untergrundbahn?« erkundigte sich Holmes.
    »Nein, diese Störung bleibt uns erspart. Die Circle Line, deren Bau vor sechs Jahren vollendet wurde, liegt viel weiter nördlich.«
    »Das hier müßte Norden sein«, murmelte Holmes vor sich hin und ließ Hogan die Laterne hochhalten, während er eine der Wände besonders gründlich untersuchte. Nach etwa fünfzehn Minuten schien seine Suche noch immer erfolglos zu sein. Gallagher konnte sich eines hämischen Kommentars nicht enthalten: »Nun, Mr. Holmes, entwickelt sich Ihre Theorie etwa nicht wunschgemäß?«
    Holmes bedachte ihn mit einem finsteren Blick. »Wir fahren zurück ins Pfarrhaus«, knurrte er.
    Dort angekommen, verlangte er sofort, Pater Michael zu sprechen, und fragte ihn: »Gibt es hier einen Keller?«
    Der Priester nickte.
    »Führen Sie mich hinunter.«
    Pater Michael ging voran, Holmes, Watson und Gallagher folgten. Sie gelangten in einen schlichten Kellerraum, mit Weinregalen an der einen Wand und Kohlen an der anderen. Holmes huschte hin und her wie ein munteres Frettchen, bis er eine rostige Eisentür entdeckte.
    »Wohin gelangt man hier?«
    »In die neue Krypta«, antwortete Pater Michael. »Wie Sie wissen, wird die Kirche gerade umgebaut. Früher führte die Tür in einen

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