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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Leiche durch einen übelriechenden Abwasserkanal transportiert hatte. Da die übrige Kleidung nicht roch, vermutete ich, dass man sie in einem Koffer oder einer Tasche hierhergebracht hatte, so dass sie nicht mit den menschlichen Ausscheidungen, die die Wände des Schachts hinablaufen, in Berührung kam. Die Frage war nur – welchen Schacht hat man benutzt?«
    Er machte eine Kunstpause, wahrscheinlich, um seinen Zuhörern Gelegenheit zu geben, seinem Scharfsinn zu huldigen. Statt dessen begegneten ihm nur ratlose Blicke.
    »In Wirklichkeit wurde die Leiche nicht durch einen Abwasserkanal hergeschafft, sondern durch eine Rohrpostanlage. 1861 begann die Rohrpost-Gesellschaft mit dem Bau eines unterirdischen Rohrpostnetzes. Als zwei Jahre später die Post ihr eigenes Rohrpostnetz entwickelte und das der Rohrpost-Gesellschaft zudem inzwischen mechanische Mängel und undichte Stellen aufwies, wurden Pläne, es zu erweitern, ad acta gelegt. Zehn Jahre später war die gesamte Anlage aufgegeben und vergessen.«
    Wieder hielt Holmes inne, wie ein Zauberkünstler, kurz bevor er das Kaninchen aus dem Hut zieht.
    »Außer von Mr. Small«, bemerkte Gallagher, um darauf hinzuweisen, dass das Ganze nicht allein Holmes’ Verdienst gewesen war.
    »Sowie einer gewissen Personengruppe mit einem üblen Ansinnen. Die Leiche des Kardinals und seine Habseligkeiten wurden in den Keller des Pfarrhauses gebracht und von dort aus in die neue Krypta, die wiederum Verbindung hatte zu der Rohrpostanlage. Mir wurde zwar versichert, dass die Tür schon seit zehn Jahren verschlossen ist, aber ich habe Spuren entdeckt, die eindeutig darauf hinweisen, dass sie erst kürzlich geöffnet wurde. Die Röhre führt direkt nach
Westminster. In weiser Voraussicht hatte man sie jüngst bis in Sir Gibsons Keller verlängert. Ich wurde darauf aufmerksam durch die ältere Dame von gegenüber, die sich bei den Stadtwerken über nächtliche Tiefbauarbeiten beschwerte. Später erfuhr ich, dass sie, weil sie nicht mehr so gut Treppen steigen kann, ihr Schlafzimmer ins untere Stockwerk verlegt hat. Seltsamerweise fühlte sich hier im Haus niemand von dem Lärm gestört.«
    »Aber ich sagte doch bereits, dass bis auf den Butler keiner im unteren Geschoss schläft«, erwiderte Sir Gibson. »Hogan hat den Lärm offenbar nicht bemerkt, nicht wahr, Hogan?«
    Der Butler schüttelte missmutig den Kopf.
    »Nun«, fuhr Holmes fort, als hätte die Unterbrechung nicht stattgefunden, »unsere Verschwörer – denn um solche handelt es sich – hatten den Kardinal unter dem Vorwand, er solle bei Verhandlungen zwischen der britischen Regierung und der Irisch-Republikanischen Bruderschaft die Rolle des Vermittlers übernehmen, aus Paris nach London gelockt. In seiner Eitelkeit geschmeichelt, beeilte sich Seine Eminenz, dem Ruf zu folgen, ohne irgendjemanden in seine Pläne einzuweihen. Kurz darauf war er tot, und seine Leiche wurde durch den Rohrpostkanal in dieses Haus befördert.«
    »Aber zu welchem Zweck?«, fragte Glassford. »Warum wurde er überhaupt ermordet, und warum hat man ihn ausgerechnet hierher geschafft?«
    »Man wollte Sie als Regierungsmitglied in Misskredit bringen, was ja auch gelungen ist, und die Allgemeinheit gegen die Irische Nationalpartei aufhetzen, so dass sie sich im Parlament nicht mehr durchsetzen kann.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Wer würde wohl am meisten davon profitieren, wenn man eine Regierung in Verruf bringt, die sowohl den Zielen der Unionisten verpflichtet ist als auch jenen, die nur eine Selbstverwaltung innerhalb des Vereinigten Königreichs anstreben? Beide dieser Ziele würden einen nicht wiedergutzumachenden Rückschlag erleiden, wenn
ein Tory-Minister in dem Mord an einem Kardinal verwickelt wäre und man vermuten könnte, dass es zwischen ihnen irgendwelche geheimen Verbindungen gäbe. Wem würde man sich dann zuwenden?«
    »Ich nehme an, den extremeren irischen Nationalisten, den Republikanern.«
    »Watson, deine Waffe!«, rief Holmes plötzlich, doch es war bereits zu spät. Hogan hatte längst seinen Revolver gezogen. »Keiner bewegt sich!«, befahl er.
    »Was soll der Unsinn, Hogan?« Gallagher trat einen Schritt nach vorn, doch Hogan fuchtelte drohend mit seiner Waffe umher. »Ich bin kein Narr«, stieß er wütend hervor. »Ich weiß, wo das hinführt, und ich bin nicht bereit, allein den Kopf hinzuhalten!«
    »Sie können nicht entkommen«, sagte Holmes. »Die Polizei hat das Haus umstellt.«
    Hogan tat so, als hätte er ihn

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