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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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empfand Fidelma die Geschichte nicht. Schließlich und endlich hätten Ananias und Sapphira ihr Geld gar nicht der Kirche spenden müssen. Obendrein wurde das Paar auch noch umgebracht … Das kam einer Tötung ohne jede Rechtfertigung gleich, denn die Kirche hätte doch für die Spende dankbar sein müssen, egal, wie gering sie ausfiel. Sie umzubringen, bloß weil sie versucht hatten, etwas für sich zurückzubehalten … Sie stand auf, schüttelte bekümmert den Kopf und verließ die Bibliothek. Und doch konnte sie sich eines gewissen Triumphgefühls nicht erwehren.
    In Brehon Moranns Amtszimmer sah sie sich dem Rektor gegenüber, und neben ihm saß ein schmächtiger Mann mit kantigem Gesicht. Seiner Kleidung nach zu schließen, musste er Abt Biotan sein. Richter Iorard stand neben seinem Sessel.
    Brehon Morann lächelte Fidelma aufmunternd zu.
    »Nun? Ich vermute, du hast die Befragung der Zeugen abgeschlossen. Bist du zu einem Ergebnis hinsichtlich des Todes von Bathach und Moman gelangt?«
    »Ja, ich habe meine Schlüsse gezogen.«
    »Und sie sind?«
    »Zunächst den: sie wurden ermordet.«
    »Und konntest du einen Schuldigen unter den Zeugen ausmachen?«
    »Unter den Zeugen, die ich aufrufen konnte, war der Schuldige nicht«, erklärte sie und wandte sich Abt Biotan zu.
    Der Abt mit den kantigen Gesichtszügen wich ihrem Blick nicht aus. »Als du Bruder Soilen auf dem Karren warten ließest und aufgebracht auf den Hof gegangen bist, erbost, weil sich die Bauersleute weigerten, ein Kalb herzugeben, was hast du da getan?«
    Der Abt zog die Brauen hoch und fuhr sie an: »Willst du mich etwa ins Kreuzverhör nehmen, du junges Ding?« Seine Stimme klang bedrohlich. »Weißt du, wer ich bin?«
    »Gegenwärtig bist du ein widerborstiger Zeuge vor einem Anwalt, der nach Maßgabe der Gesetze des Fénechus einen Mordfall untersucht«, erklärte sie mit eherner Miene, »und du bist verpflichtet, auf dir gestellte Fragen zu antworten.«
    Wut stieg in dem Abt auf.
    »Unerhört! Eine wie du … Kaum den Kinderschuhen entwachsen. Hast du gar keinen Respekt vor dem heiligen Gewand, das ich trage?«
    »Respekt muss man sich erwerben, Abt Biotan«, erwiderte sie und ließ seinen Gemütsausbruch über sich ergehen. »Was also, wolltest du sagen, hat sich zugetragen?«
    »Nimm dich in Acht, auf dass du dir nicht den Zorn Gottes zuziehst!«
    »So, wie sich Bathach und Moman diesen Zorn zuzogen?«, entgegnete sie ihm kalt. »War es der Zorn Gottes oder war es dein eigener Zorn, Abt Biotan?«
    Der Klosterherr sprang auf. Erregt fuchtelte er mit der Faust vor ihrem Gesicht herum. Sie lenkte ihre ganze Aufmerksamkeit auf seine Hand; für Außenstehende sah es so aus, als sei sie nur darauf bedacht, ihm auszuweichen, falls er zuschlagen sollte.
    »Das lasse ich mir nicht bieten!«, schnaubte er. »Ich werde dich vernichten, du anmaßendes kleines … Also du, du bist nicht mal befugt, mir Fragen zu stellen!«
    Fidelma blickte zu Brehon Morann. Stumm und doch beredt forderte sie den Rektor auf, sich zu äußern.
    »Wenn du jetzt Anklage erheben willst, tue es, aber ohne Vorrede«, kam es langsam von seinen Lippen.
    Fidelma zauderte. Sie hätte gern mit einer Vorrede begonnen, ehe sie ihre Gedanken in eine endgültige Form brachte.
    »Nun denn! Die Tatsachen sprechen für sich. Abt Biotan und Bruder Soilen suchten das Gehöft von Bathach und Moman auf, um die monatlich fälligen Abgaben einzutreiben. Sie erfuhren, wie, weiß ich nicht, da ich den Hergang der Dinge nicht im Einzelnen zurückverfolgen konnte, sie erfuhren jedenfalls, dass eine der Milchkühe gekalbt hatte. Unter die Abgaben, zu denen die Klosterbauern verpflichtet sind, fällt auch die Erstgeburt aller Milch gebenden Tiere. Bruder Soilen verlangte die Herausgabe des Kalbes, doch die Besitzer weigerten sich. So geriet man in Streit darüber. Der Abt war derweil auf dem Kastenwagen verblieben. Smiorghull kannte den Abt nicht, hatte ihn nie zuvor gesehen. Jedenfalls hat er das mir gegenüber behauptet. Bruder Soilen kehrte zum Abt zurück und berichtete ihm, dass die Bauern nicht bereit wären, das Kalb herzugeben. Also stieg der Abt vom Wagen, um Bathach und Moman ins Gebet zu nehmen. Es verging einige Zeit, bevor er wieder bei Bruder Soilen war. Am Abend kam Smiorghull, der Ackerknecht, von der Feldarbeit heim und suchte Bathach und Moman überall. Erst später fand er heraus, dass man sie hinter dem Bauernhaus begraben hatte.«
    »Willst du damit sagen, ihr Tod ist Abt

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