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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Biotan anzulasten?«, fragte Brehon Morann und betonte jedes einzelne Wort.
    »Genau das will ich«, erwiderte Fidelma.
    »Dieses unerfahrene Ding sollte erst einmal Beweise bringen«, höhnte der Abt. »Wo sind denn die Augenzeugen?«
    »Du weißt sehr wohl, dass es keine Augenzeugen gab«, entgegnete Fidelma mit unbewegter Stimme. »Doch Begleitumstände können als Beweis für Schuldhaftigkeit dienen. Zum Beispiel erhebt sich Frage, warum du, der du auf dem Bauernhof warst und nach Bruder Soilen mit Bathach und Moman geredet hast, nicht einer der Hauptzeugen warst. Wieso wurde Iorard geschickt, der bei dem ganzen Geschehen überhaupt nicht zugegen war und nur als gesetzlicher Vertreter der Abtei fungieren konnte?«
    »Sehr schlau«, spöttelte Abt Biotan. »Doch du wirst etwas Beweiskräftigeres als diese Spitzfindigkeit auffahren müssen.«
    »Als du mir eben mit der Faust drohtest, sah ich die Eindellung in deinem Finger, dort, wo ein Ring sitzen sollte …«
    Fidelma zog den Ring hervor, den Smiorghull ihr gegeben hatte, und legte ihn mit feierlicher Geste vor Brehon Morann auf den Tisch. »Mir scheint, das hier dürfte sich als Bischof Biotans Ring erweisen. Smiorghull fand ihn dort, wo die Toten zusammen mit dem Hammer verscharrt wurden, mit dem man sie erschlug.«
    Abt Biotan richtete sich im Sessel auf. Um seine Lippen spielte ein sonderbares Lächeln.
    »Deine Beobachtungsgabe ist bemerkenswert, Fidelma. Bathach und Moman wurden getötet, nichts für ungut, doch das kann man mir nicht anlasten.«
    Fidelma schaute ihm ins unbewegte Antlitz, und zum ersten Mal kamen ihr Zweifel.
    Nun beugte sich Iorard vor, und auch über seine Züge glitt ein Lächeln. »Die Kirche zu verteidigen ist Teil des Glaubens unserer Kirche«, säuselte er.
    Fidelma war verwirrt.
    »Das soll doch nicht etwa heißen, du hast Bathach und Moman getötet und beteuerst gleichzeitig deine Unschuld?«, fragte sie den Abt.
    Iorard antwortete statt seiner.
    »Ich nehme an, du hast
Práxeis Apostólon
, die Apostelgeschichte aus dem Neuen Testament, gründlich studiert. Sie bietet einem klugen Anwalt die Grundlage, auf die sich seine Verteidigung stützen kann. Der Glaube lehrt uns, dass diejenigen, die der Kirche den ihr zustehenden Tribut vorenthalten, des Todes sind, und das von Gottes eigener Hand.«
    Fidelma hielt unverwandt ihren Blick auf den Abt gerichtet.
    »Gehst du soweit zu sagen, nicht du hast sie getötet, sondern eine übernatürliche Kraft, die du für Gott hältst, hat sie vor deinen Augen erschlagen?«
    »Ich bin Gottes Stellvertreter. Die Heilige Schrift lehrt uns, dass Gott so mit denen verfährt, die Seiner Kirche den Tribut vorenthalten und Ihn belogen haben. Unser Gesetz leitet sich aus den heiligen Büchern ab.«
    »Nicht, so weit es mir bekannt ist«, warf Fidelma ein. »In unserem Land gilt das Gesetz des Fénechus.« Sie schaute zu Brehon Morann hinüber, der bislang geschwiegen hatte.
    »Demnach würdest du als Vertreterin der Anklage und als Richterin Abt Biotans Verteidigung nicht gelten lassen, mit der er sich auf die Religion beruft?«, fragte sie der Rektor in ruhigem Ton.
    Fidelma schüttelte den Kopf. »Abt Biotan ist dem gleichen Gesetz unterworfen wie jedermann. Haben wir nicht bereits erörtert, dass niemand über dem Gesetz steht?«
    »Aber der Abt hält dir vor, in der Apostelgeschichte wird ein Präzedenzfall für die Rechtsprechung geschildert. Gott erschlug das Paar, welches die Kirche um den vollen Wert ihres Ackers zu betrügen suchte. Willst du das leugnen?«
    »Ich weiß sehr wohl, dass der Vorfall in der Apostelgeschichte steht«, räumte Fidelma geduldig ein.
    Abt Biotan runzelte ärgerlich die Brauen. »Dann weigerst du dich also, daran zu glauben? Oder bist du sogar willens, das heilige Buch zu missachten?«, fragte er drohend.
    Sie schüttelte abermals den Kopf. »Für unseren Fall ist das nicht von Belang«, entgegnete sie ruhig.
    Abt Biotan fuhr hoch und sah zum Obersten Richter hin, ehe er erwiderte: »Hüte dich, Fidelma, um deiner unsterblichen Seele willen. Es ist unser Glaube, um den wir hier ringen.«
    »Von unserem Glauben spreche ich nicht«, entgegnete Fidelma in aller Ruhe. »Ich spreche von dem weltlichen Gesetz, von dem Gesetz, das eindeutig in unserem Land gilt und schon galt, ehe uns der Neue Glaube erreichte. Der Neue Glaube bekräftigt nur das, was seit tausend Jahren bei uns gilt, nämlich: ›Du sollst nicht töten.‹ Auf diesem Grundsatz beruht unser gesamtes

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