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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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stehen?«
    »Die Interessen von Abt Biotan stehen im Einklang mit denen aller Mitglieder seiner Gemeinschaft«, psalmodierte der Brehon. »Folglich muss er nicht selber anwesend sein.«
    Fidelma wandte sich Bruder Soilen zu. Man sah ihr ihre Verärgerung an.
    »Du bist also zu dem Karren draußen zurückgekehrt und hast Abt Biotan von deinem Streit mit Bathach und Moman berichtet, und dass sie sich weigerten, das Kalb herauszugeben. Hat ihn das ebenso aufgebracht wie dich?«
    Bruder Soilen sah zu Boden und schwieg.
    »Du hast geschworen, wahrheitsgemäß zu antworten.«
    »Natürlich war auch er wütend«, gab der Mönch zu.
    »Und er vertrat die Ansicht, dass die beiden Bauersleute nicht nur ihn belogen sondern Gott, weil sie ihm verheimlichten, dass das Kalb die Erstgeburt einer Milchkuh war und demzufolge an das Kloster abgegeben werden musste.«
    »Das war eine verruchte Lüge in den Augen des Abtes, denn, wie es in der Apostelgeschichte heißt, sie hatten ›nicht Menschen, sondern Gott belogen‹.«
    »Er war in der Tat entrüstet?«
    »Maßlos entrüstet«, bekräftigte Bruder Soilen.
    Einer plötzlichen Eingebung folgend, stellte Fidelma eine gänzlich andere Frage. »Und dann stieg er vom Wagen, um Bathach und Moman Vorhaltungen zu machen?«
    Der Mönch wurde bleich. Er schwieg.
    »Bist du ihm gefolgt?«
    Bruder Soilen schüttelte den Kopf. »Er befahl mir …«, er zögerte.
    »Er befahl dir, was?«
    »Er befahl mir, zu bleiben, wo ich war.«
    »Und es dauerte eine Weile, ehe er wiederkam?«
    Bruder Soilen nickte.
    Fidelma gestattete sich ein knappes, zufriedenes Lächeln und sagte dann zu Iorard: »Nach all dem wird deine Anwesenheit von Nöten sein, Iorard. Mir wäre lieb, wenn du und Abt Biotan sich im Amtszimmer von Brehon Morann einfinden würden. Adnaí, unser Verwalter, wird sich um Smiorghull und Bruder Soilen kümmern, Crosach müsste meinethalben nicht länger hierbleiben.«
    Brehon Iorard nahm ihre Anordnungen ohne Befremden hin. »Dir dürfte klar sein, dass Abt Biotan längst bei Brehon Morann ist«, sagte er selbstgefällig.
    Die Auskunft schien Fidelma nicht zu überraschen. Sie hatte sich ihr Vorgehen bereits überlegt und wollte nur noch einige Einzelheiten überprüfen. So reagierte sie lediglich mit einem Kopfnicken.
    »Gut. Geh und leiste ihm Gesellschaft und sage Brehon Morann, dass ich mich binnen kurzem ebenfalls einfinden werde.«
    Fidelma eilte stehenden Fußes in die große Bibliothek der Hohen Schule und fragte nach dem Bibliothekar. Der wunderte sich nicht schlecht, als sie den Text
Práxeis Apostólon
verlangte. Er reichte ihr eine griechische Handschrift, doch sie bat um eine lateinische, denn mit Latein kam sie besser zurecht. Sie begann den Text zu überfliegen, aber schon bald packte sie die Ungeduld, und sie erkundigte sich beim Bibliothekar, ob er wüsste, wo die Stelle mit der Geschichte des Ananias stand.
    Der wies beinahe sofort auf einen Abschnitt und begann zu lesen:
Vir autem quidam nomine Ananias cum Saffira uxore sua vendidit agrum …
»Ein Mann aber, mit Namen Ananias, samt seinem Weibe Sapphira verkaufte seine Güter.«
    Fidelma runzelte die Stirn, beugte sich über die Stelle, auf die er mit dem Finger zeigte, und las rasch weiter.
    Ananias und seine Frau waren Mitglieder der frühen Christengemeinde in Jerusalem. Sie hatten einen Teil ihrer Äcker verkauft, um damit der Kirche eine Schenkung zu machen. Als sie das Geld übergaben, sagten sie, das sei der gesamte Betrag, den sie für das Stück Land erzielt hätten. Tatsächlich aber hatten sie etwas von dem Geld für sich zurückbehalten. Petrus, der Apostel, trat Ananias entgegen und beschuldigte ihn, Gott zu betrügen und zu belügen. Ananias fiel daraufhin tot zu Boden, vermutlich von Gott selbst hingestreckt. Petrus hatte einige Jünger um sich; und die trugen den Leichnam hinaus und begruben ihn. Bald darauf kam Sapphira herein und erkundigte sich nach ihrem Mann. Petrus fragte sie, um welchen Preis sie den Acker verkauft hätten, und sie nannte den gleichen Betrag wie ihr Mann. Da traf auch sie der Schlag, und sie wurde bei ihrem Mann begraben.
    Fidelma richtete sich auf und suchte sich das Geschehen klarzumachen.
    »Et factus est timor magnus super universam ecclesiam et in omnes qui audierunt haec«
, flüsterte sie vor sich hin und wiederholte die letzte Zeile des Berichts. »Und es kam eine große Furcht über die ganze Gemeinde und über alle, die solches hörten.«
    Als einen Akt der Gerechtigkeit

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