Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
den Ackerbauern?«
    Iorard nickte. »Das ist nichts Ungewöhnliches. Die Abtei erwartet den jeweils ersten Ertrag eines Zuchterfolgs auf dem Hof. Die Erstgeburt eines jeden Milchviehs zum Beispiel, selbst das erstgeborene Lamm. Als Gegenleistung für diese Abgabe übernimmt die Abtei die Verrichtung sämtlicher religiösen Riten.«
    Fidelma lag eine zynische Bemerkung auf der Zunge, dass die Abgabe in keinem Verhältnis zur Gegenleistung stünde, dachte aber noch rechtzeitig genug daran, dass es ihr nicht zukam, moralische Urteile zu fällen. Ihre Aufgabe war es, Recht und Gesetz Geltung zu verschaffen.
    »Bathach und Moman hatten also nicht ihren
cís
, ihre Abgabe entrichtet. Und darum ging es in dem Streit? Ich dachte, sie waren fromme, dem Glauben fest verbundene Menschen. Zumindest haben Smiorghull und Crosach das gesagt. Was für einen Grund haben sie genannt, dass sie die Abgabe nicht entrichten wollten, wenn es doch klar war, dass sie es tun mussten?«
    Bruder Soilen verzog das Gesicht, er schmollte wie ein Kind. »Ich war dahintergekommen, dass eine ihrer Milchkühe gekalbt hatte und dass sie es dem Kloster verschwiegen hatten. Aufgrund der Abgabenregelung gehörte das Kalb dem Kloster. Als ich Bathach daraufhin ansprach, versuchte er zu leugnen, dass es ein Kalb gab. Moman hielt es irgendwo versteckt. Sie handelten in betrügerischem Einverständnis, wollten die Kirche um das bringen, was ihr zusteht. Mit anderen Worten, sie belogen Gott!«
    Fidelma überlegte einen Moment. »Und du hast ihnen diesen Sachverhalt klargemacht?«
    »Man konnte mit ihnen nicht vernünftig reden. Da sie einmal gelogen hatten, waren sie nicht bereit, die Lüge zu widerrufen, und beharrten darauf, es gäbe überhaupt kein Kalb.«
    »Ließ sich denn das Vorhandensein des Kalbs beweisen?«
    Bruder Soilen riss verwundert die Augen auf. »In ihrer Scheune stand ein neugeborenes Kalb, wenn du das meinst.«
    »Und es war eine Erstgeburt?«
    »Natürlich.«
    »Was hast du nach eurem Streit getan?«
    »Ich habe die Worte des heiligen Apostels Petrus zitiert, die er an Ananias richtete:
»Anania cur implevit Satanas cor tuum mentiri te Spiritui Sancto et subtrahere de pretio agri…?«
    »Ananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllet, dass du den heiligen Geist belögest und entwendetest etwas vom Gelde des Ackers …?«, übersetzte Fidelma. »Aus welchem Buch der Bibel hast du zitiert?«
    Bruder Soilen warf Iorard einen beinahe triumphierenden Blick zu.
    »Du solltest mehr Zeit auf das Lesen der Heiligen Schrift verwenden, junge Anwältin. Sie wird dir eher zustatten kommen denn alle Gesetzesbücher.«
    Fidelma stieg leichte Röte ins Gesicht, und gereizt erwiderte sie: »Ich erwarte eine Antwort auf meine Frage.«
    »Aus
Práxeis Apostólon
«, warf der fromme Bruder hin. »Aus der Apostelgeschichte.«
    »Du hast mir noch nicht gesagt, was du nach dem Wortwechsel getan hast.«
    »Ich habe den Hof verlassen und bin zu meinem Abt zurückgekehrt.«
    »Und der Bauer und seine Frau waren gesund und wohlauf, als du gingst?«
    Bruder Soilen wurde rot. »Ja, natürlich.«
    »Und ihr seid geradewegs zurück in die Abtei gefahren.«
    Die Erklärung kam nach leichtem Zögern. »Wir befanden uns auf dem
cuirt parche
… der Rundreise durch das Gebiet, über das die Abtei die geistliche Aufsicht hat. Es war Monatsende, und es oblag uns, die Abgaben und Pachten einzutreiben. Ich hatte vorhin ja gesagt, wir waren dabei, die Abgaben einzuziehen.«
    »›Wir‹?«, fragte Fidelma unvermittelt.
    Wieder zögerte Soilen. »Abt Biotan und ich.«
    »Ah so«, wunderte sie sich. »Dein Begleiter war also Abt Biotan…«
    »Wie soeben erwähnt, ja.«
    »Warum ist er dann hier nicht als Zeuge erschienen?«
    »Er und Zeuge, weshalb?«, erkundigte sich Iorard mit einschmeichelndem Lächeln.
    Fidelma schaute den der Abtei zugeordneten Richter nachdenklich an.
    »Genau das ist die Frage, die sich mir aufdrängt, Iorard«, erwiderte sie leise.
    Der Richter runzelte die Stirn. »Du sprichst in Rätseln«, verteidigte er sich.
    »Mich verwundert deine Anwesenheit als Zeuge. Du warst nicht auf dem Gehöft, so hat man mir zumindest erzählt. Du hast nicht den Wortwechsel mitangehört. Seit wann entsendet eine Abtei ihren Richter zusammen mit einem Glaubensbruder, der als Zeuge vorgeladen ist?«
    »Ich bin hier als Ratgeber … als Vertreter der Interessen von …«
    »Abt Biotan? Dir ist doch klar, dass er persönlich hier sein müsste, um mir Rede und Antwort zu

Weitere Kostenlose Bücher