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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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oder?«
    »Nicht, bevor sie den Mord beging.«
    »Warum hast du sie dann einsperren lassen?«
    »Eine Vorsichtsmaßnahme, weiter nichts. Ich war besorgt, weil ihre Prophezeiungen einen gewalttätigen Inhalt hatten. Die Stimmen hätten ihr das eingeflüstert, sagte sie.«
    »Die Prophezeiungen waren gewalttätig, das Mädchen selbst aber nicht?« wiederholte Fidelma skeptisch.
    »Wie soll ich es dir erklären? Die Worte, die sie benutzte, waren voller Gewalt, das Mädchen selbst aber war sanft und ruhig. Sie sagte, die Schatten aus einer anderen Welt würden ihr befehlen, den Weltuntergang vorauszusagen, zu verkünden, dass alsbald die Berge ins Meer stürzen würden und das Meer die Erde verschlingen und die Welt von Feuer und Wasser verzehrt würde.«
    Fidelma schürzte spöttisch die Lippen. »Aber Laisran, solche Prophezeiungen gibt es doch schon seit Anbeginn der Zeit«, sagte sie.
    »Trotzdem haben sie unsere Gemeinschaft in Angst und Schrecken versetzt«, entgegnete Laisran vorwurfsvoll. »Als ich anordnete, dass sie in einer Einzelzelle eingeschlossen werden sollte, geschah dies nicht zuletzt zu ihrem eigenen Wohl.«
    »Willst du etwa sagen, du hattest mehr Angst um ihre Sicherheit als um die der übrigen Gemeinschaft? Dachtest du, jemand aus der Abtei würde ihr etwas antun?«
    Der Abt nickte. »Einige ihrer besonders gewalttätigen Prophezeiungen bezogen sich unmittelbar auf bestimmte Mitglieder unserer Gemeinschaft. Sie sagte ihnen den Tod und das Fegefeuer voraus.«
    »Und ihre Vorhersagen haben sich in punkto Gewalttätigkeit gesteigert, seit du sie in die Einzelzelle sperren ließest?«
    »Ja, so war es«, räumte Laisran ein.
    »Und Bruder Síoda sagte sie einen schrecklichen Tod voraus? Ist das der Grund, warum ihr nach Auffinden der Leiche sofort zu ihr gegangen seid?«
    »Ja.«
    »Welchen Grund hätte sie gehabt, Bruder Síoda zu töten?« fragte Fidelma. »Wie gut hat sie ihn gekannt?«
    »Soviel ich weiß, kannte sie ihn gar nicht. Doch Bruder Síoda erzählte mir, bei ihrer Prophezeiung habe sie Dinge angesprochen, die er noch keiner Menschenseele anvertraut habe und die eigentlich niemand wissen könne. Er hatte große Angst und sagte, er werde sich in der kommenden Nacht einschließen.«
    »Und war die Tür seiner Zelle wirklich abgeschlossen, als Bruder Cruinn ihn fand?«
    Der Abt schüttelte den Kopf. »Nein, das war sie nicht. Der Schlüssel lag auf dem Boden in der Zelle. Das Erschreckende war… Auch auf dem Schlüssel fanden wir Blutflecken.«
    »Und die blutige Kutte und das Messer habt ihr in Schwester Scáthachs Zelle gefunden?«
    »Ja, Bruder Cruinn und ich entdeckten sie dort.«
    »Was sagte Schwester Scáthach selbst zu den Vorwürfen?«
    »Das ist es ja, was mich so irritiert, Fidelma. Sie war vollkommen verblüfft. Ich merke es, wenn mich jemand belügt oder sich verstellt, und das war bei ihr deutlich nicht der Fall. Ihre Verwunderung war nicht gespielt. Aber dann hat sie sich widerspruchslos gefügt.«
    »Wie meinst du das?« fragte Fidelma.
    »Schwester Scáthach behauptet, sie sei lediglich ein Medium für die Mächte aus dem Jenseits. Sie hätten sich wohl ihrer leiblichen Hülle bemächtigt, um Bruder Síoda wie angekündigt zu bestrafen, aber sie wisse nichts davon und könne sich nicht daran erinnern, in dieser Nacht behelligt worden zu sein.«
    »Sie muß ein schwer gestörter Mensch sein«, bemerkte Fidelma kopfschüttelnd.
    »Wieso, glaubst du nicht an die Wesen aus dem Jenseits?«
    »An das Jenseits glaube ich schon, auch daran, dass wir nach unserem Tod von der einen Welt in die andere übergehen, aber ich denke, die Seelen der Verstorbenen haben etwas Besseres zu tun, als zurückzukehren und Morde zu begehen. Ich habe mich schon mit ähnlichen Fällen befasst, in denen man versucht hat, Schatten aus dem Jenseits für irdische Untaten verantwortlich zu machen, aber bis jetzt war noch nie etwas Wahres dran. Letzten Endes waren immer Menschen im Spiel.«
    »Dann muss ich mich wohl damit abfinden, dass das Mädchen schuldig ist«, sagte Laisran achselzuckend.
    »Warte, erzähl mir mehr. Wer war dieser Bruder Síoda?«
    »Ein kräftiger junger Mann, der auf den Feldern der Abtei arbeitete. Eigentlich passte er nicht ins Kloster.« Der Abt schmunzelte. »Man erzählt sich, dass er, bevor er zu uns kam, ein ziemlicher Schlingel war. Ein Frauenheld.«
    »Wie lange hat er hier gelebt?«
    »Ungefähr ein Jahr, vielleicht etwas länger.«
    »Und hat er sich in dieser Zeit gut

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