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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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der Namen und Orte genannt wurden.«
    Fidelma nickte, ohne den Blick vom Gesicht des jungen Mädchens zu wenden. »Warum«, fragte sie, »glaubst du, dass die Stimme aus dem Jenseits kommt?«
    »Woher denn sonst?« entgegnete Scáthach erstaunt. »Ich bin eine gute Christin und spreche jeden Abend mein Nachtgebet, aber trotzdem lässt sie mich nicht in Frieden.«
    »Hast du diese spezielle Stimme noch einmal gehört, nachdem Bruder Síoda ums Leben kam?«
    »Nein, diese nicht.«
    »Welche dann?«
    »Ich höre wieder das undeutliche Wispern, wie Meeresrauschen, das ich von früher kenne.«
    Fidelma schaute sich in der Zelle um und ließ den Blick über die Wände schweifen. »Steht dein Bett schon immer an dieser Wand?« wollte sie wissen.
    »Ja, ich habe nichts verändert.«
    »Wer bewohnt die Zellen nebenan?«
    »Auf der einen Seite«, erklärte der Abt, »schläft Schwester Sláine, die sich um dieses arme Kind kümmert. Auf der anderen Seite befindet sich die Zelle unseres Verwalters Bruder Cruinn.«
    »Und eine Etage höher?«
    »Dort lebt Bruder Torchán, der Gärtner.«
    Schwester Fidelma ging zur Tür und inspizierte das Schloss. Besonders das Schlüsselloch schien sie zu interessieren.
    »Als ich nach dem Mord mit Bruder Cruinn zur Zelle ging, war sie, wie gesagt, verschlossen, und der Schlüssel steckte von innen«, bemerkte Laisran.
    Fidelma nickte geistesabwesend. »Ja, das ist in der Tat seltsam.«
    »Wieso?«, fragte der Abt überrascht. »Ich hätte gedacht, dass gerade dieser Umstand eindeutig auf Scáthach als Täterin hinweist. Nur sie hätte von innen abschließen können, nachdem sie Kutte und Messer in die Zelle schmuggelte.«
    »Wie weit ist Bruder Síodas Zelle von dieser entfernt?«, erkundigte sich Schwester Fidelma.
    »Sie liegt am Ende des Ganges.«
    »Die Kutte, die du mir gezeigt hast, war so mit Blut getränkt, dass sie beim Transport von einer Zelle in die andere bestimmt getropft hat. Gab es Blutspuren im Gang?«
    »Nein«, antwortete Laisran, »aber vielleicht wurde das Blut weggewischt, bevor wir es entdecken konnten. Jeden Morgen die Fußböden zu schrubben zählt zu den täglichen Pflichten unserer Brüder und Schwestern.«
    Fidelma zeigte sich von dieser Erklärung nicht beeindruckt. »Sie hätten wohl kaum kommentarlos eine Blutspur weggewischt«, stellte sie fest. Lächelnd wandte sie sich an das Mädchen und sagte freundlich: »Mach dir keine Sorgen, Schwester Scáthach. Ich bin von deiner Unschuld überzeugt. Du warst es nicht, die Bruder Síoda getötet hat.«
    Gefolgt von einem sichtlich verblüfften Laisran, verließ Schwester Fidelma die Zelle. »Als nächstes wollen wir Schwester Sláine aufsuchen«, sagte sie.
    Sláine, eine hübsche junge Frau Anfang Zwanzig, begrüßte ihre Gäste mit einem knappen Kopfnicken; sie wirkte leicht verunsichert. Auch in ihrer Zelle sah sich Schwester Fidelma die Wände genau an. Erst dann wandte sie sich der Bewohnerin zu und fragte ohne Umschweife:
    »Bruder Síoda war ein attraktiver Mann, nicht wahr?«
    Das Mädchen errötete. »Wohl schon«, räumte sie widerstrebend ein.
    »Und er war ein Frauenheld. Ich nehme an, du warst in ihn verliebt?«
    Schwester Sláine reckte trotzig das Kinn. »Woher weißt du das?«
    »Nun, es war nur eine Vermutung«, antwortete Fidelma schmunzelnd, »aber da du es selbst zugibst, besteht kein Zweifel mehr. Lass uns fortfahren. Glaubst du an die Existenz dieser Stimmen, die Schwester Scáthach hört?«
    »Natürlich nicht! Sie ist wahnsinnig.«
    »Findest du es nicht merkwürdig, dass ihr Wahnsinn erst ausgebrochen ist, seitdem sie mit dir Tür an Tür wohnt?«
    Schwester Sláine wurde puterrot. »Willst du damit etwa andeuten …«
    »Bitt beantworte meine Frage«, entgegnete Schwester Fidelma.
    Die junge Frau erschrak über ihren schroffen Ton. Erst als sie merkte, dass der Abt nicht die Absicht hatte, in das Gespräch einzugreifen, sagte sie: »Wahnsinn kann sich steigern … Dass sich Scáthachs Zustand verschlimmerte, nachdem ich ihre Pflege übernommen hatte, ist purer Zufall …«
    »Wenn ich richtig informiert bin, arbeitest du in der Apotheke und hast oft mit Kranken zu tun. Hast du schon einmal von einem Leiden gehört, das sich darin äußert, dass die Betroffenen ständig ein Rauschen oder Pfeifen vernehmen?«
    Schwester Sláine nickte. »Selbstverständlich. Das kommt häufig vor. Manche stört es kaum, während es andere schier um den Verstand bringt. Erst dachten wir, das wäre es, was

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