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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Schwester Fidelma bei Befragungen keine Einmischung wünschte.
    »Es muss dich innerlich zerrissen haben«, fuhr Schwester Fidelma gelassen fort, »doch du hast dir nichts anmerken lassen. Stattdessen hast du dich weiterhin verhalten, als wärst du Schwester Sláine rein freundschaftlich verbunden. Wenn sie dir etwas über ihren Liebsten anvertraute, hörtest du aufmerksam zu, vor allem, als sie von Gormflaith und dem Baby erzählte.«
    »Das ist alles Unsinn!«, rief Bruder Cruinn.
    »Tatsächlich?«, fragte Fidelma nachdenklich. »Als man die bedauernswerte Schwester Scáthach in der Nachbarzelle unterbrachte, muss das für dich wie ein Geschenk Gottes gewesen sein. Das arme Ding leidet nicht an imaginären Einflüsterungen aus dem Jenseits, sondern an Tinnitus, einer Erkrankung, bei der die Betroffenen ein Rauschen und Zischen in den Ohren vernehmen. Es ist kein ungewöhnliches Gebrechen, aber den einen trifft es schlimmer als den anderen. Als Scáthach in ihrer Kindheit begann, die Ohrengeräusche wahrzunehmen, haben ihr ihre einfältigen Eltern eingeredet, es seien Stimmen aus einer anderen Welt. Sie hielten die Kleine für eine Auserwählte Gottes und brachten sie in die Abtei.
    Ohne das Meeresrauschen, das sie zu Hause ständig hörte, empfand sie die Ohrengeräusche vermutlich als belastender denn je und glaubte, sie hätten sich verschlimmert. Auf Anraten des Apothekers brachte der Abt sie in der Zelle neben deiner unter und betraute Schwester Sláine, die in Heilkunde bewandert ist, mit ihrer Pflege.«
    Fidelma sah Bruder Cruinn durchdringend an. Ihr Blick war plötzlich kalt und streng.
    »Das war deine Chance, nicht wahr?«, fuhr sie fort. »Deine Chance, dich Síodas zu entledigen und ungeschoren davonzukommen. Alle Welt würde glauben, ein geisteskrankes Mädchen sei von imaginären Stimmen dazu getrieben worden, ihn umzubringen.«
    »Du bist verrückt!«
    Fidelma lächelte spöttisch. »Verrücktheit hat einmal als Erklärung gedient, dabei wollen wir es belassen. Was ich sage, ist in sich schlüssig. Es war deine Stimme, die Schwester Scáthach ständig weckte und sie dazu veranlasste, sich derart seltsam zu betragen. Zunächst hast du ihr befohlen, Prophezeiungen auszusprechen. Das geschah einzig und allein zu dem Zweck, alle glauben zu machen, sie sei wahnsinnig. Nachdem du dieses Ziel erreicht hattest, trugst du ihr auf, Bruder Síodas Tod zu verkünden.«
    Sie ging zum Kopfende seines Bettes und entfernte aus der Wand ein loses Stück Mauerwerk. Es entstand ein Spalt, ein bis zwei Finger breit.
    »Laisran, geh bitte nach nebenan und schließe Schwester Scáthachs Zelle auf. Aber bitte die Tür nicht öffnen! Warte draußen im Gang.«
    Der Abt blickte verständnislos drein, begab sich aber hinaus in den Gang.
    Fidelma wartete einen Augenblick, dann beugte sie sich hinab und sprach in den Mauerspalt: »Scáthach! Scáthach! Kannst du mich hören? Alles wird gut. Du wirst in Zukunft keine Stimmen mehr vernehmen. Geh jetzt zur Tür und öffne sie. Draußen steht Laisran. Sag ihm, dass alles gut wird, dass die Stimmen fort sind.«
    Sie erhob sich und blickte Bruder Cruinn ins Gesicht. Seine dunklen Augen waren zornige Schlitze.
    Kurz darauf trat Laisran ein. »Schwester Scáthach kam an die Tür und sagte, alles werde gut und die Stimmen seien fort«, berichtete er.
    »Wie ich es ihr aufgetragen habe«, bemerkte Schwester Fidelma mit einem triumphierenden Lächeln. »So wie sie stets tat, was du ihr auftrugst, Bruder Cruinn! Der Spalt geht durch die gesamte Mauer und wirkt wie ein Sprachrohr.«
    »Ich habe ihr nicht befohlen, Bruder Síoda zu erstechen«, verteidigte sich Bruder Cruinn.
    »Nein, natürlich nicht. Scáthach hat niemanden erstochen. Du hast es selbst getan.«
    »Lächerlich! Die blutbefleckte Kutte und die Mordwaffe waren in ihrer Zelle …«
    »Wo du sie hingebracht hattest.«
    »Die Tür war von innen verschlossen. Wie hätte ich hineinkommen sollen?«
    Der Abt seufzte. »Es stimmt, Fidelma. Ich war dabei, als Bruder Cruinn versuchte, die Tür zu öffnen. Der Schlüssel hing nicht wie gewohnt am Haken. Sie muss ihn genommen und sich eingeschlossen haben.«
    »Hast du versucht, die Tür zu öffnen, als du bemerktest, dass der Schlüssel nicht am Haken hing?«, wollte Fidelma wissen.
    »Ja, das haben wir versucht.«
    »Ich habe dich gefragt, ob
du
es versucht hast«, beharrte Schwester Fidelma.
    Laisran dachte kurz nach. »Bruder Cruinn versuchte, die Tür zu öffnen, und sagte, sie sei

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