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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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verschlossen. Als Verwalter besitzt er einen Generalschlüssel. Mit diesem gelang es ihm nach mehreren Versuchen, die Tür zu öffnen. Als wir eintraten, lag der Schlüssel auf dem Fußboden.«
    »Weil ihn Cruinn dort hingelegt hatte«, sagte Schwester Fidelma. »Lass ihn gefangennehmen. Alles weitere erzähle ich dir später.«
    Nachdem man Bruder Cruinn fortgeführt hatte, kehrte Fidelma gemeinsam mit dem Abt zurück in seine Kammer. Sie machte es sich vor dem Kamin bequem und nahm einen Schluck von ihrem Glühwein. Laisran legte indessen ein neues Scheit aufs Feuer. »Ich verstehe nicht ganz, wie du diesen Fall gelöst hast«, sagte er.
    »Es war der Schlüssel, der mich auf Cruinns Spur brachte. Zunächst war mir nicht klar, wie er es angestellt hatte, und auch nicht warum. Als ich von der nächtlichen Stimme erfuhr, begriff ich sofort, dass sie aus einer der angrenzenden Zellen kommen musste, und nachdem ich Scáthachs Zelle gesehen hatte und wusste, wo ihr Bett steht, kam eigentlich nur noch einer in Betracht, nämlich Bruder Cruinn. Außerdem besaß er als einziger den Generalschlüssel und konnte sich jederzeit Zugang zu Schwester Scáthachs Zelle verschaffen. Die Frage war nur: Inwiefern profitierte er von Bruder Síodas Tod? Nun kennen wir die Antwort; das Motiv war Eifersucht. Er wollte Síoda aus dem Weg schaffen, um Schwester Sláine für sich zu erobern.
    Dir gegenüber vorzutäuschen, die Tür sei verschlossen und er müsse sie mit dem Generalschlüssel öffnen, war ein Kinderspiel. Du solltest natürlich glauben, Schwester Scáthach habe sich nach dem Mord selbst eingeschlossen, dabei war es Cruinn, der den Schlüssel in der Zelle auf den Boden legte, nachdem er die blutige Kutte und das Messer dort hingeschafft hatte. In Wirklichkeit war die Tür überhaupt nicht verschlossen.
    Bruder Cruinn hatte sich, bevor er Bruder Síoda tötete, die Kutte übergestreift, um seine Kleidung zu schonen. Als er Kutte und Messer in Scáthachs Zelle brachte, achtete er darauf, dass kein Blut auf den Boden tropfte. Schwester Scáthach war so erschöpft durch die ständigen nächtlichen Störungen, dass sie wie ein Stein schlief und ihn nicht hörte, als er sich in ihre Zelle schlich.
    Cruinn legte Kutte und Messer zurecht und den Schlüssel daneben und machte die Tür hinter sich zu, ohne sie abzuschließen. Am nächsten Morgen tat er so, als müsse er sich mit Hilfe des Generalschlüssels Zutritt zur Zelle verschaffen. Bosheit gepaart mit Raffinesse. Doch unser Freund Cruinn war etwas
zu
raffiniert.«
    »Du musst von Anfang an vermutet haben, dass Schwester Scáthach unschuldig ist.«
    »Ja, die arme Scáthach! Eigentlich sollte man ihre Eltern dafür zur Rechenschaft ziehen, dass sie ihr diesen Unsinn über Stimmen aus dem Jenseits eingeredet haben. Fakt ist, dass Scáthach nichts über Gormflaith wissen konnte, es sei denn, jemand hatte ihr die Geschichte erzählt. Wenn es keine Stimme aus einer anderen Welt war, dann musste es ein Mensch aus Fleisch und Blut gewesen sein. Diesen galt es zu finden und sein Motiv zu ergründen.«
    Laisran sah seinen Schützling voller Bewunderung an. »Ich staune immer wieder über deinen scharfen Verstand, Fidelma«, sagte er. »Ohne deine Hilfe wäre Schwester Scáthach wahrscheinlich des Mordes für schuldig befunden worden.«
    Fidelma schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, Laisran. Hättest du nicht dein Unbehagen darüber geäußert, dass der Fall allzu stimmig scheint, hätte ich mich nie mit der Frage befasst, ob das arme Mädchen schuldig ist oder nicht.«

Schwarze Nachtunhold’
     
    »Die Taggeschöpfe schläfrig niederkauern,
    Und schwarze Nachtunhold’ auf Beute lauern.«
    William Shakespeare, Macbeth,
    Dritter Akt, Zweite Szene
     
    »Es war eindeutig Mord, gnädiger Herr«, verkündete der alte Oberkämmerer überflüssigerweise, denn was konnte ein Messerstich im Rücken anderes bedeuten als Mord? Das Opfer hatte sich die Verletzung wohl kaum selbst zugefügt. Malcom, Sohn von Bodhe, Prinz von Moray, lag auf dem Fußboden seines Schlafgemachs, und aus seinem weißen Leinennachthemd sickerte noch immer Blut. Man brauchte nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, was dem jungen Mann widerfahren war.
    Der Tote befand sich in Bauchlage. Da er nur mit dem Nachthemd bekleidet war, ließ sich annehmen, dass er, als er zu Tode kam, gerade aus dem Bett gestiegen war, um seinen Mörder zu begrüßen. Neben der Leiche lag ein blutiges Messer, das der Attentäter, in seiner

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