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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Streben nach Gött-lichkeit. Muß wohl am Bruch der Gefäße liegen.«
    »Nicht am Bruch des Auspufftopfs?«
    »Das in den Fehlgeschlagenen Universen, wo sich der giftige Atem der Archonten im Kosmischen Äther ausbreitet.
    Aber verlieren wir uns nicht auf Abwege. Nach dem Motor und den beiden Rädern kommt die Kupplung, das heißt die Sefirah der Gnade, die jenen Strom der Liebe herstellt oder unterbricht, der den Rest des Baumes mit der Himmlischen Energie verbindet. Eine Scheibe, ein Mandala, das ein anderes Mandala streichelt. Dann der Schrein des Wandels —
    oder das Wechselgetriebe, wie die Positivisten sagen —, der das Prinzip des Bösen ist, da er dem menschlichen Willen erlaubt, den kontinuierlichen Fortgang der Emanation zu verlangsamen oder zu beschleunigen. Deshalb sind automa-tische Schaltungen teurer, da es bei ihnen der Baum selber ist, der nach dem Prinzip des Souveränen Gleichmaßes entscheidet. Dann kommt ein Gelenk, das bezeichnenderweise 452
    den Namen eines Magiers aus der Renaissance trägt, Cardano, und danach ein Kegelradpaar — beachten Sie bitte den Gegensatz zur Vierfalt der Zylinder im Motor —, in dem es einen Kranz gibt (also eine Corona-Kether Minor), der den Antrieb auf die irdischen Räder überträgt. Und hier zeigt sich ganz evident die Funktion der Sefirah der Differenz, auch Differential genannt, die mit majestätischem Sinn für die Schönheit die kosmischen Kräfte auf die beiden Räder des Ruhmes und Sieges verteilt, dieselben, die in einem nicht fehlgeschlagenen Kosmos (mit Frontantrieb) der Bewegung folgen, die von den zwei Erhabenen Rädern diktiert wird.«
    »Die Deutung ist schlüssig. Und das Herz des Motors, der Ort des Einen, die Krone?«
    »Lesen Sie’s nur einmal mit den Augen des Initiierten. Der Höchste Beweger lebt von einer Wechselbewegung der Inund Exhalation. Ein komplexen göttlicher Atem, bei dem die Zahl der Einheiten, auch Zylinder genannt (ein evidenter geometrischer Archetyp), ursprünglich zwei war, dann er-zeugten sie aus sich heraus einen dritten, und schließlich betrachten und bewegen sie sich durch wechselseitige Liebe in der Glorie des vierten. Bei diesem Atmen nun geht im Ersten Zylinder — doch keiner von ihnen ist Erster aufgrund einer Hierarchie, sondern stets nur durch wunderbar alter-nierenden Positions- und Beziehungswechsel —, geht nun, wie gesagt, der Kolben (in den westlichen Weltsprachen pi-ston genannt nach Pistis Sophia) vom Oberen Totpunkt zum Unteren Totpunkt, wobei der Zylinder sich mit Energie im Reinzustand füllt. Ich vereinfache, denn hier kämen noch Hierarchien von Engeln ins Spiel, Distributionsagenten oder Verteiler, die, wie das Lehrbuch hier sagt ›das Öffnen und Schließen der Ventile erlauben, die das Innere des Zylinders in Kommunikation mit den Ansaugrohren für das Gemisch bringen‹... Die interne Zentrale des Motors kann mit dem Rest des Kosmos nur durch diese Vermittlung kommunizieren, und hier enthüllt sich vielleicht — doch ich möchte nichts Häretisches sagen — die originäre Grenze des Einen, der in gewisser Weise, um kreativ sein zu können, die Gro-
    ßen Exzentriker braucht. Man müßte den Text noch einer genaueren Prüfung unterziehen. Jedenfalls, wenn der Zylinder sich dann mit Energie gefüllt hat, steigt der Kolben wieder zum Oberen Totpunkt empor und realisiert so die Maxi-453
    male Kompression. Das Zimzum. Und an diesem Punkt erfolgt der gloriose Big Bang, der Urknall und die Expansion.
    Ein Funke glimmt auf, das Gemisch entzündet sich und verpufft, und dies ist, sagt das Lehrbuch, die einzige Aktive Phase des Zyklus. Und wehe, wehe, wenn sich in das Gemisch die Schalen einschleichen, die Qelippoth, Tropfen unreiner Materie wie Wasser oder Coca-Cola, dann kommt die Explosion nicht zustande oder erfolgt mit rülpsenden Fehl-zündungen...«
    »Heißt Shell nicht sowas wie Qelippoth? O je, dann müssen wir uns davor hüten! Von jetzt an nur noch Jungfrauenmilch...«
    »Wir werden das überprüfen. Es könnte sich um eine Ma-chenschaft der Sieben Schwestern handeln, jener inferioren Prinzipien, die den Fortgang der Schöpfung kontrollieren wollen... Jedenfalls, nach der Explosion kommt das Große Göttliche Ausatmen, das bereits in den ältesten Texten ›Entladung‹ genannt worden ist. Der Kolben steigt erneut zum Oberen Totpunkt empor und stößt die unförmige, nun verbrannte Materie hinaus. Nur wenn diese Reinigungsoperation gelingt, kann der Neue Zyklus wieder beginnen. Der, wenn

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