Das Foucaultsche Pendel
schwächen würde. Ich weiß nicht, wie weit er noch geschwächt werden konnte: seine Haut hatte inzwischen dieselbe Farbe wie seine Haare. »Und hört auf mit diesen Geschichten«, hatte er noch gesagt »Ihr seht, die schaden der Gesundheit. Das ist die Rache der Rosenkreuzer.«
* Wer sich mit Kabbala beschäftigt... so er sich im Werke irrt oder ungereinigt darangeht, wird er von Azazal verschlungen.
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»Mach dir darüber keine Sorgen«, hatte Belbo ihm lächelnd geantwortet, »die Rosenkreuzer, die kriegen von uns sowas von Dresche, sag ich dir, daß sie dich ganz bestimmt in Ruhe lassen werden. Brauchst nur so zu machen«, und er hatte mit den Fingern geschnipst.
Die Kur dauerte dann bis ins neue Jahr hinein. Ich hatte mich ganz in die Geschichte der Magie vertieft — der wahren, der ernsthaften, sagte ich mir, nicht der unseren. Garamond schaute mindestens einmal täglich zu uns herein, um sich nach Diotallevi zu erkundigen. »Und bitte, meine Herren, informieren Sie mich über jedes Erfordernis, ich meine, über jedes Problem, das auftaucht, über jeden Umstand, bei dem ich oder der Verlag etwas tun können für unseren tüchtigen Freund. Er ist für mich wie ein Sohn, ich sage noch mehr, wie ein Bruder. Aber immerhin leben wir ja Gott sei Dank in einem zivilisierten Land und erfreuen uns, was man darüber auch sagen mag, eines exzellenten Krankenversi-cherungswesens.«
Agliè hatte sich betroffen gezeigt, hatte nach dem Namen der Klinik gefragt und den Direktor angerufen, einen lieben alten Freund (und überdies, wie er uns sagte, Bruder eines AEK, mit dem er inzwischen die herzlichsten Beziehungen unterhielt). Diotallevi würde mit besonderer Aufmerksamkeit behandelt werden.
Lorenza war tief bewegt. Sie kam fast täglich vorbei, um sich nach dem neuesten Stand zu erkundigen. Das hätte Belbo glücklich machen müssen, doch er nahm es als Grund zu einer schlimmen Diagnose: Obwohl so präsent, entzog sich Lorenza ihm, da sie nicht seinetwegen kam.
Kurz vor Weihnachten hatte ich einen Gesprächsfetzen aufgeschnappt. Lorenza hatte zu ihm gesagt: »Ich versichere dir, ein ganz herrlicher Schnee, und die Zimmer sind rei-zend. Du kannst da Langlauf machen. Ja?« Ich hatte daraus geschlossen, daß die beiden den Jahreswechsel zusammen verbringen wollten. Aber nach dem Dreikönigstag war Lorenza im Flur erschienen, und Belbo hatte ihr ein gutes neues Jahr gewünscht, wobei er sich ihrem Versuch, ihm einen Kuß zu geben, entzog.
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Von hier aufbrechend gelangten wir in eine Ge-
gend namens Milestre... in der, wie es heißt, einer lebte, der sich der Alte vom Berge nannte...
Und er hatte auf sehr hohen Bergen, rings um ein Tal, eine überaus dicke und hohe Mauer gebaut,
und sie umfing dreißig Meilen, und hinein ge-
langte man durch zwei Tore, die versteckt in den Berg gebohrt waren.
Odorico da Pordenone, De rebus incognitis, Impressus Esau-ri, 1513, cap. 21, p. 15
Eines Tages Ende Januar ging ich durch die Via Marchese Gualdi, wo ich mein Auto geparkt hatte, und sah den Signor Salon aus der Tür von Manuzio kommen. »Ein Plausch mit meinem alten Freund Agliè...«, sagte er. Seinem Freund? Soweit ich mich an das Fest in Piemont erinnerte, konnte Agliè ihn nicht leiden. War es Salon, der seine Nase bei Manuzio reinsteckte, oder Agliè, der ihn wer weiß wozu benutzte?
Er ließ mir keine Zeit, darüber nachzudenken, denn er lud mich zu einem Aperitif ein, und so landeten wir bei Pilade.
Ich hatte ihn noch nie in der Gegend gesehen, aber er be-grüßte den alten Pilade wie einen langjährigen Bekannten.
Wir setzten uns, und er fragte mich, wie es meiner Geschichte der Magie ergehe. Also wußte er auch das. Ich provozierte ihn mit der Hohlwelt und dem von Belbo erwähnten Sebottendorff.
Er lachte. »Man muß schon sagen, Verrückte kommen ja zu Ihnen so einige! Über diese Hohlweltgeschichte weiß ich nichts. Aber Sebottendorff, o ja, der war schon ein seltsamer Vogel. Er hätte Himmler und Konsorten beinahe Ideen in den Kopf gesetzt, die für das deutsche Volk selbstmörderisch gewesen wären.«
»Was für Ideen?«
»Orientalische Phantasien. Der Mann war auf der Hut vor den Juden und verehrte die Araber und die Türken. Wissen 619
Sie, daß auf Himmlers Schreibtisch außer Mein Kampf immer auch der Koran lag? Sebottendorf hatte sich in seiner Jugend für ich weiß nicht welche türkische Geheimsekte begeistert und hatte angefangen, die islamische Gnosis zu studieren.
Er sprach vom
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