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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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bestimmen. John Dee hatte sich geirrt, die ganze Geographie muß neu gemacht werden. Wir leben im Innern einer hohlen Erdkugel, umhüllt von der Erdoberfläche. Und Hitler hat es gewußt.«
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    Der Nazismus war der Moment, in dem der ma-
    gische Geist sich der Hebel des materiellen Fortschritts bemächtigte. Lenin sagte, Kommunis-
    mus sei Sozialismus plus Elektrizität. In gewisser Hinsicht kann man sagen, Hitlerismus war
    Guénonismus plus Panzerdivisionen.
    Pauwels & Bergier, Le matin des magiciens, Paris, Gallimard, 1960, 2, VII
    Belbo war es gelungen, auch Hitler in den Großen Plan einzubauen. »Steht alles geschrieben, schwarz auf weiß. Es ist erwiesen, daß die Begründer des Nazismus mit dem teu-tonischen Neutemplerismus zusammenhingen.«
    »Sie verkohlen uns!«
    »Nein, ehrlich, Casaubon, ich erfinde nichts, diesmal erfinde ich wirklich nichts.«
    »Also bitte, wann hätten wir jemals etwas erfunden? Wir sind immer von objektiven Fakten ausgegangen, in jedem Fall von allgemein zugänglichen Daten.«
    »Auch diesmal. Also aufgepaßt: im Jahre 1912 tritt ein Ger-manenorden hervor, der eine ›Ariosophie‹ propagiert, soll heißen, eine Philosophie der arischen Überlegenheit Sechs Jahre später, 1918, gründet ein gewisser Baron von Sebottendorff eine Filiale, die Thule-Gesellschaft, einen Geheimbund, eine soundsovielte Variante der Strikten Observanz neutemplerischer Prägung, aber mit starken rassistischen Zü-
    gen: pangermanisch, neo-arisch. Und 1933 wird derselbe Sebottendorff schreiben, er habe gesät, was Hitler dann habe reifen lassen. Tatsächlich taucht das Hakenkreuz erstmals im Umkreis der Thule-Gesellschaft auf. Und wer gehört sofort zu dieser Thule-Gesellschaft? Rudolf Heß, Hitlers Schatten! Und dann Alfred Rosenberg! Und Hitler selbst! Und sicher habt ihr in der Zeitung gelesen, daß Heß sich noch heute in seinem Spandauer Gefängnis mit esoterischen Wissenschaften beschäftigt. Sebottendorff schreibt 1924 ein 611
    Büchlein über Alchimie und bemerkt, daß die ersten Experimente mit Atomspaltung die Wahrheit des Großen Werkes beweisen. Und er schreibt auch einen Roman über die Rosenkreuzer! Außerdem wird er Leiter einer Astrologischen Rundschau, und wie man bei Trevor-Roper nachlesen kann, haben die Nazibonzen, Hitler voran, keinen Schritt getan, ohne sich vorher ein Horoskop stellen zu lassen. 1943 sollen sie einen Haufen medial begabter Personen befragt haben, um herauszubekommen, wo Mussolini gefangengehalten wurde. Kurz, die ganze Naziführung war mit dem teutoni-schen Neo-Okkultismus verbunden.«
    Belbo schien den Zwischenfall mit Lorenza vergessen zu haben, und ich bestärkte ihn darin, indem ich seine Rekonstruktion noch ein Stück weitertrieb: »Im Grunde können wir auch Hitlers berühmte Verführungsmacht der Massen in diesem Licht sehen. Physisch war er ein mickriges Männchen, seine Stimme war schrill, wie schaffte er es, die Leute so verrückt zu machen? Er muß mediale Fähigkeiten gehabt haben. Vermutlich wußte er, instruiert von irgendwelchen Druiden aus seiner Gegend, wie man die Erdstrahlen an-zapft. Auch er also war eine Sonde, ein biologischer Menhir.
    Er übertrug die Energie der tellurischen Ströme auf seine Getreuen im Nürnberger Stadion. Eine Zeitlang muß es ihm gelungen sein, dann waren seine Batterien erschöpft.«
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    An alle Welt: Ich erkläre, daß die Erde innen hohl und bewohnbar ist; sie enthält eine gewisse Anzahl solider Sphären, die konzentrisch sind, das heißt ineinandergeschoben, und sie ist an den
    beiden Polen offen in einer Breite von zwölf bis sechzehn Grad.
    J. Cleves Symmes, Hauptmann der Infanterie, am 10. April 1818, zit. in Sprague de Camp/Ley, Lands Beyond , New York, Rinehart, 1952, X
    »Gratuliere, Casaubon, in Ihrer Unschuld haben Sie eine richtige Intuition gehabt. Hitlers wahre und einzige Obsession waren in der Tat die unterirdischen Ströme. Hitler war ein Anhänger der Hohlweltlehre.«
    »Kinder, ich gehe, ich hab Gastritis«, sagte Diotallevi.
    »Warte, jetzt wird’s doch erst spannend: Die Erde ist eine hohle Kugel, wir leben nicht draußen auf der konvexen Au-
    ßenfläche, sondern drinnen an der konkaven Wölbung. Was wir für den Himmel halten, ist eine Masse aus dunklem Gas, durchsetzt mit Zonen von strahlendem Licht, die das Innere der Kugel füllt. Alle astronomischen Maße müssen revidiert werden. Der Himmel ist nicht unendlich, er ist begrenzt. Die Sonne, wenn sie denn existiert, ist nicht größer,

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