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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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hatte, der wegen Mordverdacht gesucht wurde und den er seit mindestens zwei Jahren als Berater benutzte. Schönes Alibi.
    Aber um diese ganze Geschichte überhaupt fassen zu können, die schon für sich allein phantastisch genug war, und um die Polizei dazu zu bringen, sie ernst zu nehmen, mußte man noch etwas anderes voraussetzen, etwas, das die Fiktion überstieg. Nämlich daß der Plan, den wir erfunden hatten, Punkt für Punkt, einschließlich der hektischen Suche nach der Karte am Ende, einem wirklichen Plan entsprach, einem Großen Plan, in dem Agliè, Rakosky, Ratschkowski, Ragotgky, der Herr mit Bart, die Gruppe Tres und all die andern bis hin zu den Templern von Provins real existierten.
    Und daß der Oberst richtig gesehen hatte. Aber daß er sich, obwohl er richtig sah, geirrt hatte, denn schließlich war unser Plan ja verschieden von seinem gewesen, und wenn seiner richtig war, konnte unserer nicht richtig gewesen sein, und umgekehrt, und infolgedessen, wenn wir recht hatten, wieso mußte dann Rakosky vor zehn Jahren dem Oberst ein falsches Dokument rauben?
    Beim bloßen Lesen dessen, was Belbo dem Computer anvertraut hatte, war ich vorgestern morgen versucht gewesen, den Kopf gegen die Wand zu hauen. Um mich zu vergewissern, daß die Wand wirklich da war, wenigstens die Wand. Ich stellte mir vor, wie Belbo zumute gewesen sein mußte, an jenem Tag und an den folgenden. Aber es war noch nicht zu Ende.
    Auf der Suche nach jemandem, den er fragen konnte, hatte er Lorenza angerufen. Und auch sie war nicht dagewesen. Er war bereit zu wetten, daß er sie nie wiedersehen würde. In gewisser Weise war Lorenza eine Erfindung von Agliè, Ag-668
    liè war eine Erfindung von Belbo, und Belbo wußte nicht mehr, von wem er selbst erfunden worden war. Er hatte die Zeitung wieder zur Hand genommen. Das einzig Sichere war, daß er, Belbo, der Mann auf dem Fahndungsbild war.
    Und wie zur Bestätigung bekam er genau in dem Moment, in seinem Büro, einen neuen Anruf. Derselbe balkanesische Akzent, dieselben Empfehlungen. Rendezvous in Paris.
    »Aber wer sind Sie?« hatte Belbo gerufen.
    »Wir sind die Tres«, hatte die Stimme geantwortet. »Und über die Tres wissen Sie mehr als wir.«
    Da hatte er sich entschieden. Er hatte das Telefon genommen und De Angelis angerufen. Im Präsidium hatten sie ihm zuerst Schwierigkeiten gemacht, es schien, als ob der Kommissar nicht mehr dort arbeitete. Schließlich hatten sie seinem Drängen nachgegeben und ihn weiterverbunden.
    »Hallo, wen höre ich denn da, den Doktor Belbo«, hatte De Angelis in einem Ton gesagt, der Belbo sarkastisch vorgekommen war. »Ein Zufall, daß Sie mich hier noch vorfinden.
    Ich packe gerade die Koffer.«
    »Die Koffer?« Belbo fürchtete eine Anspielung.
    »Ich bin nach Sardinien versetzt worden. Scheint, daß die Arbeit dort ruhiger ist.«
    »Doktor De Angelis, ich muß Sie dringend sprechen. Wegen dieser Geschichte...«
    »Geschichte? Welcher?«
    »Der mit dem Oberst damals. Und dieser anderen... Sie haben einmal Casaubon gefragt, ob er von einer Gruppe Tres gehört hätte. Ich habe davon gehört. Ich habe Ihnen etwas Wichtiges zu sagen.«
    »Sagen Sie’s nicht mir. Das ist nicht mehr meine Sache.
    Außerdem, meinen Sie nicht, es ist ein bißchen spät?«
    »Zugegeben, ich habe Ihnen etwas verschwiegen, damals.
    Aber jetzt will ich reden.«
    »Nein, Doktor Belbo, sagen Sie nichts. Zunächst einmal seien Sie sich darüber im klaren, daß sicher jemand dieses Gespräch abhört, und ich will, daß er weiß, daß ich von diesen Dingen nichts hören will und nichts weiß. Ich habe zwei Kinder. Kleine. Und jemand hat mir zu verstehen gegeben, daß ihnen etwas passieren könnte. Und um mir zu zeigen, daß es kein Scherz war, ist gestern, als meine Frau den 669
    Wagen anließ, die Motorhaube in die Luft geflogen. Bloß ein ganz kleines Bömbchen, kaum mehr als ein Knallfrosch, aber genug, um mir klarzumachen, daß sie mehr können, wenn sie wollen. Ich bin zum Chef gegangen und hab ihm gesagt, Chef, ich habe stets meine Pflicht getan und mehr als das, aber ich bin kein Held. Ich würde auch mein Leben hingeben, aber nicht das meiner Frau und meiner Kinder. Ich habe um Versetzung gebeten. Dann bin ich hingegangen und habe allen gesagt, daß ich ein Feigling bin und mich aus dem Staub machen werde. Und das sage ich jetzt auch Ihnen und denen, die uns zuhören. Ich habe mir die Karriere versaut, ich habe die Achtung vor mir selbst verloren, mir wird be-wußt, daß

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