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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Gemeinschaften ist der Neid zu Hause), als zur allgemeinen Zufriedenheit das Fleisch auf den Tisch kommt, macht er schlüpfrige Anspielungen. Der Hauptmann schöpft Verdacht, der Verdächtige verheddert sich, wird rot, zieht den Dolch aus dem Gürtel und stürzt sich auf den Mitbruder...«
    »Den Sykophanten«, präzisierte Belbo.
    »Den Sykophanten, richtig, er stürzt sich auf den Denunzi-arten und verunstaltet ihm das Gesicht. Dieser greift zum Schwert, die beiden beginnen zu raufen, der Hauptmann brüllt ›Ruhe da!‹ und schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch, die Brüder grinsen...«
    »Trinkend und fluchend wie Templer...«, ergänzte Belbo.
    »Gottverflucht, Gottverdammt, Herrgottsakrament, Him-melnochmal, Potzblitzdonnerundschwefel, Jesusmariaund-joseph!« dramatisierte ich.
    »Kein Zweifel, unser Mann gerät außer sich, er... zum Teufel, was macht ein Templer, wenn er außer sich gerät?«
    »Er läuft blauviolett an«, erwog Belbo.
    »Genau, du sagst es, er läuft blauviolett an, reißt sich die Kleider vom Leib und wirft sie zu Boden...«
    »Und brüllt: Behaltet dies elende Dreckshemd, ihr und euer Scheißtempel!« schlug ich vor. »Oder vielmehr, er haut mit dem Schwert auf das Siegel, zerbricht es und brüllt: Ich haue ab zu den Sarazenen!«
    »Damit hat er mindestens acht Vorschriften auf einen Schlag verletzt.«
    »Ja«, sagte ich und ergänzte, um meine These noch besser zu illustrieren: »Können Sie sich so einen Typ vorstellen, der sagt, ich haue ab zu den Sarazenen, wenn ihn dann eines Tages der Blutvogt des Königs verhaftet und ihm die glü-
    henden Eisen zeigt? Rede, Götzendiener! Gestehe, ihr habt ihn euch in den Hintern gesteckt. Was, wir? Ha, eure Zangen machen mich lachen, ihr wißt ja gar nicht, wozu ein Templer fällig ist: Euch steck ich ihn in den Hintern, euch und dem Papst, und wenn er mir unter die Finger kommt, auch dem König Philipp!«
    »Er hat gestanden, er hat gestanden! jawohl, so ist es bestimmt gewesen«, rief Belbo. »Abführen! Ins Verlies mit ihm, und jeden Tag eine Kanne Öl drauf, damit er hinterher bes-102
    ser brennt!«
    »Wie die kleinen Kinder«, schloß Diotallevi.
    Ein Mädchen trat an unseren Tisch, mit einem Leberfleck auf der Nase und Blättern in der Hand. Sie fragte, ob wir schon für die verhafteten Genossen in Argentinien unter-schrieben hätten. Belbo unterschrieb sofort, ohne den Text zu lesen. »Auf jeden Fall geht’s ihnen schlechter als mir«, sagte er zu Diotallevi, der ihn bestürzt ansah. Dann wandte er sich an das Mädchen: »Er kann nicht unterschreiben, er gehört zu einer indischen Minderheit, bei der es verboten ist, den eigenen Namen zu schreiben. Viele von ihnen sind im Gefängnis, weil die Regierung sie verfolgt« Das Mädchen sah Diotallevi verständnisvoll an und reichte das Blatt zu mir weiter. Diotallevi entspannte sich.
    »Wer sind sie?« fragte ich.
    »Was heißt, wer sind sie? Genossen in Argentinien!«
    »Ja schon, aber von welcher Gruppe?«
    »Taquaras, wieso?«
    »Aber die Taquaras sind doch Faschisten«, wagte ich ein-zuwenden, nach dem bißchen, was ich davon verstand.
    »Faschist!« zischte das Mädchen. Und ging davon.
    »Aber dann waren diese Templer doch eigentlich arme Teufel«, meinte Diotallevi.
    »Nein«, sagte ich, »es ist meine Schuld, wenn dieser Eindruck entstanden ist, ich habe versucht, die Geschichte möglichst lebendig zu machen. Was wir gesagt haben, gilt für die einfache Truppe, aber der Orden erhielt von Anfang an riesige Schenkungen und hatte bald Komtureien in ganz Europa.
    Stellen Sie sich vor, König Alfons von Aragonien schenkt ihnen ein ganzes Land, und in seinem Testament vermacht er ihnen sogar sein Reich für den Fall, daß er ohne Erben stirbt Die Templer trauen ihm nicht und machen eine Transaktion, so nach dem Muster: Nein danke, wir hätten lieber ein paar Kleinigkeiten gleich jetzt Aber diese Kleinigkeiten sind ein halbes Dutzend Burgen in Spanien. Der König von Portugal schenkt ihnen einen Wald, der noch von den Mauren besetzt ist, die Templer erstürmen ihn, verjagen die Mauren und gründen einfach so mal die Stadt Coimbra. Und das sind bloß Episoden. Kurz und gut, ein Teil von ihnen kämpft in Palästina, aber das Gros des Ordens entwickelt sich in der 103
    Heimat. Und was passiert? Wenn jemand nach Palästina muß und dort Geld braucht und sich nicht traut, mit Juwelen und Gold hinzureisen, überweist er’s den Templern in Frankreich oder in Spanien oder Italien, erhält dafür

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