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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Zigmillionen Lire, für zwei Taucher und ein Motorboot.. Kaum hatte er die Moneten einge-sackt verschwand er auf Nimmerwiedersehen. Nun bestätigen Sie mir, daß er die Schatzsuchermanie hatte.«
    »Und dieser Rakosky?« fragte Belbo.
    »Schon überprüft. Im Principe e Savoia ist ein Rakosky, Wladimir abgestiegen, mit einem französischen Paß. Vage Beschreibung, distinguierter Herr. Dieselbe Beschreibung wie von dem Portier hier in der Pension. Bei der Alitalia heißt es, er hätte heut morgen den ersten Flug nach Paris genommen. Ich habe Interpol verständigt. He, Annunziata, ist schon was aus Paris gekommen?«
    »Noch nichts, Dottore.«
    »Na fein. Also dieser Oberst Ardenti, oder wie er heißt, kommt vor vier Tagen nach Mailand, wir wissen nicht, wie er die ersten drei Tage verbringt, gestern nachmittag um zwei trifft er vermutlich den Rakosky im Hotel, aber er sagt ihm nicht, daß er zu Ihnen gehen will, und das finde ich interessant. Abends kommt er hierher, wahrscheinlich mit Rakosky und einem anderen Typ, und von da an wird alles ganz unklar. Auch wenn die beiden ihn nicht umgebracht haben, durchsuchen sie sicher das Appartement. Was suchen sie? In der Jacke... ach ja, wenn er ausgegangen ist, muß er in Hemdsärmeln ausgegangen sein, denn die Jacke mit dem Paß ist noch da, aber glauben Sie nicht, daß die Sache damit einfacher wird, denn der Alte sagt, er hätte ihn mit der Jacke auf dem Bett liegen sehen, aber vielleicht war’s ja auch nur eine Hausjacke, Herrgott, mir scheint, ich bin hier in einem Käfig voller Narren... also in der Jacke, sagte ich, hatte 186
    er Geld genug, fast zuviel... Demnach haben sie etwas anderes gesucht Und die einzige gute Idee haben Sie mir gegeben: Der Oberst hatte Dokumente. Wie sahen sie aus?«
    »Er hatte einen braunen Ordner«, sagte Belbo.
    »Mir kam er rot vor«, sagte ich.
    »Braun«, beharrte Belbo. »Aber vielleicht täusche ich mich.«
    »Ob braun oder rot«, sagte De Angelis, »hier ist er jedenfalls nicht mehr. Die beiden Herren von gestern abend müssen ihn mitgenommen haben. Also muß es um diesen Ordner gehen. Meines Erachtens wollte Ardenti gar kein Buch veröffentlichen. Er hatte irgendwelches Material zusammen-getragen, um Rakosky zu erpressen, und wollte ihn mit Ver-lagskontakten unter Druck setzen. Das würde zu ihm passen. Aber man könnte auch noch andere Hypothesen auf-stellen. Die zwei gehen weg, nachdem sie ihn bedroht haben, Ardenti kriegt Angst, schnappt sich den Ordner, läßt alles andere liegen und macht sich Hals über Kopf aus dem Staub.
    Und vorher macht er womöglich, wer weiß aus welchen Gründen, den Alten glauben, er wäre ermordet worden...
    Aber das ist alles viel zu romanhaft und würde das Durcheinander nicht erklären. Andererseits, wenn die zwei ihn umbringen und den Ordner entwenden, warum entwenden sie dann auch die Leiche? Naja, wir werden ja sehen. Entschuldigen Sie, ich bin leider gezwungen, Ihre Personalien aufzunehmen.«
    Er drehte meinen Studentenausweis zweimal in der Hand.
    »Sie studieren Philosophie, eh?«
    »Wir sind viele«, sagte ich.
    »Sogar zu viele. Und Sie beschäftigen sich mit diesen Templern... Sagen Sie, wenn ich mich über diese Leute informieren wollte, was müßte ich dann lesen?«
    Ich nannte ihm zwei allgemeinverständliche, aber einigermaßen seriöse Bücher. Sagte ihm, daß er darin zuverlässige Informationen bis zum Prozeß finden würde, aber danach sei alles Gefasel.
    »Aha, verstehe«, sagte er. »Nun also auch die Templer.
    Eine Gruppe, die ich noch nicht kannte.«
    Der vorhin angesprochene Annunziata erschien mit einem Telegramm: »Hier ist die Antwort aus Paris, Dottore.«
    Er las. »Na bestens. In Paris ist dieser Rakosky unbekannt, 187
    aber seine Paßnummer entspricht derjenigen eines vor zwei Jahren gestohlenen Dokuments. Damit hätten wir glücklich alles beisammen. Monsieur Rakosky existiert nicht. Sie sagen, er war Direktor einer Zeitschrift... wie hieß sie noch gleich?« Er notierte sich den Namen. »Wir werden das überprüfen, aber ich wette, daß auch die Zeitschrift nicht existiert, oder sie hat ihr Erscheinen seit wer weiß wie lange schon eingestellt. Gut, meine Herren. Danke für Ihre Mitarbeit, vielleicht muß ich Sie noch mal belästigen. Ach ja, noch eine letzte Frage. Hat dieser Ardenti irgendwie durchblicken lassen, daß er Verbindungen zu politischen Gruppen hat?«
    »Nein«, sagte Belbo. »Er machte eher den Eindruck, als hätte er die Politik aufgegeben, um sich der

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