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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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außerhalb dieser Geschichte bleiben, sie und das Kind. Ich hoffe, sie kommen erst später zurück, wenn alles zu Ende ist — wie immer es enden mag.
    Es war am 16. Juli 1981 gewesen. Mailand entvölkerte sich, der Lesesaal in der Bibliothek war fast leer.
    »He, den Band 109 wollte ich grad nehmen.«
    »Und wieso hast du ihn dann im Regal gelassen?«
    »Ich war nur schnell am Tisch, um was nachzusehen.«
    »Das ist keine Entschuldigung.«
    Sie war eigensinnig mit ihrem Band an den Tisch zurückgegangen. Ich hatte mich vor sie gesetzt und versucht, ihr Gesicht zu entdecken.
    »Wie kannst du das lesen, wenn's nicht Blindenschrift ist?« fragte ich.
    Sie hob den Kopf, und ich wusste wirklich nicht, ob es das Gesicht oder der Hinterkopf war. »Wieso?« fragte sie. »Ach, ich kann sehr gut durchsehen.« Aber um das zu sagen, hatte sie ihre Mähne beiseite geschoben, und ich sah ihre grünen Augen.
    »Du hast grüne Augen.«
    »Weiß ich. Wieso? Ist das schlecht?«
    »Im Gegenteil. Sollte es öfter geben.«
    So hatte es angefangen. »Iss doch, du bist ja dünn wie ein Nagel«, hatte sie mir beim Essen gesagt. Um Mitternacht saßen wir immer noch in dem griechischen Restaurant neben Pilade, mit der Kerze in der Flasche, die schon fast runtergebrannt war, und erzählten uns alles. Wir waren quasi Kollegen, sie redigierte Lexikonartikel.
    Ich hatte den Eindruck, ihr etwas sagen zu müssen. Eine halbe Stunde nach Mitternacht schob sie ihre Mähne beiseite, um mich genauer anzusehen, ich hielt den Zeigefinger mit dem Daumen nach oben auf sie gerichtet und sagte: »Pim.«
    »Komisch«, sagte sie, »ich auch.«
    So waren wir Fleisch von einem Fleische geworden, und von da an war ich für sie Pim.
    Wir konnten uns keine neue Wohnung leisten, ich schlief bei ihr, und sie war oft in meinem Büro oder ging auf die Jagd, denn sie war besser im Spurenverfolgen als ich und suggerierte mir wertvolle Querverbindungen.
    »Mir scheint, wir haben eine halb leere Kartei über die Rosenkreuzer«, sagte sie.
    »Ich muß sie irgendwann auffüllen, es sind Notizen aus Brasilien... «
    »Na gut, mach erst mal einen Verweis auf Yeats.«
    »Was hat denn Yeats damit zu tun?«
    »Einiges. Ich lese hier gerade, dass er zu einer Rosicrucian Society gehörte, die sich Stella Matutina nannte.«
    »Was täte ich ohne dich?«
    Ich hatte wieder angefangen, zu Pilade zu gehen, denn die Bar war wie eine Börse, ich fand dort Kunden.
    Eines Abends sah ich Belbo wieder (in den Jahren davor musste er sich etwas rar gemacht haben, aber er kam wieder regelmäßig, als er Lorenza Pellegrini kennengelernt hatte). Immer noch derselbe, vielleicht jetzt ein bisschen grau meliert und etwas magerer, aber nicht viel.
    Es war eine herzliche Begegnung, in den Grenzen seiner Mitteilsamkeit Ein paar Bemerkungen über die alten Zeiten, coole Zurückhaltung über unsere Komplizenschaft bei jenem letzten Vorfall und ihre brieflichen Nachzügler. Der Kommissar De Angelis hatte sich nicht wieder gemeldet. Fall erledigt, wie's aussah.
    Ich erzählte ihm von meiner Arbeit, und er schien interessiert. »Im Grunde das, was ich gerne täte, den Sam Spade der Kultur spielen, zwanzig Dollar pro Tag plus Spesen.«
    »Aber bei mir spazieren keine geheimnisvollen faszinierenden Frauen herein, und keiner kommt, um mir vom Malteser Falken zu erzählen«, sagte ich.
    »Das weiß man nie. Macht Ihnen die Arbeit Spaß?«
    »Spaß?« fragte ich zurück und zitierte ihn: »Ich amüsiere mich prächtig. Ich glaube, das ist das einzige, was ich wirklich gut kann.«
    »Good for you«, antwortete er.
    Wir sahen uns öfter wieder, ich erzählte ihm von meinen brasilianischen Erlebnissen, aber ich fand ihn immer ein wenig zerstreut, mehr als gewöhnlich. Wenn Lorenza Pellegrini nicht da war, hielt er den Blick auf die Tür geheftet, wenn sie da war, ließ er ihn nervös im Lokal umherschweifen und verfolgte ihre Bewegungen. Eines Abends, es war schon kurz bevor Pilade zumachte, sagte er mir, woandershin blickend: »Hören Sie, es könnte sein, dass wir Sie brauchen, nicht bloß für gelegentliche Gutachten. Könnten Sie ein bisschen Zeit für uns erübrigen, sagen wir einen Nachmittag pro Woche?«
    »Mal sehen. Um was geht's denn?«
    »Eine Stahlfirma hat bei uns ein Buch über Metalle bestellt. So einen Prachtband, bei dem es mehr auf die Bilder als auf den Text ankommt. Populär, aber seriös. Sie wissen schon, was ich meine: die Metalle in der Geschichte der Menschheit von der Eisenzeit bis zu den

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