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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Reinkarnation des Ochrana-Ratschkowski gewesen, und dieser eine des unvermeidlichen Saint-Germain. Aber was hatte er mit Agliè zu tun?
    Belbo war ins Büro gegangen, die Treppe hinaufschleichend wie ein Dieb, und hatte sich eingeschlossen. Er wollte seine Gedanken ordnen.
    Es gab in der Tat Gründe, den Kopf zu verlieren, und Belbo hatte ihn wohl schon verloren. Und er hatte niemanden, dem er sich anvertrauen konnte. Während er sich den Schweiß von der Stirn wischte, blätterte er mechanisch in den Manuskripten auf dem Schreibtisch, die am Vortag eingetroffen waren, ohne zu wissen, was er da suchte, und plötzlich fiel sein Blick auf den Namen Agliè.
    Er starrte auf den Titel des Manuskripts. Das Werk eines x-beliebigen Diabolikers, Die Wahrheit über den Grafen von Saint-Germain. Er las die betreffende Seite noch einmal. Da stand geschrieben, unter Berufung auf die Biografie von Chacornac, dass Claude-Louis de Saint-Germain sich abwechselnd als Monsieur de Surmont, Graf Soltikoff, Mister Welldone, Marquis de Belmar, Fürst Rackoczi oder Ragozki und so weiter ausgegeben habe, aber die Familiennamen seien Graf von Saint-Martin und Marquis von Agliè gewesen, nach einem Besitz seiner Vorfahren in Piemont.
    Na großartig, nun konnte Belbo beruhigt sein. Nicht nur wurde er überall wegen Terrorismus gesucht, nicht nur war der Große Plan wahr, nicht nur war Agliè auf einmal verschwunden, sondern zu allem Überfluss war nun Agliè auch kein Mythomane mehr, sondern der echte unsterbliche Graf von Saint-Germain, was er ja nie verheimlicht hatte. Das einzig Wahre in diesem ganzen Strudel von Falschheiten, die sich alle auf einmal als wahr herausstellten, war sein Name gewesen. Oder nein, auch sein Name war falsch gewesen, Agliè war nicht Agliè, aber es war nun egal, wer er wirklich war, denn faktisch benahm er sich, und das seit Jahren, wie die Figur in einer Geschichte, die wir erst später erfinden sollten...
    In jedem Fall blieb nun Belbo keine Alternative mehr. Da Agliè verschwunden war, konnte er der Polizei nicht mehr den Mann vorführen, der ihm den Koffer gegeben hatte. Und selbst wenn die Polizei ihm glaubte, würde herauskommen, dass er den Koffer von einem bekommen hatte, der wegen Mordverdacht gesucht wurde und den er seit mindestens zwei Jahren als Berater benutzte. Schönes Alibi.
    Aber um diese ganze Geschichte überhaupt fassen zu können, die schon für sich allein fantastisch genug war, und um die Polizei dazu zu bringen, sie ernst zu nehmen, musste man noch etwas anderes voraussetzen, etwas, das die Fiktion überstieg. Nämlich dass der Plan, den wir erfunden hatten, Punkt für Punkt, einschließlich der hektischen Suche nach der Karte am Ende, einem wirklichen Plan entsprach, einem Großen Plan, in dem Agliè, Rakosky, Ratschkowski, Ragotgky, der Herr mit Bart, die Gruppe Tres und all die andern bis hin zu den Templern von Provins real existierten. Und dass der Oberst richtig gesehen hatte. Aber dass er sich, obwohl er richtig sah, geirrt hatte, denn schließlich war unser Plan ja verschieden von seinem gewesen, und wenn seiner richtig war, konnte unserer nicht richtig gewesen sein, und umgekehrt, und infolgedessen, wenn wir recht hatten, wieso musste dann Rakosky vor zehn Jahren dem Oberst ein falsches Dokument rauben?
    Beim bloßen Lesen dessen, was Belbo dem Computer anvertraut hatte, war ich vorgestern morgen versucht gewesen, den Kopf gegen die Wand zu hauen. Um mich zu vergewissern, dass die Wand wirklich da war, wenigstens die Wand. Ich stellte mir vor, wie Belbo zumute gewesen sein musste, an jenem Tag und an den folgenden. Aber es war noch nicht zu Ende.
    Auf der Suche nach jemandem, den er fragen konnte, hatte er Lorenza angerufen. Und auch sie war nicht da gewesen. Er war bereit zu wetten, dass er sie nie wiedersehen würde. In gewisser Weise war Lorenza eine Erfindung von Agliè, Agliè war eine Erfindung von Belbo, und Belbo wusste nicht mehr, von wem er selbst erfunden worden war. Er hatte die Zeitung wieder zur Hand genommen. Das einzig Sichere war, dass er, Belbo, der Mann auf dem Fahndungsbild war. Und wie zur Bestätigung bekam er genau in dem Moment, in seinem Büro, einen neuen Anruf. Derselbe balkanesische Akzent, dieselben Empfehlungen. Rendezvous in Paris.
    »Aber wer sind Sie?« hatte Belbo gerufen.
    »Wir sind die Tres«, hatte die Stimme geantwortet. »Und über die Tres wissen Sie mehr als wir.«
    Da hatte er sich entschieden. Er hatte das Telefon genommen und De Angelis

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