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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Geheimsekten in Verbindung setzt. Eine unbekannte Führung plant die Kreuzzüge, um den Orden gedeihen zu lassen, nicht umgekehrt, und sie stellt ein Machtgefüge dar, das sich der königlichen Jurisdiktion entzieht ... Eh bien, ich bin kein Mann der Wissenschaft, ich bin ein Mann der Tat. Statt lange Vermutungen anzustellen, tat ich, was all die wortreichen Gelehrten nie getan haben. Ich bin dorthin gegangen, woher die Templer kamen und wo sie zweihundert Jahre lang ihre Basis hatten, wo sie sich bewegen konnten wie die Fische im Wasser ...«
    »Der Große Vorsitzende Mao lehrt, dass die Revolutionäre sich im Volk bewegen müssen wie die Fische im Wasser«, sagte ich.
    »Bravo Ihrem Großen Vorsitzenden. Die Templer, die eine weit größere Revolution planten als Ihre bezopften Kommunisten ...«
    »Sie tragen keine Zöpfe mehr.«
    »Nein? Um so schlimmer für sie. Die Templer, sagte ich, konnten nicht anders als Zuflucht in der Champagne suchen. Aber wo dort? In Payns? In Troyes? Im Wald von Orient? Nein. Payns war und ist ein kleines Nest, und damals war es bestenfalls eine Burg. Troyes war eine Stadt, da gab es zu viele Leute des Königs. Der Wald, templerisch per Definition, war der erste Ort, wo die Garden des Königs nach ihnen suchen würden, wie sie es dann ja auch taten. Nein: Provins, sagte ich mir. Wenn es einen sicheren Ort gab, dann war es Provins!«

18
    Könnten wir mit dem Auge ins Innere der Erde eindringen und von Pol zu Pol sehen, oder von unseren Füßen bis zu den Antipoden, wir würden mit Schrecken eine über und über von Rissen und Höhlen durchlöcherte Masse erblicken.
    Thomas Burnet, Telluris Theoria Sacra, Amsterdam, Wolters, 1694, p. 38
     
    »Wieso Provins?«
    »Nie in Provins gewesen? Magischer Ort, man spürt es noch heute, gehen Sie mal hin. Magischer Ort, noch immer ganz von Geheimnis durchweht. Im elften Jahrhundert ist er der Sitz des Grafen der Champagne, und er bleibt noch lange ein freies Gebiet, in dem die Zentralmacht nichts zu melden hat. Die Templer sind dort zu Hause, noch heute heißt eine Straße nach ihnen. Kirchen, Paläste, eine Burg, die das ganze Umland beherrscht. Und Geld, Händler, Märkte, ein Gewimmel, in dem man leicht untertauchen kann. Aber vor allem, seit prähistorischen Zeiten, Höhlen. Ein Netz von Höhlen und Gängen, das sich unter dem ganzen Hügel hinzieht, regelrechte Katakomben, einige davon können Sie noch heute besichtigen. Orte, in denen man sich ungesehen treffen kann, und selbst wenn die Feinde eindringen, können sich die Verschwörer in wenigen Sekunden zerstreuen, Gott weiß wohin, und wenn sie die Gänge gut kennen, sind sie schon irgendwo raus und auf der anderen Seite wieder rein, auf lautlosen Katzenpfoten, und fallen von hinten über die Invasoren her, um sie im Dunkeln niederzumachen. Bei Gott, ich versichere Ihnen, meine Herren, diese Höhlen scheinen wie gemacht für Kommandounternehmen, zack zack, schnell wie der Blitz hineingeschlüpft, das Messer zwischen den Zähnen, in jeder Hand eine Bombe, und die andern hingemacht in ihrer Mausefalle, bei Gott!«
    Seine Augen funkelten. »Begreifen Sie, was für ein fabelhaftes Versteck Provins sein kann? Ein Untergrund wie geschaffen für heimliche Treffen, und von den Einheimischen macht keiner den Mund auf. Gewiss, die Männer des Königs kommen auch nach Provins, verhaften die Templer, die sich an der Oberfläche zeigen, und bringen sie nach Paris. Reynaud de Provins wird gefoltert, aber er schweigt. Nach dem geheimen Plan, das ist klar, musste er sich fangen lassen, damit man glaubte, Provins sei gesäubert worden, aber zugleich musste er ein Signal aussenden: Provins hält stand. Provins, der Ort der neuen unterirdischen Templer ... Höhlen und Gänge, die von Haus zu Haus fuhren, man tritt wie von ungefähr in einen Kornspeicher, und heraus kommt man in einer Kirche. Höhlen, die mit Säulen und Gewölben ausgebaut sind, jedes Haus in der Stadt hat noch heute einen Keller mit Spitzbogengewölben, es werden mehr als hundert sein, jeder Keller, was sage ich, jeder unterirdische Saal war der Eingang zu einem der Höhlengänge.«
    »Vermutungen«, sagte ich.
    »Nein, junger Mann. Beweise. Sie haben die Höhlen von Provins nicht gesehen. Säle und Säle, im Innern der Erde, voller Wandzeichnungen. Die meisten finden sich in den Seitenhöhlen, den Lateralalveolen, wie die Höhlenforscher sie nennen. Es sind hieratische Darstellungen druidischen Ursprungs. Aus der Zeit vor der Ankunft der

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