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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Römer. Cäsar ist dort vorbeigekommen, und dort unten planten die Gallier den Widerstand, den Zauber, den Hinterhalt. Und dann gibt's da auch die Symbole der Katharer, jawohl, meine Herren, die Katharer waren nicht nur im Süden, die im Süden wurden vernichtet, die in der Champagne haben insgeheim überlebt und sich hier versammelt, in diesen Katakomben der Ketzerei. Einhundertdreiundachtzig sind oben verbrannt worden, und die anderen haben unten überlebt. In den Chroniken werden sie bougres et manichéens genannt und wie sich's trifft, die bougres waren die Bogomilen, Katharer bulgarischer Herkunft, sagt Ihnen das Wort bougre im Französischen nichts? Anfangs bedeutete es Sodomit, weil man behauptete, die bulgarischen Katharer hätten dieses kleine Laster ... « Der Oberst lachte ein bisschen gezwungen. »Und wer wurde nun desselben kleinen Lasters bezichtigt? Sie, die Templer! Kurios, nicht wahr?«
    »Bis zu einem gewissen Punkt«, sagte ich. »Wer damals einen Ketzer erledigen wollte, beschuldigte ihn der Sodomie ...«
    »Gewiss, und denken Sie nicht, ich dächte, die Templer hätten ... Ich bitte Sie, das waren Kriegsmänner, uns Kriegsmännern gefallen die schönen Frauen. Ob mit oder ohne Gelübde, ein Mann ist ein Mann. Ich habe das hier nur erwähnt, weil ich nicht glaube, dass es ein Zufall ist, wenn katharische Häretiker in einem Templermilieu Zuflucht fanden, und in jedem Fall hatten die Templer von ihnen gelernt, wie man sich im Untergrund bewegt.«
    »Aber letzten Endes«, sagte Belbo, »sind das alles doch Hypothesen ...«
    »Ausgangshypothesen. Ich habe Ihnen nur dargelegt, warum ich darauf verfallen bin, Provins zu erkunden. Kommen wir nun zu der eigentlichen Geschichte. Im Zentrum von Provins gibt es ein großes gotisches Gebäude, die Grange-aux-Dimes, das ist der Kornspeicher, in dem man den Zehnten einlagerte, und Sie wissen, dass eines der Privilegien der Templer darin bestand, den Zehnten direkt eintreiben zu dürfen, ohne dem Staat etwas dafür zu schulden. Unter diesem Speicher, wie überall, ein Netz von Gängen, heute in sehr schlechtem Zustand. Nun also, während ich in den Archiven von Provins suche, fällt mir eine Lokalzeitung von 1894 in die Hände. Darin wird berichtet, dass zwei Dragoner, die Chevaliers Camille Laforge aus Tours und Edouard Ingolf aus Petersburg (sic, aus Petersburg), einige Tage zuvor die Grange besichtigt hätten, mit einem Wärter, und dabei auch in einen der unterirdischen Säle hinabgestiegen seien, im zweiten Stock unter der Erde, wo dann der Wärter, um ihnen zu zeigen, dass es darunter noch weitere Stockwerke gebe, mit dem Fuß aufgestampft habe, so dass man es dröhnen hörte. Der Chronist lobt die kühnen Dragoner, die sich nun mit Laternen und Seilen versahen, in wer weiß welche Höhlen eindrangen wie Kinder in ein Bergwerk und sich auf allen Vieren durch mysteriöse Gänge zwängten. Schließlich gelangten sie, sagt die Zeitung, in einen großen Saal mit einem schönen Kamin und einen Brunnen in der Mitte. Sie ließen ein Seil mit einem Stein hinab und entdeckten, dass der Brunnen elf Meter tief war ... Eine Woche später kamen sie mit stärkeren Seilen wieder, und während die anderen beiden das Seil hielten, ließ sich Ingolf in den Brunnen hinab und entdeckte eine große Kammer mit gemauerten Wänden, zehn mal zehn Meter groß und fünf Meter hoch. Nacheinander stiegen auch die anderen hinab und stellten fest, dass sie sich im dritten Untergeschoss befanden, dreißig Meter unter der Erde. Was die drei dort unten taten, ist nicht bekannt. Der Chronist gesteht, dass er, als er sich an Ort und Stelle begeben hatte, um die Sache nachzuprüfen, nicht den Mut fand, sich in den Brunnen abzuseilen. Die Geschichte erregte mich, und so beschloss ich, den Ort zu besichtigen. Doch seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts sind viele unterirdische Gänge zusammengestürzt, und wenn dieser Brunnen auch existiert haben mag, weiß heute niemand mehr, wo er sich befindet. Mir schoss durch den Kopf, dass die Dragoner dort unten etwas gefunden haben könnten. Gerade in jenen Tagen hatte ich ein Buch über das Geheimnis von Rennes-le-Château gelesen, auch so eine Geschichte, in der die Templer eine gewisse Rolle gespielt haben. Ein kleiner Landpfarrer ohne einen Pfennig und ohne Zukunft, der sich in einem Dorf von zweihundert Seelen eine alte Kirche restaurieren will, hebt im Chorboden eine Steinplatte ab und findet darunter ein Etui mit uralten Handschriften, sagt er.

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