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Das Frauen-Hormone-Buch

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Titel: Das Frauen-Hormone-Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Kleine-Grunk
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ein weiterer Aspekt bedarf der Erwähnung, wenn es um die Wirksamkeit von Hormonen geht. Viele Hormone – und das gilt insbesondere für die Geschlechtshormone – nutzen für ihre Reise durchdie Blutbahn spezielle Vehikel als Transportmittel, zumeist Proteine. Dieser »Shuttle-Service« hat durchaus seinen Sinn. Huckepack auf ihren Transportproteinen sind die Hormone gegen manche Gefahren auf ihrer Reise besser geschützt – zum Beispiel gegen Angriffe von Eiweiß abbauenden Enzymen. Gebunden an ihr Transportprotein entfalten die Hormone allerdings ihre Wirkung nicht. Dies können sie nur in freier Form, also losgelöst von ihrem Shuttle-Protein.
    Auch diese Tatsache hat für die Praxis erhebliche Konsequenzen. Wenn wir ein Hormon im Blut messen, wollen wir natürlich etwas über die Konzentration seiner wirksamen Form wissen. Je mehr Bindungsproteine allerdings vorliegen, umso weniger freies und damit wirksames Hormon steht zur Verfügung. Dies ist besonders bei der Messung von männlichen Geschlechtshormonen (auch bei der Frau) zu beachten, da diese in einem ganz besonders hohen Maße an Transportproteine binden. Die Messung des Gesamttestosterons im Blut sagt also relativ wenig über dessen Wirkung, solange man nicht gleichzeitig die Transportproteine mit misst. Nur dies erlaubt eine realistische Einschätzung des biologisch wirksamen »freien Testosterons«. In abgeschwächter Form gilt dies auch für die Östrogene.
    Was man messen kann – und was nicht
    Warum sollte man das alles wissen? Nun, zum Beispiel, um den im Labor gemessenen Hormonwerten nicht mehr ganz so vorbehaltlos zu vertrauen, wie es nicht zuletzt auch manche Ärzte immer noch tun. Denn der gemessene Wert erlaubt eben nicht immer eine wirklich klare Aussage über die hormonelle Situation. Hier müssen weitere Faktoren gesehen werden.
    Hormone werden im Blut bestimmt. Ein Hormonstatus sagt also zunächst einmal aus, welche Konzentration des entsprechenden Hormons im Blut vorliegt –, und zwar zum Zeitpunkt der Blutabnahme. Nun schwankt aber die Konzentration von Geschlechtshormonen beträchtlich – bei der Frau zum Beispiel in Abhängigkeit von ihrer Zyklusphase. Darüber hinaus gibt es auch tageszeitliche Schwankungen. Dies ist zum Beispiel bei den Androgenwerten des Mannes von großer Bedeutung.
WISSEN
Der Weg zur richtigen Diagnose
Laboruntersuchungen von Hormonwerten sind nützlich, wenn sie richtig ausgewählt und korrekt interpretiert werden. Vor allem aber sind sie ein Hilfsmittel zur Diagnosestellung. Sie sind aber nicht die Diagnose selbst. Wie bei jeder ärztlichen Konsultation, so steht auch am Anfang einer Hormonsprechstunde zunächst einmal das ausführliche ärztliche Gespräch (die Anamnese), gefolgt von der Untersuchung. Erst dann sollte darüber entschieden werden, welche Hormone bestimmt werden müssen. Und erst wenn dieses Ergebnis vorliegt, wird anhand des Gesamtbefundes beraten und entschieden, ob gegebenenfalls eine hormonelle Therapie notwendig ist. Vertrauen Sie Ihrem Arzt.
    Zum anderen sind Blutspiegel keine Gewebespiegel. In unterschiedlichen Geweben können sich Hormone ganz unterschiedlich anreichern. Und wie empfindlich diese dann auf die Hormone reagieren, hängt nicht zuletzt davon ab, wie dicht das Gewebe mit Rezeptoren besetzt ist – eine Einflussgröße, die kaum messbar ist. Und schließlich ist noch zu berücksichtigen, ob das Hormon in freier und damit biologisch wirksamer Form vorliegt, oder ob es an ein Transportprotein gebunden ist.
    Der Mensch im Mittelpunkt
    Dies alles soll nicht dazu dienen, Laboruntersuchungen schlechtzureden. Sie sind in vielen Fällen hilfreich, in manchen sogar unerlässlich. Wovor man sich jedoch hüten sollte: Eine Diagnose allein auf den gemessenen Werten aufzubauen. Allzu häufig kommen Patientinnen mit eindeutig hormonell bedingten Beschwerden in die Sprechstunde, die zwischen Ratlosigkeit und Verzweiflung schwanken, weil die bei ihnen gemessenen Hormonwerte angeblich alle »normal« seien. In vielen Fällen stellt sich dann heraus, dass entweder doch nicht alle relevanten Werte bestimmt wurden, dass die Abnahme zum falschen Zeitpunkt erfolgte oder auch einfach die Interpretation der Werte nicht richtig war.
    Umgekehrt werden Frauen gelegentlich völlig unnötig in Aufregung versetzt, weil ihre Hormonwerte angeblich krankhaft seien. So präsentierte mir etwa eine erst 30-jährige Patientin zutiefst schockiert einen Hormonstatus, aus dem hervorging, dass sie in ihren jungen

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