Das Frauen-Hormone-Buch
unerklärlichen Blutungen sind mittlerweile einem eher pragmatischen Umgang mit der Menstruationsblutung gewichen. Inzwischen wissen wir auch recht genau, welche Ursachen und Folgen die Menstruationsblutungen haben. Vor allem aber wissen wir, welcher biologische Sinn dahintersteckt. Schauen wir uns also zunächst einmal an, was genau bei den Menstruationszyklen passiert.
Die Einrichtung des Kinderzimmers
Monat für Monat wird in der Gebärmutter eine spezielle Schleimhaut, das Endometrium, aufgebaut. Dies geschieht unter dem Einfluss von Östrogenen, die in denFollikelbläschen gebildet werden, in denen die Eizellen heranreifen. Etwa in der Mitte des Zyklus, also um den 12.–14. Tag (gezählt wird vom 1. Tag der Periodenblutung) erfolgt der Eisprung. Das Follikelbläschen, welches die Eizelle freigesetzt hat, wandelt sich jetzt zum Gelbkörper. Dieser produziert ein weiteres Hormon, das sinnigerweise Gelbkörperhormon oder Progesteron (→ Seite 24 ) heißt. Im Kapitel über die wichtigsten Geschlechtshormone haben wir Progesteron bereits beschrieben und auch darauf hingewiesen, dass es die wichtigste Aufgabe des Progesterons ist, die Gebärmutterschleimhaut auf eine Schwangerschaft vorzubereiten. Dazu werden vermehrt Nährstoffe in die Schleimhaut eingelagert und zusätzliche Blutgefäße gebildet. Wird die Eizelle nicht befruchtet und kommt es somit also nicht zu einer Schwangerschaft, sinken die Progesteronspiegel etwa 10–12 Tage nach dem Eisprung ab. Diese Veränderung löst 1–2 Tage später die Abstoßung der Schleimhaut aus, und die Menstruationsblutung setzt üblicherweise ein.
Wir halten also fest:
Das Ziel des monatlichen Zyklus ist nicht die Periodenblutung, sondern das Treffen der Vorbereitungen für eine Schwangerschaft. Die Blutung ist Ausdruck der Tatsache, dass es nicht zu einer Schwangerschaft gekommen ist und der Körper einen neuen Versuch beginnt. Eine darüber hinausgehende biologische Funktion, wie etwa das Ausscheiden von Abfallprodukten, hat die Menstruationsblutung nicht.
Biologisch gesehen stellt das Ganze einen ziemlichen Aufwand dar. Man kann dies vergleichen mit einem Haus, in dem jeden Monat das Kinderzimmer völlig neu eingerichtet wird. Wurde kein Kind gezeugt, das dort einziehen kann, wird am Monatsende das gesamte Mobiliar hinausgeworfen – nur um sofort wieder erneut mit der Ausstattung des Zimmers zu beginnen.
Die Regel und ihre Ausnahmen
Der Vorgang der Menstruation läuft mit großer Regelmäßigkeit ab, etwa alle vier Wochen. Vielen Frauen gibt die monatlich einsetzende Blutung die beruhigende Gewissheit, dass »alles in Ordnung ist«. Für einen nicht unerheblichen Prozentsatz ist die Blutung aber auch eine Quelle permanenter Sorgen, Schmerzen oder Befindlichkeitsstörungen. Die Blutungen können unregelmäßig sein, zu stark, zu schwach oder schmerzhaft. Nicht zuletzt hat der Zyklus auch häufig Auswirkungen auf die Stimmung. Schauen wir uns im Folgenden einmal an, welche Ursachen derartige Blutungsstörungen haben und was man dagegen tun kann.
Die erste Frage, die es zu klären gilt:
ann ist eine Blutung eigentlich unregelmäßig? Durch die weite Verbreitung der Pille haben wir uns angewöhnt, dass der normale Zyklus genau 28 Tage hat. In der Tat stellt sich bei Pillenanwenderinnen die Blutung mit geradezu mathematischer Präzision ein. Unser innerer Impulsgeber arbeitet nicht ganz so exakt. Hier unterliegt das »Normale« einer großen Variationsbreite. Eine Periode, die regelmäßig alle 24 Tage kommt, ist also genauso normal wie ein Blutungsintervall von 34 Tagen. Unterschiedlich lang ist dabei zumeist die erste Phase, also die Follikelphase. Ist der Eisprung einmal erfolgt, setzt die Blutung ziemlich exakt nach 12–14 Tagen ein.
Die Un-Regelmäßigkeiten
Sowohl unregelmäßige als auch übermäßig starke Blutungen können zwei grundsätzliche Ursachen haben. Entweder liegen organische Veränderungen vor oder es bestehen hormonelle Störungen. Auf jeden Fall empfiehlt es sich, zunächst einmal organische Erkrankungen auszuschließen. Dies können zum Beispiel Tumoren sein, die von der Gebärmutterschleimhaut ausgehen (Polypen), oder auch die recht häufigen Geschwülste der Gebärmuttermuskulatur (Myome). Beide lassen sich durch eine gynäkologische Untersuchung mit einer Ultraschalldarstellung von der Scheide aus (Transvaginalsonografie) leicht erkennen.
Treten Blutungen nach dem Geschlechtsverkehr auf, so erfordern diese auf jeden Fall eine
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