Das Frauen-Hormone-Buch
Jahren schon keine Östrogene mehr produziere. Die Lösung des Problems: Die Patientin nahm eine Antibabypille. Dadurch werden die körpereigenen Hormone unterdrückt, da sie von dem Pillenöstrogen ersetzt werden. Der Hormonstatus zeigt bei Pillenanwenderinnen also immer niedrige Östrogenwerte. Eine derartige Interpretation liefert der computergesteuerte Laborausdruck natürlich nicht mit. Das sollte dann schon der Arzt wissen.
Beschwerden – Zeichen für eine Hormondysbalance?
Nach diesen vielen Vorbemerkungen sind Sie informiert genug, um die Ergebnisse einer Hormonbestimmung kritisch zu bewerten. Nun können wir uns dem Nutzen der Hormonbestimmung zuwenden. In den vorausgegangenen Kapiteln haben Sie schon viel über die zahlreichen und sehr vielfältigen Wirkungen von Hormonenerfahren. Diese Vielfalt erklärt, warum es keine typischen Anzeichen gibt, die etwa alle Hormondysbalancen gemeinsam hätten. So unterschiedlich wie die Wirkungen der einzelnen Hormone im Körper sind auch die Symptome, die der Mangel oder der Überschuss eines bestimmten Hormons hervorrufen kann.
Allerdings lassen sich zumindest für die Geschlechtshormone Lebensphasen identifizieren, in denen das Risiko einer hormonellen Dysbalance stark erhöht ist: die Pubertät und die Wechseljahre. Auch der Zyklus mit seinen natürlichen und notwendigen Hormonschwankungen ist häufiger Ausgangspunkt für hormonelle Probleme. Wenn Sie also Beschwerden haben und bemerken, dass diese in regelmäßigen Abständen immer in der gleichen Zyklusphase auftreten, oder wenn Ihr Alter auf beginnende Wechseljahre hindeutet, dann liegt der Verdacht einer hormonellen Störung nahe, und eine Bestimmung der Blutspiegel der infrage kommenden Hormone kann sinnvoll sein.
Das darf jedoch nicht bedeuten, dass Sie nun nur auf die Hormone setzen und auf jede andere Abklärung Ihrer Beschwerden verzichten. Wenn Sie sich schlapp fühlen, können Sie an einer Unterfunktion der Schilddrüse leiden, aber auch herzkrank sein oder eine Blutkrankheit entwickeln. Wenn Sie an depressiven Verstimmungen leiden, kann das mit den Wechseljahren zusammenhängen – aber Sie können auch gleichzeitig eine endogene Depression »ausbrüten«. Erstens kann man die Hormone (oder wahlweise die Wechseljahre) nicht für alles verantwortlich machen, und zweitens gilt auch hier der alte Medizinerspruch: »Man kann Läuse und Flöhe gleichzeitig haben!«
Da Hormone eine Vielzahl von Vorgängen im Körper beeinflussen, kann man in den seltensten Fällen einem Hormon eine einzige Wirkung exklusiv zuordnen. Umgekehrt gibt es auch keine einzige Beschwerde, die ausschließlich durch den Mangel oder Überschuss eines einzelnen Hormons hervorgerufen wird. Die nachfolgende Tabelle kann daher nur als grobe Orientierung dienen, in welcher Richtung man diagnostisch suchen könnte. Letztlich entscheidet Ihr Arzt anhand des Gesamtbildes Ihrer Beschwerden, Ihres Gesundheitszustandes und Ihrer eventuell bereits bestehenden sonstigen Erkrankungen, ob eine Hormonbestimmung sinnvoll ist.
Zu viel – zu wenig eines Hormons: Wie macht sich das bemerkbar?
Beschwerden
mögliche hormonell bedingte Diagnose(n).
(mit-) verantwortliches Hormon
Periodenblutung bleibt aus ohne Schwangerschaft
hormonell bedingtes Ausbleiben der Regelblutung (Amenorrhö)
Prolaktin (Überschuss), Östrogen (Mangel)
Hitzewallungen
Wechseljahre
Östrogen (Mangel)
Trockenheit und Faltenbildung der Haut
Wechseljahre
Östrogen (Mangel)
trockene Scheide
Wechseljahre
Östrogen (Mangel)
Harnträufeln, Inkontinenz
Wechseljahre
Östrogen (Mangel)
Schlafstörungen
Wechseljahre, Melatoninmangel
Östrogen/Serotonin (Mangel), Melatonin (Mangel)
sexuelle Unlust
Androgen- oder Gestagenmangel
Androgene (Mangel), Progesteron (Mangel), DHEA
Antriebslosigkeit
Schilddrüsenunterfunktion, Mangel an männlichen Geschlechtshormonen
Thyroxin, T 3 (Mangel), Androgene (Mangel), DHEA
Gewichtszunahme
Wechseljahre, Schilddrüsenunterfunktion, metabolisches Syndrom/Diabetes
Östrogen (Mangel), Thyroxin, T 3 (Mangel), Insulin (Überschuss)
Herzklopfen, Zittern
Schilddrüsenüberfunktion
Thyroxin, T 3 (Überschuss)
vermehrtes Schwitzen, aber keine typischen Hitzewallungen
Schilddrüsenüberfunktion
Thyroxin, T 3 (Überschuss)
verstärkte Körperbehaarung
männliches Verteilungsmuster der Haare (Hirsutismus), Hyperandrogenämie
Androgene (Überschuss)
unregelmäßige Blutungen, fettige Haut, verstärkte Körperbehaarung, Gewichtszunahme
Syndrom der polyzystischen Ovarien
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