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Das Frauen-Hormone-Buch

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Titel: Das Frauen-Hormone-Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Kleine-Grunk
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natürlich gibt es auch Risiken und Nebenwirkungen. Auf das erhöhte Thromboserisiko unter einer Hormonbehandlung haben wir bereits hingewiesen. Ebenso auf die Tatsache, dass sich dies durch die Gabe der Östrogene über die Haut weitgehend reduzieren lässt. Aber in den meisten Fällen ist es auch gar nicht das Thromboserisiko, das abschreckt. Vielmehr gibt es eine tief sitzende Angst, die seit Langem mitder Hormonersatztherapie verbunden ist. Diese Angst führt dazu, dass viele Frauen lieber über Jahre hinweg gravierende Beschwerden erdulden und wirklich leiden, als wirksame Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Angst lässt sich in drei Worte fassen: Hormone machen Krebs.
    Bereits in den einführenden Kapiteln über die Hormonersatztherapie haben wir auf die Tatsache hingewiesen, dass unter einer alleinigen Östrogengabe das Risiko für einen Gebärmutterkörperkrebs ansteigt. Dieses Risiko lässt sich jedoch vollständig ausschalten, wenn den Östrogenen die fehlenden Gestagene zugesetzt werden. Das erhöhte Risiko für einen Gebärmutterkörperkrebs, welches in den 1970er Jahren fast zu einem frühen »Aus« der Hormonersatztherapie geführt hat, lässt sich also unter der Rubrik »Problem gelöst« ablegen.
    Dies kann man von einem anderen bösartigen Tumor leider – noch – nicht sagen. Wenn es heißt: »Östrogene machen Krebs«, so ist damit inzwischen fast immer eine ganz bestimmte Krebsart gemeint: der Brustkrebs. Dass Brustkrebs zu den hormonabhängigen Tumoren gehört, steht außer Frage. Wäre es anders, so würden nicht bestehende Fälle von Brustkrebs hormonell – oder besser gesagt: antihormonell – behandelt. Die Gabe von Antiöstrogenen, welche die Hormonrezeptoren blockieren oder von Aromatasehemmern, welche die Umwandlung von Hormonvorstufen in biologisch aktive Östrogene verhindern, gehört seit vielen Jahren zum festen Bestandteil der Krebstherapie und verbessert die Heilungs- und Überlebenschancen der betroffenen Frauen deutlich.
    Ebenso ist es eine seit Langem bekannte Tatsache, dass Frauen, die sehr früh ihre erste Regelblutung haben und sehr spät in die Wechseljahre kommen, ein erhöhtes Brustkrebsrisiko aufweisen. Ein Zusammenhang zwischen Brustkrebs und Geschlechtshormonen – auch den körpereigenen – liegt also auf der Hand. Und vor diesem Hintergrund ist es durchaus verständlich, wenn Frauen mit Wechseljahrbeschwerden sagen: Da ertrage ich doch lieber meine Hitzewallungen als dass ich Brustkrebs bekomme.
    Diffuse Ängste und exakte Zahlen
    Die meisten Menschen haben ein sehr feines Gespür für Gefahren und Risiken, ohne sich jedoch ihr tatsächliches Ausmaß vorstellen zu können. Wenn es jedoch darum geht, Nutzen und Risiken gegeneinander abzuwägen – und darum geht es in der Medizin fast immer –, dann ist genau dies wichtig. Für eine objektive Risikoabschätzung benötigen wir exakte Zahlen, und die liefern wissenschaftliche Studien. Und wie in den vorausgegangenen Kapiteln, so wollen wir uns auch bei der Frage nach dem Zusammenhang von Hormonen und Brustkrebs auf die wichtigsten Studien stützen. Im Jahr 1997 erschien in der britischen Fachzeitschrift Lancet eine übergreifende Analyse zum Thema »Hormonersatztherapie und Brustkrebs«. Darin wurden 51 Studien überprüft,an denen rund 52 000 Frauen beteiligt waren. Das Ergebnis lautete: Frauen, die Hormonersatzpräparate einnahmen, hatten ein um 21 Prozent erhöhtes Brustkrebsrisiko.
    Das hört sich zunächst einmal dramatisch an. Nun lassen sich mit Prozentzahlen allerdings schnell erschreckende Rechnungen aufmachen. Ein Beispiel: Unter tausend Frauen, die 50 Jahre alt sind und keine Hormone einnehmen, werden statistisch gesehen 18 Fälle von Brustkrebs pro Jahr diagnostiziert. Bei 70-jährigen Frauen, die ebenfalls keine Hormone einnehmen, werden durchschnittlich 63 Brustkrebsfälle entdeckt. Dies bedeutet: Sie haben in 20 Jahren ihr Brustkrebsrisiko um mehr als 250 (in Worten: zweihundertfünfzig) Prozent erhöht. Und zwar ganz natürlich und einfach und allein durch die Tatsache, dass Sie zwei Jahrzehnte älter geworden sind.
    Schauen wir uns die Ergebnisse der Lancet-Studie statt in Prozenten einmal in absoluten Zahlen an, dann erscheint das Ganze bereits sehr viel weniger bedrohlich. Wie bereits gesagt, werden von tausend Frauen zwischen 50 und 70 Jahren 63 einen Brustkrebs bekommen, auch wenn sie keine Hormonpräparate einnehmen. Nach einer 5-jährigen Hormonersatztherapie sind es 65 statt 63, also genau zwei

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