Das Frauen-Hormone-Buch
Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird durch die HRT sogar stärker gesenkt als das von Nichtraucherinnen. Das ist aber kein Argument, um weiter zu rauchen – denn auf das viel niedrigere Risikoniveau von Nichtraucherinnen kommen Sie auch mit HRT nicht!
Bei beiden Formen haben Ihr Arzt und Sie eine große Auswahl an Präparaten mit den unterschiedlichsten Kombinationen von Östrogenen und Gestagenen und verschiedenen Dosierungen, sodass Sie für jede Fragestellung das passende Medikament finden können. Denn die Schlüsselworte für die HRT lauten heute: Individualisierung und Dosisreduktion. Lautete die Devise früher noch »Viel hilft viel«, so heißt sie heute: »So viel wie nötig, so wenig wie möglich.« Über zwei Drittel aller Frauen sind völlig ausreichend behandelt mit der Hälfte jener Hormondosis, die noch vor 15 Jahren als Standardtherapie galt. Und selbstverständlich wird die Hormonersatztherapie auch nicht mehr nach dem Gießkannenprinzip eingesetzt, wie es früher ebenfalls häufig geschah. Wie bei jeder Therapie gilt es, die Vorteile gegen die möglichen Nachteile abzuwägen. Bei den meisten Frauen überwiegen zwar die Vorteile. Wer jedoch ein erhöhtes Risiko für Thrombosen oder Brustkrebs hat, der sollte eher auf pflanzliche Präparate oder sonstige Alternativen zurückgreifen. Niedrig dosiert, individuell angepasst und unter Berücksichtigung eventueller Gegenanzeigen ist die moderne Hormonersatztherapie inzwischen eine sichere und nebenwirkungsarme Behandlungsform.
Pflaster und Gele – die neue Form der HRT
Nicht nur die Dosierung der Hormonersatzpräparate hat sich geändert. Auch die Zufuhr geht inzwischen andere Wege. Früher wurden Geschlechtshormone stets in Form von Tabletten verabreicht. Werden die Hormone aus dem Magen-Darm-Trakt aufgenommen, so gelangen sie jedoch als erstes zur Leber, die die Ankömmlinge erst einmal biochemisch bearbeitet. Dabei werden die Hormone teilweise inaktiviert und teilweise in eine Art Speicheröstrogen (Östron) umgewandelt, das sich immer weiter anreichert. Bei der Zufuhr durch die Haut wird diese Leberpassage umgangen. Folglich kann mit viel niedrigeren Dosierungen gearbeitet werden. Die »transdermale Substitution«, wie die Zufuhr durch die Haut mit einem Fachwort bezeichnet wird, kann entweder durch Hormonpflaster erfolgen oder durch Hormongele.
Allerdings gilt auch hier: Bei noch vorhandener Gebärmutter darf auf den Schutz der Schleimhaut durch Gestagene nicht verzichtet werden. Bei Hormonpflastern gibt es Kombinationspräparate, welche Östrogene und Gestagene zusammen enthalten. Bei der Anwendung eines Gels müssen die Gelbkörperhormone gesondert zugeführt werden, in der Regel als Tabletten bzw. Kapseln.
Das natürliche Gelbkörperhormon Progesteron ist gut verträglich, hat aber eine leichte Nebenwirkung: Es macht ein wenig müde. Diese Nebenwirkung ist jedoch oft sogar willkommen, denn viele Frauen in den Wechseljahren klagen über Schlafstörungen. Abends eingenommen hilft das Progesteron, diese Beschwerden sanft mitzubehandeln. Es wirkt wie ein mildes Schlafmittel, allerdings ohne den unerwünschten Hangover am nächsten Tag. Daneben hat Progesteron auch eine beruhigende und angstlösende Wirkung. In der Tat bindet es an den gleichen Rezeptor wie das bekannte Beruhigungsmittel Diazepam (Valium ® ).
Angesichts des allgemeinen Trends zur transdermalen Therapie, also der Zufuhr von Hormonen über die Haut, bieten manche Apotheken das Progesteron inzwischen auch in Form von Salben oder Gelen an. Da das körpereigene Gelbkörperhormon durchaus einen eigenständigen Nutzen hat, können diese Präparate sinnvoll sein. Dennoch muss ganz klar gesagt werden: Zum Schutz der Gebärmutterschleimhaut reichen die über die Haut aufgenommenen Mengen an Progesteron nicht aus. Bei vorhandener Gebärmutter ist daher die Kapselform unverzichtbar. Eine Alternative allerdings gibt es: Die handelsüblichen Progesteronkapseln lösen sich auch in der Scheide auf und werden über deren Schleimhaut aufgenommen. Die intravaginale Verabreichung ist eine Möglichkeit, die oben beschriebene Leberpassage zu umgehen.
Wie lange soll eine Hormonersatztherapie dauern?
Diese Frage ist nicht allgemein zu beantworten und zudem ein Feld heftiger Diskussionenunter den Experten. Während die einen argumentieren, dass die HRT in erster Linie zur Bekämpfung der Wechseljahrbeschwerden begonnen und nach deren Ende folgerichtig abgesetzt werden sollte, argumentieren andere mit dem
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