Das Frauen-Hormone-Buch
Fälle mehr. Wird die Hormonersatztherapie über zehn Jahre durchgeführt, steigt die Zahl auf 69. Es werden sechs zusätzliche Brustkrebsfälle pro Jahr diagnostiziert. Und auch die folgenden Ergebnisse gilt es zu berücksichtigen, wenn es um das Thema Hormone und Brustkrebs geht:
Bis zu einer Behandlungsdauer von fünf Jahren zeigte sich keinerlei Erhöhung des Brustkrebsrisikos.
Die unter einer Hormonsubstitution entstandenen Brustkrebsfälle waren sämtliche wenig aggressiv und verkürzten die Lebenserwartung der betroffenen Frauen nicht.
Die erkennbare Erhöhung der Brustkrebsrate fand sich vor allem bei Anwenderinnen von Östrogen-Gestagen-Kombinationspräparaten.
Sind die Gestagene schuld?
Insbesondere der letzte Punkt sorgte für Diskussion. Waren es vielleicht gar nicht so sehr die Östrogene, welche das Brustkrebsrisiko steigen ließen, sondern vielmehr die Gestagene? Kann es sein, dass die gleichen Hormone, die an der Gebärmutter einen Krebs verhinderten, diesen an der Brust eher fördern?
Genau diese Vermutung wird durch die bereits mehrfach erwähnte WHI-Studie bestätigt. Auch hier hatten Frauen, die Östrogen-Gestagen-Kombinationspräparate eingenommen hatten, ein um 26 Prozent erhöhtes Brustkrebsrisiko. Als dann jedoch wenig später auch der andere Arm dieser Studie veröffentlicht wurde, bei dem die behandelten Frauen ausschließlich Östrogene eingenommen hatten, zeigte sich etwas Erstaunliches: Das Brustkrebsrisiko war in dieser Gruppe nicht erhöht.
Inzwischen liegen die Ergebnisse der zwölfjährigen Nachbeobachtung der Studie vor und der Trend hat sich bestätigt. Die Frauen, die ausschließlich Östrogene genommen hatten, bekamen deutlich weniger Brustkrebs – und zwar nicht nur im Vergleich zu der Gruppe, die ein Kombinationspräparat (Östrogen/Gestagen) nahmen, sondern auch im Vergleich zu den Frauen, die ein Scheinmedikament (Plazebo) geschluckt hatten. Man muss nun nicht unbedingt so weit gehen und Östrogene als Schutzstoffe gegen Brustkrebs bezeichnen, aber eines ist inzwischen doch sehr klar. Es sind nicht die Östrogene, sondern deren Kombination mit den Gestagenen, die wesentlich für die Risikoerhöhung des Brustkrebses verantwortlich waren.
Nun wissen wir aber bereits, dass Gestagene unverzichtbar sind, solange die Gebärmutter noch vorhanden ist. Andernfalls kann es unter alleiniger Östrogentherapie zu unerwünschten Blutungen kommen. Darüber hinaus steigt nachgewiesenermaßen das Risiko eines Gebärmutterkörperkrebses. Gibt es einen Ausweg aus diesem unerwünschten Dilemma? Er zeichnet sich zumindest ab. Gestagene sind synthetisch veränderte Gelbkörperhormone. Jahrelang dominierten sie die Hormonersatzpräparate, weil sie stärker wirksam sind als das körpereigene Progesteron. Aus diesem Grund lassen sich Gestagene in Tabletten besser verarbeiten. Seit einigen Jahren gibt es jedoch die Tendenz zur »bioidentischen Hormonersatztherapie«, welche ausschließlich mit den modernen körpereigenen Hormonen arbeitet. Und inzwischen liegen auch hierzu die ersten großen erfolgsversprechenden Studien vor.
Testen Sie Ihr individuelles Brustkrebsrisiko
Kreisen Sie im Fragebogen den Punktwert der zutreffenden Aussagen ein, zählen Sie die Punkte zusammen und bewerten Sie Ihr Risiko.
Mit freundlicher Genehmigung der Bio Aging GmbH
Hormonersatz – möglichst mit körpereigenen Hormonen
Die bereits im Kapitel »Aus den Fehlern gelernt: Wie wird die HRT angewandt?«, (→ Seite 109 ) erwähnte Kombination eines Östrogengels mit einer Progesteronkapsel klingt zunächst einmal kompliziert, sie ist aber dennoch ratsam und mittlerweile auch Standard der Behandlung. Doch auch noch etwas anderes wird immer wichtiger:
Eine Erkenntnis der letzten Jahre zur Hormontherapie lautet: Wann immer möglich, sollte man die körpereigenen Hormone verwenden und nicht auf chemisch veränderte Abkömmlinge zurückgreifen. Nun gibt es bei den Gelbkörperhormonen eine Vielzahl solch synthetischer Abkömmlinge, die unter dem Oberbegriff »Gestagene« zusammengefasst werden. Diese künstlichen Gelbkörperhormone haben den Vorteil, dass sie die Gebärmutterschleimhaut häufig schon in deutlich geringeren Dosen schützen, als dies das körpereigene Hormon Progesteron tut. Diese Tatsache macht die Gestagene für die Anwendung in Pillen und Pflastern geeignet, weil bereits sehr geringe Mengen ausreichen. Hormonersatztherapie bedeutet, die fehlenden Hormone wieder zuzuführen, und dazu sollte man
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