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Das Frauenkomplott

Das Frauenkomplott

Titel: Das Frauenkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Kroneck
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gegen Spendenquittung ein bisschen von Friedberts Konto überweisen konnte, und schaltete das Gerät aus.
    Da klingelte es an der Wohnungstür. Ich blieb regungslos neben dem Laptop stehen, dessen Bildschirm mit einem Pling, das mir in den Ohren sang, in sich zusammenfiel und schwieg. Ohne mich zu bewegen, drückte ich den Bildschirm herunter, als es das zweite Mal klingelte. Die Ordner lagen alle noch auf dem Schreibtisch. Ich rührte mich nicht und lauschte auf Geräusche an der Tür. Das Blut pochte in meinen Ohren, aber Friedbert und Mari konnten es nicht sein, die hatten schließlich einen Schlüssel. Erschöpft sank ich in die Knie und hockte auf dem grauen Langhaar-Wollteppich, meine Knie umklammert.
    Es war wieder Stille in die Wohnung eingekehrt. Möglichst geräuschlos erhob ich mich und stellte die Ordner zurück zu Meuth/Neuner-Duttenhofer und neben das Fotoalbum, meinen Notizzettel und den Prospekt der »Nomburgshauser Tafel« steckte ich in eine mit Reißverschluss gesicherte Innentasche meines Rucksacks. Dann beugte ich mich vor, um den Schreibtisch zu betrachten, auf dessen Oberfläche unansehnliche Flecken durch die Gummihandschuhe zu sehen waren.
    In der Küche stand noch das Frühstücksgeschirr von zwei Personen, in der Kaffeemaschine war noch ein Rest Kaffee. Ich blieb im Türrahmen stehen und angesichts dieses einzigen Zeichens von Leben in dieser Wohnung überkam mich ein Anflug von Reue. Um dem nicht zu lange nachzuhängen, griff ich einen Lappen, befeuchtete ihn mit ein wenig Essigreiniger, der unter der Spüle stand, und ging zurück ins Arbeitszimmer, um die Chinalack-Platte um den roten Filz auf dem Schreibtisch abzuwischen.
    Es sah aus, als wäre nichts geschehen. Mit einem Blick rundum über alle Dinge, die ich berührt hatte, vergewisserte ich mich, dass alles in Ordnung war und ging mit dem Rucksack auf dem Rücken zurück in die Küche, platzierte den Lappen an Ort und Stelle. Zum Abschied warf ich noch einen Blick in die Gästetoilette, um zu überprüfen, dass ich auch wirklich keine Spuren hinterlassen hatte.
    Der Wohnungsschlüssel steckte noch von innen, ich schloss vorsichtig auf, öffnete die Tür in das stille Treppenhaus, trat hinaus und zog die Tür hinter mir ins Schloss. Möglichst geräuschlos schloss ich beide Schlösser, diesmal nahm ich gleich die richtigen Schlüssel. Ich steckte den Schlüssel zurück in meine rechte Jackentasche und ging langsam die Treppe hinunter, nicht zu schnell. Am Treppenabsatz warf ich noch einmal einen Blick zurück auf die Tür. Der Jutebeutel mit Spitzkohl und Kaffee stand weiß und leuchtend unter dem blanken Messingschild. Mit drei Sätzen sprang ich die Treppe wieder hoch und stolperte so über die letzte Stufe, dass ich um ein Haar gegen die Wohnungstür gefallen wäre. So schlug ich zum Glück geräuschlos vorher auf und rutschte auf dem roten Sisalläufer mit dem rechten Knie entlang. Ich griff den blöden Beutel und stürzte die Treppe hinunter. Auf der Straße erst versuchte ich langsamer zu gehen, musste mich aber zusammenzureißen, um nicht bis zur nächsten Straßenecke zu joggen.
    Ich zählte bis drei und ging einfach weiter. Es gab keine Eile. Zwei Straßen weiter warf ich den Jutebeutel samt Inhalt in einen großen Müllcontainer, der zum Glück nicht verschlossen war, und ging den Weg bis zum Hauptbahnhof zu Fuß.

21. Kapitel
    Ruth holte mich in Nomburgshausen vom Bahnhof ab. Sie stand auf dem Bahnsteig und ich sah sie schon bei der Einfahrt, mein Waggon fuhr fast hundert Meter an ihr vorbei und ich musste über den gesamten Bahnsteig zurückgehen. Sie kam mir langsam entgegen und als ich auf sie zuging, wusste ich nicht, was ich machen sollte. Die Tränen stiegen mir hoch und gleichzeitig lachte ich sie an.
    »Ach, Karoline!«, sagte Ruth, streichelte mir über die Wange und umarmte mich. Da fing ich an zu heulen. Sie nahm mich fest in den Arm und strich über meinen Rücken.
    »Ach, Karoline«, wiederholte Ruth. »Wir hätten das nicht tun sollen.«
    Ich löste mich ein wenig von ihr und schüttelte den Kopf. »Doch, doch!« Hätte, hätte, dachte ich an die verdammte Tante Hedwig, wir hatten aber! Es war geschehen und nun mussten wir auch tapfer dabeibleiben. Es gab nur den Weg nach vorn. Der ging erst einmal gemeinsam durch die Unterführung des Nomburgshauser Bahnhofs.
    Wir stiegen die Treppen nebeneinander hinunter und passierten den kurzen Tunnel zum Hinterausgang des Kleinstadtbahnhofs. Hier stand Ruths neuer Wagen,

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