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Das Frauenkomplott

Das Frauenkomplott

Titel: Das Frauenkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Kroneck
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ein kleiner französischer Kastenwagen.
    »Schönes Auto!«, lobte ich, als sie wir einstiegen.
    »Ja, finde ich auch. Es ist praktisch. Vor allen Dingen gut für mein neues Kräutergeschäft.« Ruth lächelte mich an und fuhr los. »Rosa ist da, und übermorgen Abend kommt Tobias für zwei Tage.« Angestrengt starrte sie auf die Straße.
    Die beiden hatten uns jetzt gerade noch gefehlt, dachte ich. Aber im Grunde war ihre Anwesenheit ein guter Test, ob wir unsere Geschichte würden durchhalten können.
    »Wir müssen aber bei unserer Version bleiben, Ruth. Auf alle Fälle!«, ließ ich meine Überlegungen vielleicht ein wenig heftig laut werden.
    »Natürlich, Karoline«, antwortete Ruth, als hätte ich sie gefragt, ob sie noch eben am Supermarkt anhalten könne, weil ich das Shampoo vergessen habe. Sie bog auf die Hauptstraße ein, die aus dem Städtchen hinaus in Richtung Eickdorf führte. Erst als sie das Ortsausgangsschild passierte, erklärte sie: »Es ist geschehen, jetzt bleibt es so, wie es ist.«
    Das Schild vor der Linde war endlich entfernt worden. Mit seinem großen Trecker pflügte Gerd den Acker, der links der Landstraße lag, dort hatte im Sommer Mais gestanden. Ruth grüßte ihn mit einer kurzen Handbewegung, bevor sie in den kleinen Schotterweg zu ihrem Häuschen einbog.
    »Wo soll ich schlafen, wenn Tobias Montag kommt?«, fragte ich, als sie den Wagen anhielt.
    »Du schläfst in deinem Zimmer, wie immer, Tobi kann unten auf dem Sofa übernachten.«
    Die Küchentür öffnete sich und Rosa kam heraus. Sie sah aus wie Ruth, zierlich und dunkel, schöner noch als ihre Mutter, und resoluter als sie. Sie riss die Wagentür auf und umarmte mich. In den Sitz gedrückt blickte ich der kleinen Rosa in die dunklen Augen.
    »Toll siehst du aus, Karoline!«, sagte Rosa und küsste mich rechts und links auf die Wangen. Nach einer kurzen Musterung ließ sie mich aussteigen.
    »Hast du nur diesen Rucksack mit?«, fragte sie, als sie mich zum Haus begleitete. Ruth nahm noch einige Einkäufe aus dem Wagen, die sie in Nomburgshausen erledigt hatte, und trug sie hinter uns her in die Küche.
    »Ja, ich bin spontan gekommen, und … ich hab ja auch immer ein paar Sachen hier.« Das stimmte, ausrangierte Kleidung lag als Landgarderobe oben in der Kommode und ich hatte ja nicht vor, wieder auf eine Silberhochzeit zu gehen.
    Rosa setzte sich im Schneidersitz mir gegenüber auf einen Stuhl am Küchentisch. »Ich war in Rom mit … José.« Rosa sah schrecklich süß aus.
    »José ist sogar schon hier gewesen!«, sagte Ruth, die den Käse vom Einkauf in den Kühlschrank legte. Rosa lächelte mich an und klimperte mit ihren schwarzen Wimpern.
    »Ja«, seufzte Rosa und schaute mich an. »Meint ihr, das war zu früh?«
    Ruth lachte und bot mir etwas zu essen an. Seit dem Frühstück in Berlin hatte ich nichts gegessen. In Hannover hatte ich zwar nicht lange auf den Regionalzug warten müssen, aber jetzt war bereits später Nachmittag.
    »Das kommt drauf an. Für was zu früh?«, nahm ich den Faden wieder auf und hob die Brauen.
    »Zu früh für … na, nicht dass er auf den Gedanken kommt, ich will ihn … haben«, erörterte Rosa, »also fest, verstehst du!«
    »Warum sollte er nicht auf diesen Gedanken kommen dürfen?«, fragte ich und fing an, mir ein Käsebrot zu machen, für das Ruth mir alles hingestellt hatte.
    »Es ist nicht gut, wenn ein Mann weiß, dass die Frau zu verliebt ist«, erklärte Rosa nun.
    »Meinst du«, fragte ich sie, »ist das deine Erfahrung?«
    »Nein, deine!« Rosa sprang vom Stuhl. »Das hast du mir noch beim letzten Mal, als wir uns gesehen haben, ins Herz gepflanzt.«
    Rosa lachte, nahm mir das Messer aus der Hand und machte sich ebenfalls ein Käsebrot. Wir saßen zu dritt am Küchentisch, tranken Tee und sprachen über Rosas Liebe, über Rom und Salamanca und Eickdorf. Ruth erzählte davon, wie weit sie mit der Vorbereitung ihres Kräuterackers war und wie die engere Zusammenarbeit mit Gerd sich angelassen hatte. Es wurde dunkel und wir bewegten uns nicht von der Stelle. Obwohl es ein bisschen kühl wurde, hatte keine von uns Lust, den Holzofen anzumachen, der in der Übergangszeit für Wärme sorgte. Es war wie früher, vor nur wenigen Jahren, als Rosa mit ihrer Mutter allein hier wohnte. Rosa war verliebt und sie war – wenn Tante Hedwig noch wäre, würde ich es sagen – »ganz entzückend«.
    Ruth und ich konnten uns nicht unter vier Augen unterhalten. Ihre Tochter durfte natürlich

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