Das Frauenkomplott
einzugeben, kam ich nach – und schwupp, sie wurde akzeptiert. Weg war das Geld. Drei Stunden könne ich mir das noch überlegen, aber ich hatte das nicht vor. Gut, dass Friedbert so ein schlechtes Zahlengedächtnis hatte.
Nachdem dieser Schritt getan war, gab es kein Zurück mehr. Mit den nächsten Überweisungen hatte ich keine Probleme. Ich bedachte jetzt zum einen Rosa und dann Tobias mit dem steuerfreien Geschenk von je 100,000 Euro von zwei unterschiedlichen Tagesgeldkonten, um die Belastungen gerecht zu verteilen.
»Dem lieben Tobias, von seinem Papa«, kommentierte ich die eine Überweisung, »Meiner reizenden Tochter Rosa, von Papi« die andere. Rosa hatte Friedbert immer Papi genannt. Ich fühlte mich sehr großzügig. Im Anschluss vermachte ich vom dritten Tagesgeldkonto der lieben Exfrau die zweite Rate von 250.000 mit dem Vermerk »Meiner lieben Ruth, weil du mir so viel gegeben hast«. Ich fand das angemessen poetisch und verließ das Konto, auf dem immer noch ein Betrag war, den ich in den nächsten 20 Jahren, selbst wenn ich ein Gehalt über der Armutsgrenze hätte, nicht würde verdienen können.
Auch das letzte Konto, ein Schweizer Konto, machte mir im Blick auf das Limit keine Probleme, es setzte lediglich meine innere Rechenmaschine in Gang und das Ergebnis meiner Berechnungen war: Betrug. Friedbert hatte wesentlich mehr verdient durch die Stühle, das Patent, den Vertrieb anderer Exquisitmöbel und zuletzt durch den Verkauf der Fabrik, als er bei Gericht und – wahrscheinlich auch bei der Steuer – angegeben hatte. Deshalb langte ich noch einmal ordentlich zu und überlegte sogar einen Moment, den Anteil von Ruth hochzusetzen. Da wir aber die Höchstgrenze festgelegt hatten, wollte ich nicht zu eigenmächtig sein. Ruth hatte schließlich ein ausgemachtes Gerechtigkeitsgefühl und ich wollte den Bogen nicht überspannen. Daher erhielt Ruth noch mal 300.000 Euro vom heimlichen Schweizer Konto.
Es gab noch ein Konto bei einer hessischen Bank, das Friedbert mit TAN-Nummern-Generator bediente. Der Generator lag in dem Regal in einer Schublade unter einer afrikanischen Skulptur mit Speer. Die Kontonummer hatte mir Mari diktiert, ich hatte sie ihr heute Morgen nach dem Diktat drei Mal wiederholen müssen. Eigentlich hatte ich alles erledigt, denn wir hatten unser persönliches Tageslimit auf insgesamt eine Million begrenzt.
Da ich aber nun schon mal hier war, klickte ich Firefox an. Das war, wie Mari mir mitgeteilt hatte, sein Browser, und dort hatte er seine Lesezeichen eingeordnet. Friedbert startete mit www.playboy.de und ich schaute in die Augen des Playmate des Monats.
Ich war noch nicht einmal eine Stunde in der fremden Wohnung und hatte alle Transaktionen bereits erledigt. Das war auch notwendig. Denn die Überweisungen mussten am selben Tag geschehen, an dem Friedbert noch in seiner Wohnung gewesen war. Heute Morgen hatte er hier mit Mari gefrühstückt und anschließend waren sie losgefahren in ein schönes Wochenende am Bodden, mit weiten Spaziergängen. Mari konnte durchsetzen, was sie wollte, und nachdem ich zugesagt hatte, loszufahren und ihr meine früheste Ankunftszeit nannte, hatte sie erst ihr Unternehmen in die Tat umgesetzt. Als ich um 11.30 Uhr die Wohnung betreten hatte, waren sie erst eine Stunde weg. So hatten wir das verabredet, und ich war sicher, dass sie es so umgesetzt hatte.
Nun war es 12.25 Uhr und alles war erledigt. Wahrscheinlich wurde ich daher übermütig. Ich lehnte mich in Friedberts schwarzem Schreibtischsessel zurück und sah auf die andere Straßenseite. Eine Frau stand am Fenster in der Wohnung gegenüber, interessierte sich aber nicht für mich.
Der Prospekt der »Nomburgshauser Tafel«, für die Ruth und Monika Schmerbusch sich engagierten, steckte immer noch in der einen Seitentasche meines Rucksackes. Im Zug hatte ich ihn wieder und wieder gelesen, um meine Gedanken zu bündeln. Jetzt holte ich ihn raus und spendete dem Verein – ach, was soll’s!, dachte ich – 50.000 Euro und vermerkte, dass 50 Prozent davon der angeschlossenen Obdachloseninitiative »Dach über dem Kopf« zukommen sollten. Außerdem ergänzte ich: »Bitte um Spendenquittung« und gab Friedberts Adresse im Hannoverschen Zooviertel an.
Die Frau in der gegenüberliegenden Wohnung blickte nun herüber, schien sich aber immer noch nicht für mich zu interessieren. Aber ich verwarf den Gedanken, im Internet noch weitere Konten von gemeinnützigen Vereinen zu suchen, denen ich
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