Das Frauenkomplott
Meinung nach zu niedrig ausgefallen, aber ich war mir nicht sicher gewesen, ob er letztlich wirklich zahlen würde. Sonst hätte ich ein teureres Restaurant vorgeschlagen. Vor der Tür verabschiedete sich Friedbert von mir nur knapp, er würde sich in den nächsten Tagen bei mir melden. Ohne Händedruck gingen wir auseinander.
Ich konnte es nicht lassen, ihm freundlich hinterherzuwinken.
8. Kapitel
Friedbert hatte recht gehabt. Im Internet war kein Eintrag über Mari zu finden. Eigentlich eigenartig, wo sie doch Seminare für verschiedene Anbieter machte. Ihr Name hätte zumindest in diesem Zusammenhang irgendwo auftauchen können. Ich versuchte es über die Titel der Seminare: »Besser verkaufen«› »Benimm für Fortgeschrittene« oder »Business und Outfit« – all die Themen, die sie genannt hatte. Aber es gab keinen Hinweis auf eine Mari Rosenberg. Möglicherweise bot sie keine Seminare mehr an und die Anbieter pflegten ihre Seiten und die alten Einträge waren gelöscht.
Jerôme schlenderte mit leichtem Hüftschwung an meiner Tür vorbei und ich schaute auf. Seit ich entschieden hatte, mich nicht weiter an dem sinnlosen Kampf um rare Stellen im Kulturbereich zu beteiligen, konnte ich ihn ohne Widerwillen registrieren. Seit einigen Tagen fühlte ich mich auf eine gewisse Weise sogar erleichtert, dass ich mich nicht mehr weiter quälen und demütigen lassen musste. So weit, es Glück zu nennen, dass Jerôme mir nicht wohlgesonnen war und mich in die Freiheit getrieben hatte, war ich allerdings nicht.
Ich ging zurück zu einer Expertise, die ich noch fertigstellen musste. Ein privater Sammler hatte angefragt, ob die Grafik, die er in Straßburg auf dem Flohmarkt gekauft hatte, wirklich von Chodowiecki war. Die beiden Kollegen aus der zuständigen Abteilung waren zu beschäftigt und so hatte Jerôme die Anfrage an mich zur Bearbeitung weitergeleitet. Das Honorar ging an das Museum. Wenn ich ein wenig berühmter auf meinem Fachgebiet gewesen wäre, hätte ich von Expertisen leben können. Aber – ich war leider nicht so berühmt.
In der Kaffeepause alberten Benjamin und Beate herum, wenn ich mit meiner Galerie selbstständig sei, könnte ich sie ja als Honorarkräfte einstellen. Wir würden den Kunstmarkt auf den Kopf stellen und schrille Trends markieren. Kunst sei doch sehr abhängig vom Marketing, und wenn man es nur geschickt anpacken würde, könnten wir den einen oder anderen Künstler schon pushen und selbst gut daran verdienen. Ich alberte mit, weil es Spaß machte, konnte mir aber erstens nicht vorstellen, dass eine gut bestallte BAT-II-Kraft wie Beate sich auf dieses dünne Eis begeben würde, und zweitens bezweifelte ich, dass sie die nötige Kreativität hätte, die sie hier gerade beschwor. Meiner durch meine Nichtverlängerung noch einmal bekräftigten Ansicht nach sind feste Anstellungen wenig geeignet, den Menschen zu beflügeln. Mein Blick auf den hübschen, aber zugegebenermaßen für mich ein wenig langweiliger gewordenen Benjamin, der doch tatsächlich ein dazu noch fast unsichtbares Bäuchlein hatte, bestätigte mein Urteil. Ich beschloss, diesen neuen kühlen Blick für meine Mitmenschen in Brot und Lohn und meine Kollegen mit Festanstellung im Öffentlichen Dienst bei meiner Therapeutin auf den Prüfstand in Sachen Neid zu stellen.
Gut gelaunt griff ich nach der Pause zum Telefon.
Mari war tatsächlich in Berlin in ihrer kleinen Wohnung. Sie hatte mir zwar ihre Handynummer gegeben, aber ich wollte sie eigentlich persönlich sprechen, darum hinterließ ich ihr eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Sie unterbrach meine launige Ansprache.
»Hallo, Karoline, ich wollte dich auch anrufen. Ich bin nämlich für drei Tage in Berlin und hätte Lust, mal wieder ins Kino zu gehen!« Sie meinte, das sei doch eine gute Gelegenheit, uns ein bisschen kennenzulernen. Sie habe an diesem Wochenende etwas in Berlin zu erledigen und würde erst am Montag früh zurück nach Frankfurt fliegen. Nächstes Wochenende sei sie in München. Ich freute mich über ihr Interesse an mir.
»Ich wollte eigentlich was mit dir besprechen.«
»Gut, gehen wir eben irgendwo einen Wein trinken.« Sie könne sich die gerade angelaufene französische Tragikomödie auch nächste Woche mit Rudolf ansehen. Es mutete mich eigenartig an, dass sie mir gegenüber vom dicken Dr. Schmerbusch als Rudolf sprach, ich nahm es aber als Zeichen ihres Vertrauens und freundschaftlicher Empfindungen für mich.
»Falls du nicht
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