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Das Frauenkomplott

Das Frauenkomplott

Titel: Das Frauenkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Kroneck
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kühl.
    »Ja, wie viel willst du denn?«, zischte er.
    Das verschlug mir jetzt wirklich die Sprache. Friedbert bot mir Geld an. Ich als arme gebildete Kirchenmaus denke an innere Werte, an die Mühe und Arbeit, die man erduldet, um etwas zu erreichen. Und an die Qualen, die er auf sich nehmen, und meine Demütigungen und Beleidigungen, die er über sich ergehen lassen musste. Aber Friedbert dachte bei »Wert« nur an Geld.
    Diese Eindimensionalität weckte mich auf. Ich ließ den Gedanken zu und fand Gefallen daran. »Wie viel ist sie dir denn wert?«, wiederholte ich nun und ließ ihn nicht aus dem Blick, damit er auf keinen Fall auf den Gedanken käme, dass ich viel argloser war, als er überhaupt vermuten konnte.
    »1.000 Euro?«, meinte er, offensichtlich doch verunsichert und irritiert, dass ich ihm wie ein amerikanischer Filmspitzel die Informationen verkaufen wollte.
    Ich sagte erst einmal gar nichts und versuchte ihn nun anzusehen wie Marlon Brando. »Willst du mich auf den Arm nehmen?«, überspielte ich meine Verblüffung.
    Friedbert sah mich mit einer Mischung aus Erstaunen und Widerwillen an. »Ist dir das zu wenig? Ich denke, du hast ab Oktober keinen Job mehr!« Das hatte er sicher von Tobias oder von Rosa, mit der er sich ja heute getroffen hatte. Rosa wusste immer alles von ihrer Mutter, sie telefonierten mindestens einmal in der Woche.
    »1.000 Euro, mein Lieber, helfen mir da nicht weiter.« Wie würde er das jetzt aufnehmen? Er schien zu überlegen, ob ich das wirklich ernst meinte.
    »Mach mir doch ein Angebot, das ich nicht ablehnen kann.« Die Sache begann mir jetzt Spaß zu machen.
    Friedbert guckte unsicher und begann offensichtlich zu denken. Er kaute dabei auf seiner Unterlippe. Er war regelrecht durcheinander, sein Bild von mir musste er neu einrichten und justieren. »Dass du so abgefeimt bist!«
    Ich blieb hart: »Wie viel?« Mein Repertoire an Gesichtsausdrücken und Verhandlungsphrasen war erschöpft und ich begann in meinen Rucksack zu kramen, als wolle ich packen.
    »2.000 Euro!«
    Ich bot ihm ein höhnisches Lachen. Dann griff ich nach meinem Rucksack, und halb erhoben flüsterte ich ihm ins Ohr: »Für diese lächerliche Summe nicht. Ich will 10.000 Euro.«
    »Du spinnst wohl!« Jetzt wurde Friedbert laut, das Pärchen vom Nachbartisch schaute schon wieder herüber. »Für das Geld kann ich ja einen Privatdetektiv beauftragen!«
    »Das kannst du. Ob du damit aber bei Mari reüssieren wirst, ist eine andere Sache!«
    Das leuchtete ihm unmittelbar ein. Bitter nickte er. Du Schlange, schien er zu denken, sprach es aber wohlweislich nicht aus. Aber er zögerte wohl auch, weil ihm nichts garantieren konnte, dass ich Mari nicht doch eine schillernde Charakterzeichnung von ihm geben würde. In diesem Fall hätte ich sein Geld und lustige Gespräche mit Mari und Ruth. Friedbert war das klar. Er kannte ja auch mich.
    »Denk nicht so viel, dabei kommt doch nichts raus. Du überweist 10.000 Euro an Ruth, Absendervermerk: Geschenk für Dich. Wenn das Geld eingegangen ist, gebe ich dir die Adresse und Telefonnummer von Mari.«
    Friedbert war überrascht. Das war eine neue Wendung für ihn, die er nicht so schnell einschätzen konnte.
    »Du hast doch letzte Woche so lieb geschrieben, dass du ihr jederzeit helfen würdest, wenn sie dich darum bittet.« Ich faltete meine Hände, stützte mein Kinn darauf und setzte abermals das liebenswürdige Lächeln auf, das ich so gut beherrsche. Er sah mich misstrauisch an und wartete, ob noch eine Gemeinheit hinterherkäme.
    »Ruth würde dich um nichts in der Welt bitten, schließlich ist es ihr Geld, auf dem du sitzt. Sie braucht aber Geld für ihr demoliertes Auto. Daher nehme ich es von dir.«
    Er schien dieses Arrangement zu erwägen und vielleicht sah er auch irgendwelche Vorteile für sich selbst. Ein gutes Gewissen, Ruth würde vielleicht demütig zu Kreuze kriechen, seine Kinder sähen weitere guten Seiten an ihm und – das Wichtigste – er käme an die Adresse der schönen Mari.
    »Keine Angst, wenn du zahlst, werde ich Mari nicht darüber ins Bild setzen, was für ein Typ du bist«, ermunterte ich ihn noch einmal.
    Er war immer noch im Zweifel. »Was hast du davon?«
    »Friedbert, wenn du das nicht weißt!«
    Friedbert stöhnte ein wenig auf, zuckte mit den Schultern und winkte der Kellnerin. »Ich muss mir das noch überlegen.« Er zahlte mit Kreditkarte und wir warteten schweigend, bis der Kellner wieder zurückkam. Die Rechnung war meiner

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