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Das Frauenkomplott

Das Frauenkomplott

Titel: Das Frauenkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Kroneck
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Wochenende entdeckte, als ihm von amtlicher Seite der Betrug an seiner Frau für rechtens erklärt wurde.
    Ich musterte ihn und entschied mich für Angriff. »Hör auf mit der Schleimerei, frei heraus: Warum wolltest du dich mit mir treffen?«
    Er tupfte sich manieriert seine Mundwinkel ab und nahm noch einen Schluck Wein, bevor er mich pikiert und geschlagen ansah: »Ich hab dich doch neulich in Nomburgshausen mit deiner Bekannten getroffen, dieser Mari Rosenberg. Nun – », dabei schaute er etwas verunsichert auf eine vorbeieilende Kellnerin und suchte mit der Zunge nach den letzten Resten seines Weißbrotes, »ich dachte, du könntest mir vielleicht sagen, wie ich sie erreichen kann?«
    An dem Punkt waren wir also. Er hatte sich von mir über eine Stunde lang beleidigen lassen, nur um Maris Telefonnummer zu bekommen. Und rückte nun damit raus. Das war schon allerhand. Offenbar hatte er großes Interesse. Mit seiner Einschätzung hatte er allerdings völlig richtig gelegen. Er wusste, dass es für mich keinen Grund gab, ihm die Telefonnummern von irgendwelchen Frauen weiterzureichen. Umsonst kam er da nicht ran, das war ihm klar, also hatte er es auf diese Tour versucht.
    Deshalb hatte er mich wohl gefragt, nachdem ich ihm aufs Hemd gespuckt und meiner Empörung genügend Luft gemacht hatte, warum ich denn mit ihm Essen gegangen sei.
    »Das frage ich mich allerdings auch, Friedbert«, versuchte ich, seine Frage zu beantworten. Ich starrte auf sein Seidenhemd, das ich ihm gerade versaut hatte, setzte mich wieder hin und ließ ihn sogar an meinen Überlegungen teilhaben. »Ich weiß es nicht. Das ist mein voller Ernst.« Und das entsprach den Tatsachen. Ich schob den Teller mit der Serviette zur Seite. Da ich eher nachdenklich als bösartig auf dem Tisch herumstarrte, um mir selbst diese Frage zu beantworten, traute Friedbert sich noch einmal, nachzulegen.
    »Ich hab’s versucht übers Internet, aber ich hab nichts gefunden. Es gibt keine Mari Rosenberg.« Er sah mich an und schien zu überlegen, ob er seinen leuchtenden Blick auflegen sollte, entschied sich aber zu seinem Glück dagegen und beobachtete mich fast ein wenig ängstlich.
    »Bist du ohne deinen Anwalt noch nicht einmal in der Lage, eine Adresse aus dem Internet herauszufischen?« In Sachen Internet bin ich einigermaßen fit, und bis jetzt habe ich jedenfalls immer alles gefunden, was ich brauchte. Dass Friedbert als Kaufmann auch an dieser Stelle unbegabter sein sollte als eine in technischen Dingen eher unterbelichtete Kunsthistorikerin, erfüllte mich mit warmer Genugtuung. Mit diesem Gefühl lächelte ich ihn ausdauernd an und schwieg.
    »Ach, Karoline«, stöhnte Friedbert, »meinst du, ich wäre sonst mit dir essen gegangen?« Und da ich nicht bereit war, mein Schweigen und Lächeln zu beenden, fuhr er fort: »Den Namen gibt es nicht, ich habe ihn nirgends gefunden. Ich weiß doch auch gar nicht, was sie macht und wo sie wohnt … und überhaupt.«
    Meine Genugtuung wuchs. Ich schwieg weiter und beobachtete ihn mit leidenschaftlicher Bosheit. Er war also gescheitert mit seinen eigenen Bemühungen, hatte auch keine Kontakte nach Nomburgshausen, um dort nachzufragen. Denn Nomburgshausen und vor allem Eickdorf waren Ruths Umgebung. Er hatte mit der Scheidung alles hinter sich lassen müssen. Ruth war wieder in die alte dörfliche und kleinstädtische Gemeinschaft eingetaucht und Friedbert war verschwunden. Er hatte dieses Kapitel seiner Geschichte in der Provinzstadt seiner Frau verbracht und mit der Scheidung waren diese Verbindungen gekappt, er hatte alles aufgeben müssen.
    Er war also – was die Kontaktdaten von Mari anging – auf mich angewiesen. Sie schienen ihm viel wert zu sein.
    Ich lächelte ihn deshalb weiter blöde an und hielt die Klappe. Mittlerweile, weil ich nicht wusste, wie ich darauf reagieren sollte. Seine Abhängigkeit von mir war die blanke Befriedigung und ich wollte diese Sekunden noch ein wenig auskosten.
    Auch er schwieg, wohlweislich, denn so weit kannte er mich, dass ein falsches Wort mich sofort zu ihm unnachvollziehbaren Reaktionen hinreißen konnte. Ich sah ihm ins Gesicht. Und im Hinblick auf die Zeit, die er mit mir hier verbracht, und die Bemühungen, die er angestellt hatte, um mich von seiner Gutherzigkeit zu überzeugen, obwohl er von vornherein fürchtete, dass das alles nicht klappen würde, sprach ich mit meiner dunkelsten Stimme: »Die Information scheint dir ja einiges wert zu sein.« Dann fixierte ich ihn

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