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Das Frauenkomplott

Das Frauenkomplott

Titel: Das Frauenkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Kroneck
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in eine Sushibar, was ich aber abgelehnt hatte. Warum sich die Welt für Sushi begeistert, hat sich mir noch nie erschließen können. Wenn nicht die Saucen dabei wären, würde alles nach gepresstem Meer schmecken.
    Nun tupfte er sich mit einer Serviette den Mund ab und begutachtete angewidert sein Seiden-T-Shirt, auf dem der Sprühregen meiner Spucke unzählige hässliche kleine Fettflecken hinterlassen hatte.
    Er hasst mich genau so wie ich ihn! Schlagartig wurde mir das klar. Warum auch sollte er mich sympathisch finden, ich hatte ihm nie einen Grund dafür gegeben. Es musste ihn regelrecht Überwindung gekostet haben, mich anzurufen, mit mir essen zu gehen, Zeit mit mir zu verbringen. Seine Antipathie war im Grunde genau so groß wie meine, logische Konsequenz meines eigenen Verhaltens ihm gegenüber. Diese Erkenntnis verblüffte mich einen kurzen Moment lang, denn schließlich bin ich bei Weitem nicht so unsympathisch wie Friedbert! Bei diesem Gedanken sah ich ihn an und musste laut über mich lachen.
    Die Gäste an den Nachbartischen drehten sich nach uns um. Friedbert war das unangenehm. »Reiß dich doch ein einziges Mal zusammen und benimm dich! Schweinerei«, setzte er hinzu und schaute wieder auf sein Hemd und dann mit gleichem Abscheu auf mich.
    »Eine Schweinerei ist es, dass du die Stirn hast, hier eine Stunde meiner Zeit zu beanspruchen, weil du spitz bist auf eine Bekannte von mir. Eine Sauerei ist das!« Ich schmiss mein Weißbrot in die Reste meiner Riñones in Aceite. »Der Herr möchte gern bezahlen«, rief ich dem Kellner zu und wollte mich erheben.
    »Warum bist du denn mit mir essen gegangen?«, hielt Friedbert mich fest und hakte sich mit dieser Frage bei mir ein. Denn ich war mir darüber immer noch nicht im Klaren.
    Fast eine Stunde, während ich meine fettige Morcilla mümmelte, hatte er mir von Tobias und Rosa erzählt. Er sei so stolz auf seinen Sohn, der jetzt bald fertig sei und möglicherweise promovieren wolle. Und sie hätten solch einen schönen Abend in der Wohnung in Nomburgshausen gehabt am letzten Freitag, hätten zusammen Wein getrunken und so richtig von Mann zu Mann gesprochen. Tobias habe ihm sogar den Schlüssel seiner Wohnung gegeben, damit der Vater, wann immer er wolle, bei ihm vorbeischauen könne in Hannover. Sie hätten jetzt beide vor, wieder mehr Kontakt zu haben. Ach ja, es sei schon toll, wenn man so einen großen Sohn habe. Auch Rosa sei so erwachsen geworden, ein wenig widerspenstig. Aber er habe jetzt seinen beiden Kindern väterlich unter die Arme gegriffen. Das sei schon toll, dieses Gefühl.
    Ich lauerte, warum er mir das alles erzählte, hielt mich bedeckt und hörte zu, um genügend Zeit zu gewinnen. Zwischendurch hatte ich sogar einmal versucht, ihm einen Gedanken, der von Sympathie getragen war, entgegenzubringen, als er sagte, Rosa sei so entzückend, weil ich seine Meinung in diesem Fall teilte. Als er aber hinzusetzte, dass sie ihn an Ruth erinnere, als sie jung gewesen sei und er sie kennengelernt habe, kam mir die Galle hoch.
    »Was soll das Geseire, Friedbert? Willst du dir so dein schäbiges Verhalten schönreden?«
    Friedbert war fast erschrocken über meine ungebremst aggressive Art und wehrte ab. So wolle er mit mir nicht über seine Ehe reden. Es habe einen fairen Prozess gegeben, und er wolle sich mit mir nicht über juristische Details auseinandersetzen.
    »Halt verdammt noch mal den Mund«, fuhr ich in seine Rede. »Weshalb muss ich denn hier mit dir meine Zeit verbringen? Du wolltest doch die ›unschöne‹ Geschichte schönen. War das eben das erste Kapitel? Dann erspar mir bitte den Rest.«
    Friedbert guckte beleidigt auf seinen Teller, riss sich aber zusammen. »Ach, ich dachte, dass du zumindest honorieren würdest, dass ich Rosa und Tobias unter die Arme greife. Ich bin sehr großzügig zu ihnen. Ich lass es immerhin nicht an meinen Kindern aus, nur weil ich getrennt bin von Ruth und sie mir den Prozess angehängt hat.«
    »Bist du eigentlich bei Verstand?« Ich musste mich beherrschen, nicht laut zu werden. »Ich schlage mir hier meine Zeit mit dir um die Ohren, weil du mir eine Selbstverständlichkeit als Großtat verkaufen willst.« Seine Uneinsichtigkeit und Selbstgerechtigkeit erschütterten mich aufs Neue. Denn er hatte – Zeichen seiner mangelhaft ausgebildeten Selbstwahrnehmung – offenbar angenommen, dass er mich beeindrucken könnte mit seinem Gesülze über seine Kinder und die Liebe zu ihnen, die er ausgerechnet an dem

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