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Das fremde Gesicht

Titel: Das fremde Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Sie mußte nur langsam gehen, einen Schritt nach dem anderen, und jede Stufe ausprobieren, bevor sie ihr ganzes Gewicht verlagerte. Sie wußte noch immer nicht, wie sie es vor zehn Jahren fertiggebracht hatte, so schwer zu stürzen. Kaum hatte sie sich auf die Treppe gewagt, fand sie sich damals in einem Krankenwagen wieder.
    Stufe für Stufe, mit unendlicher Sorgfalt, begab sie sich abwärts. Also, ich hab’s doch geschafft, dachte sie, als sie den Kellerboden betrat. Ihre Schuhspitze blieb in der Tüte mit den Lumpen hängen, und sie fiel schwer auf die Seite, während sich ihr linker Fuß unter ihr abwinkelte.
    Das Geräusch, als ihr Knöchel brach, schallte durch den dumpfen Keller.

    55
    Nach der Rückkehr ihrer Mutter zum Gasthof rief Meghan Phillip zu Hause an. Als er am Apparat war, sagte sie:
    »Ich bin froh, daß ich dich erwische. Ich dachte schon, du bist heute in New York oder bei einer von deinen Versteigerungen.«
    »Es war eine turbulente Woche. Ich hab’ gestern nachmittag Victor rausschmeißen müssen.«
    »Wieso das?« fragte Meghan, entsetzt über diesen neuerlichen Umschwung der Ereignisse. Victor mußte für sie erreichbar bleiben, während sie zu erhärten versuchte, daß er etwas mit der Petrovic-Empfehlung zu tun hatte.
    Was, wenn er jetzt die Stadt verließ? Bisher hatte sie keinen Beweis, konnte mit ihrem Verdacht nicht zur Polizei gehen. Das brauchte noch Zeit.
    »Er ist ein falscher Hund, Meg. Hat uns Kunden geklaut.
    Ehrlich gesagt, dein Vater hat direkt, bevor er verschwunden ist, ein oder zwei Bemerkungen gemacht, wonach er zu ahnen schien, daß Victor irgendeine linke Sache vorhatte.«
    »Das glaub’ ich auch«, sagte Meg. »Deswegen ruf’ ich ja an. Ich glaube, daß womöglich er den Petrovic-Brief rausgeschickt hat, als Dad weg war. Phillip, wir haben gar keinen von Dads Terminkalendern mit seinen laufenden Geschäftsterminen. Sind sie im Büro?«
    »Die hätten bei den Akten sein müssen, die ihr nach Hause mitgenommen habt.«
    »Das dachte ich auch, sind sie aber nicht. Phillip, ich versuche Annies Mutter zu erreichen. Idiotischerweise hab’ ich mir nicht ihre Privatnummer geben lassen, als ich dort war. Das Palomino Lederwarengeschäft hat sie benachrichtigt und mir dann den Weg zu ihrem Haus erklärt. Ich vermute, daß Dad vielleicht gar nicht in der Firma war, als dieser Brief über die Petrovic an Manning rausging. Das Datum ist doch der einundzwanzigste März, oder?«
    »Ich glaube ja.«
    »Dann hab’ ich einen Treffer gelandet. Annies Mutter kann es bestätigen. Immerhin hab’ ich schon den Anwalt erreicht, der mit ihr hergeflogen ist. Er wollte mir die Nummer nicht geben, hat aber gesagt, er setzt sich mit ihr in Verbindung.«
    Sie schwieg eine Weile, bevor sie fortfuhr: »Phillip, da ist noch etwas anderes. Ich glaube, daß Dr. Williams und Helene Petrovic etwas miteinander hatten, auf jeden Fall, solange sie miteinander gearbeitet haben und vielleicht auch schon davor. Und falls das zutrifft, dann ist möglicherweise er der Mann, den ihre Nachbarin gesehen hat, wie er sie in ihrer Wohnung besuchte.«
    »Meg, das ist ja unglaublich. Hast du denn Beweise?«
    »Noch nicht, aber es dürfte nicht schwierig sein, die aufzutreiben.«
    »Sei bloß vorsichtig«, warnte Phillip Carter. »Williams hat einen hervorragenden Ruf in Medizinerkreisen.
    Erwähne nicht einmal seinen Namen, solange du nicht belegen kannst, was du sagst.«

    Frances Grolier rief um Viertel vor drei an. »Sie wollten mit mir sprechen, Meghan.«
    »Ja. Sie haben mir neulich gesagt, daß Sie den Palomino-Code in all den Jahren nur ein paarmal benutzt haben. Haben Sie je bei uns zu Hause diese Botschaft hinterlassen?«
    Grolier fragte nicht, warum Meg das wissen wollte. »Ja, einmal. Das war vor fast sieben Jahren, am zehnten März.
    Annie war in einen Frontalzusammenstoß verwickelt, und man gab ihr keine Überlebenschancen. Ich hab’s bei dem Anrufbeantworter im Büro versucht, aber wie sich dann herausstellte, war er versehentlich abgestellt. Ich wußte, daß Edwin in Connecticut war, und ich mußte ihn erreichen. Er flog noch an demselben Abend her und blieb zwei Wochen, bis Annie außer Gefahr war.«
    Meg mußte an den achtzehnten März vor sieben Jahren denken, ihren einundzwanzigsten Geburtstag. Ein glanzvoller Ball mit Abendessen im Drumdoe. Der Anruf ihres Vaters damals am Nachmittag. Er habe einen Virusinfekt und sei zu krank, um fliegen zu können.
    Zweihundert Gäste. Mac mit Ginger, wie sie

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